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Aus Freundschaft wurde Liebe (German Edition)

Aus Freundschaft wurde Liebe (German Edition)

Titel: Aus Freundschaft wurde Liebe (German Edition)
Autoren: Janina Mantoni
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gekränkt war. „Entschuldige, Liebling“, bat sie hastig. „Natürlich will ich in diesen schweren Stunden an deiner Seite sein. Ich rufe Katrin gleich an, damit sie sich um alles kümmert. Sie kann mich auch morgen bei meinem Lehrer entschuldigen, damit wir früh wegkommen. Mir tut nur leid, dass meine erste Begegnung mit deiner Mutter aus einem so traurigen Anlass geschieht.“
      „ Ich hatte mir diesen Tag auch schöner vorgestellt“, gestand er. „Wir hätten den Besuch bei meinen Eltern nicht so lange hinausschieben dürfen.“ Es lag an Janina, dass sie diese Fahrt immer wieder verschoben hatten, aber er fand es unfair, sie gerade jetzt daran zu erinnern.
    * * *
      Der kleine Dorffriedhof war überfüllt mit Menschen, die sich auf den Wegen und zwischen den Gräbern versammelt hatten, um ihrem Doktor die letzte Ehre zu erweisen. Einige weinten sogar. Janina, auffallend elegant gekleidet und wunderschön anzusehen, traute ihren Augen kaum, als sie die tiefe Trauer der Dorfbewohner bemerkte. In der Stadt konnte so etwas nicht vorkommen, davon war sie überzeugt. Sie hoffte inständig, den kleinen Kirchhof bald verlassen zu können.
      Nachdem der Pfarrer den trauernden Hinterbliebenen noch einmal persönlich sein Mitgefühl ausgesprochen hatte, kamen auch die Dorfbewohner auf sie zu, um zu kondolieren. Janina fühlte sich ziemlich überflüssig dabei, sie wurde von den Leuten kaum beachtet. Zuerst war es ihr sogar recht, dass sie nicht alle die Hände nehmen musste, die sich ihrem Verlobten und seiner Mutter hinstreckten. Aber schließlich begann sie sich darüber zu ärgern, dass sie so einfach übersehen wurde. Worauf bildeten sich diese Leute denn etwas ein?
    Warum regte sie sich eigentlich auf? Sie hatte nicht vor, für immer hier zu leben. Simon konnte seine Mutter auch alleine besuchen, falls er einmal Sehnsucht nach ihr hatte. Sie konnte sich nicht vorstellen, so bald wieder einmal nach Diebach zu kommen.
      „Lass uns jetzt gehen, Janina“, sagte Simon. „Mutti kann sich kaum noch auf den Beinen halten. Wir fahren sofort nach Hause.“
      Das lange Herumstehen in ihren hochhackigen Pumps war auch für sie eine Tortour, aber dafür interessierte sich niemand. Ihr Verlobter war vollauf damit beschäftigt, sich um seine Mutter zu kümmern. Janina bemühte sich, ihren Unwillen zu verbergen.
      „Möchtest du eine Weste? Ist dir kalt, Mutti?“, erkundigte sich Simon besorgt, als sie sich daheim dann zusammen an den Kaffeetisch setzten. Luise, eine ältere Frau aus der Nachbarschaft, die im Doktorhaus gelegentlich ein wenig mithalf, hatte ihn fürsorglich für sie gedeckt. Sogar einen Hefekranz hatte sie gebacken, von dem aber niemand etwas anrührte.
      „Mir ist nicht kalt, Simon. Es war nur ein Schauer, der mir über den Rücken ging“, erklärte die alte Dame müde. „Dieser Tag war nicht leicht für uns alle. Ihr nehmt es mir bestimmt nicht übel, wenn ich mich dann gleich eine Weile hinlege?“
      „ Das ist sehr vernünftig von dir, Mutti. Danach fühlst du dich bestimmt wieder etwas besser“, meinte Simon überzeugt.
      „Ich bin noch immer ganz gerührt von der Anteilnahme der Leute“, sagte die alte Dame versonnen. „Sie haben ihren Doktor wirklich gern gehabt, das habe ich heute besonders deutlich gespürt. Aber du wirst es auch nicht schwer mit den Diebachern haben, Simon. Die meisten kennen dich ja noch von Kind an.“
      Simon schaute auf seine Verlobte. Der Ausdruck ihres Gesichts ließ deutlich erkennen, dass auch sie verstanden hatte, welche Erwartungen seine Mutter an ihn hatte. Sie schien fest damit zu rechnen, dass er die Praxis seines Vaters weiterführte. Er brachte es nicht fertig, ihr diese Hoffnung sofort zu zerstören. Später, wenn es ihr besser ging, wollte er ihr seine Lage klarmachen. Seine Handbewegung sollte Janina beruhigen, aber er war sich nicht ganz sicher, ob sie ihn verstanden hatte.
      „Der Krämer Otto will morgen in die Sprechstunde kommen, Simon“, fuhr seine Mutter fort. Sie schien von der Missstimmung der beiden nichts zu merken, die auf einmal entstanden war. „Mit seiner schweren Gicht ist er wirklich übel dran. Du kannst ihm sicher auch nicht viel helfen, aber er ist schon zufrieden, wenn er einmal mit dir darüber reden kann.“
      Simon warf seiner Verlobten einen Blick zu, der sie gerade noch rechtzeitig davon abhielt zu protestieren. Er hatte nicht vergessen, dass sie am nächsten Morgen nach Stuttgart zurückfahren
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