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Aus Freundschaft wurde Liebe (German Edition)

Aus Freundschaft wurde Liebe (German Edition)

Titel: Aus Freundschaft wurde Liebe (German Edition)
Autoren: Janina Mantoni
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wollten.
      Der Gedanke, dass eines Tages ein Fremder die Praxis seines Vaters weiterführen würde, tat ihm auf einmal weh. Er begann sich plötzlich zu fragen, ob es wirklich ein erstrebenswertes Ziel war, das er sich vorgenommen hatte. Sein Vater hatte es nie zu Ruhm und Reichtum gebracht, aber er hatte ein erfülltes, zufriedenes Leben geführt.
      „Habe ich dir eigentlich schon erzählt, dass die Patientin auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben ist, Simon?“, erkundigte sich Frau Weigand.
      „Welche Patientin, Mutti?“, fragte er ohne großes Interesse.
      „Die Frau, zu der dein Vater in der Nacht noch kommen sollte“, erklärte die alte Dame. „Am Friedhof haben sie es mir erzählt. Ich dachte, du hättest es auch gehört. Das muss ein schwerer Schlag für Frau Holzer sein. Dieser entsetzliche Nebel ist schuld an dem ganzen Unglück. Ich habe so etwas bisher noch nie erlebt. Aber jetzt lasse ich euch besser alleine“, meinte sie mit einem rührenden Lächeln und erhob sich. „Wir können ja später noch darüber reden, wie es jetzt weitergehen soll.“
      „ Ich verstehe dich nicht, Simon“, brauste Janina auf, nachdem sich seine Mutter in ihr Schlafzimmer zurückgezogen hatte. „Warum spielst du nicht mit offenen Karten? Morgen früh musst du deiner Mutter spätestens sagen, dass wir abreisen. Sie wird nicht leichter damit fertig, wenn du sie noch ein paar Stunden in dem Glauben lässt, dass du bei ihr bleibst. Ich habe den Eindruck, sie rechnet fest damit, dass du die Praxis hier in Diebach übernimmst. Das würde bedeuten, dass du am Ende deiner Karriere angelangt bist“, meinte sie spöttisch. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass du dich damit zufrieden gibst, Simon. Du kannst so viel erreichen, Liebling“, redete sie ihm zu, als sie sein missmutiges Gesicht sah. „Paps hat erst vor kurzem zu mir gesagt, dass du es mit einer klugen Frau an deiner Seite bestimmt noch weit bringen wirst.“
       Sie ließ sich auf seinem Schoß nieder und schmiegte sich an ihn. „Unsere Liebe wird ein ganzes Leben lang andauern“, meinte sie überzeugt. „Du weißt, dass ich immer zu dir halten werde, Simon.“
      Janina war seine große Liebe. Er konnte sich keine andere Frau an seiner Seite vorstellen. Ihre Lippen trafen sich zu einem langen Kuss. Dabei schob sich auf einmal das traurige Gesicht seiner Mutter vor seine Augen. Simon wusste, dass er ihr schon bald sehr weh tun würde. Aber hier ging es auch um sein Lebensglück, um seine Zukunft. Seine Mutter hatte ihn immer verstanden. Sie liebte ihn. Darum würde sie auch versuchen, seine Gründe zu verstehen.
    * * *
      War das die Türklingel, die sie eben gehört hatte? Alma Weigand setzte sich verschlafen in ihrem Bett auf und horchte. Als es still blieb, ließ sie sich noch einmal in ihre Kissen fallen. Sie wollte sich gerade die Decke über den Kopf ziehen, als es erneut klingelte. Auf ihrem Wecker war es gerade sieben Uhr früh, stellte sie fest. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wer um diese Zeit schon etwas von ihr wollte.
      Vielleicht ein Notfall, schoss es ihr durch den Kopf. Ihr Sohn hatte die Praxis noch nicht offiziell übernommen, aber die Leute wussten natürlich, dass er da war.
      So schnell es eben ging, verließ sie ihr warmes Bett. Sie zog sich ihren Morgenmantel über, ehe sie zur Haustür lief. „Frau Bürgermeister, Sie?“, fragte sie verblüfft, als sie die Besucherin erkannte. Ihrem Aussehen nach zu schließen musste die Frau in höchster Eile das Haus verlassen haben. „Ist etwas passiert?“
      „ Mein Mann braucht dringend einen Arzt, Frau Weigand“, berichtete die Besucherin erregt. „Er kann sich nicht mehr bewegen. Ich weiß nicht, was auf einmal mit meinem Mann los ist. Er stand schon beinahe aufrecht, als er plötzlich laut aufschrie und auf sein Bett zurückfiel.“
      „ Soweit ich das beurteilen kann, kommt ihr Mann sicher bald wieder auf die Beine“, versuchte die Arztfrau sie zu beruhigen. „Mit einer krampflösenden Spritze...“
      „ Darum bin ich ja hier“, unterbrach sie die Frau keineswegs beruhigt. „Sein Ischiasnerv spinnt wieder herum. Dabei muss er schon in drei Stunden auf dem Stuttgarter Flughafen sein. Diese Dienstreise war schon lange geplant, und mein Mann hat sich doch darauf gefreut. Ihr Mann hat ihm doch schon einmal geholfen, Frau Weigand.“ Erschrocken schwieg sie. Es war nicht gerade taktvoll von ihr, an einer frischen Wunde zu rühren.
      Alma
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