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Aus Freundschaft wurde Liebe (German Edition)

Aus Freundschaft wurde Liebe (German Edition)

Titel: Aus Freundschaft wurde Liebe (German Edition)
Autoren: Janina Mantoni
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waren es nicht bis nach Steinheim. Als Landarzt war ihr Mann ja daran gewöhnt.
      Alma Weigand wartete lange vergeblich darauf, wieder einschlafen zu können. Sie versuchte ihre Ängste zu verdrängen, aber es gelang ihr nicht. Ihre Nervosität nahm schließlich derart zu, dass sie es in ihrem Bett nicht mehr aushielt. Nur dieses eine Mal sollten sich ihre schlimmen Vorahnungen nicht bewahrheiten, wünschte sie sich von ganzem Herzen, während sie mit brennenden Augen aus dem Fenster starrte, ohne auch nur einen Zweig der großen Konifere erkennen zu können, die dicht vor dem Schlafzimmerfenster in ihrem Vorgarten stand.
      Doktor Weigand war inzwischen in seine Garage geeilt, in die er auch vom Inneren des Hauses gelangen konnte. Nie hatte seine Frau bisher irgendwelche Einwände gehabt, wenn er nachts zu einem Patienten aufbrechen musste. Er fragte sich verwundert, warum sie ihn ausgerechnet heute davon abhalten wollte, seine Pflicht zu tun. Fünfundzwanzig Jahre war es nun schon her, seit er mit seiner jungen Frau und dem damals zehnjährigen Sohn ins Fränkische gezogen war, um sich hier als Landarzt niederzulassen. Er hatte das Landleben lieben gelernt und konnte sich kaum vorstellen, wieder in der Stadt zu leben. Eines Tages würde auch sein Sohn begreifen, dass sein Platz hier in Diebach war. Er freute sich auf den Tag, an dem er Simon die Praxis übergeben konnte. Dann wollte er mit seiner Frau die Welt bereisen. Sie hatten beide noch nicht viel davon gesehen.
      Wie eine Wand stand der Nebel vor ihm, als er aus der Garage fuhr. Der Arzt ließ die Scheinwerfer aufleuchten, aber auch damit erreichte er nichts. Ob Doktor Körner deshalb...? Unwillig wehrte er sich gegen den Verdacht, auf den ihn seine Frau gebracht hatte. Der Kollege war sicher gerade nicht erreichbar, als ihn Frau Holzer anzurufen versuchte.
      Der Arzt bog in die Hauptstraße ein, die fast schnurgerade in den Nachbarort führte. Obwohl die Sicht unverändert schlecht blieb, steigerte er sein Tempo zusehends. Auf dieser Strecke gab es keinen Stein, den er nicht kannte. Außerdem glaubte er, sich darauf verlassen zu können, dass bei diesem Nebel niemand mehr ohne zwingenden Grund unterwegs sein würde. Die Angst, er könnte zu spät kommen, trieb ihn vorwärts.
      Sein Atem stockte vor Entsetzen, als auf einmal das milchige Licht zweier Scheinwerfer vor ihm auftauchte. Zum Bremsen war es bereits zu spät. Er riss das Steuer herum. Es war die einzige Möglichkeit, noch etwas zu retten. Panik erfasste ihn, als er das dunkle Ungetüm auf sich zukommen sah. Verzweifelt trat er noch auf die Bremse, aber das Unglück war nicht mehr aufzuhalten.
    * * *
      „Sie werden am Telefon verlangt, Herr Doktor. Ich habe das Gespräch ins Ärztezimmer gelegt.“
      Simon Weigand schaute auf. Er war gerade dabei, einem jungen Mann den Fuß zu verbinden, dem schon zum dritten Mal eine Dornwarze operativ entfernt werden musste, weil sie sich immer wieder neu bildete. Dem Gesichtsausdruck des Arztes war deutlich anzumerken, dass ihm die Störung nicht gerade willkommen war. Wer ist denn am Apparat, wollte er die Schwester sofort fragen, aber dann verzichtete er darauf. Die Antwort glaubte er bereits zu kennen. Seine Verlobte würde sich wohl nie damit abfinden, dass er nicht ständig aus seiner Arbeit herausgerissen werden wollte.
      „Machen Sie doch bitte Herrn Dänzer allein fertig, Schwester Inge“, bat er die ihn begleitende Stationsschwester. „Ich bin gleich zurück.“
      Leiser Unwille schwang in seiner Stimme mit, als er sich dann am Telefon meldete. „Mutti, du?“, kam es verblüfft über seine Lippen, als sich die Anruferin meldete. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Irgendetwas musste passiert sein, sonst würde ihn seine Mutter doch nie im Krankenhaus anrufen. Außerdem hatte er doch erst am Vortag aus der Wohnung mit seinem Vater gesprochen. „Was ist los? Warum rufst du an?“, fragte er angstvoll. „Wie geht es Vati?“
      Eine Weile blieb es still in der Leitung. „Dein Vater hatte einen Unfall. Er ist tot, Simon.“
      „ Das ist nicht wahr! Sag, dass es nicht wahr ist“, verlangte er mit sich überschlagender Stimme. „Gestern erst hat er mir noch am Telefon versichert, dass es ihm blendend geht. Sein Herz...“
      „ Es war ein Unfall mit dem Auto, Simon“, wiederholte sie nun wieder gefasster. „Er war unterwegs zu einer Patientin, als es geschah. Ich habe genau gespürt, dass ein Unglück passieren wird, aber du
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