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Aus Freundschaft wurde Liebe (German Edition)

Aus Freundschaft wurde Liebe (German Edition)

Titel: Aus Freundschaft wurde Liebe (German Edition)
Autoren: Janina Mantoni
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dicken Baumwollstrumpf spürbar waren. „Ich brauche einen Röntgenbefund, ehe ich etwas dazu sagen kann, Frau Krämer“, sagte er vorsichtig.
      „Das hat er doch schon alles gemacht. Arthrose hat er festgestellt. Kein Wunder bei der schweren Bauernarbeit, die ich so viele Jahre lang machen musste. Ich zweifle ja nicht an seiner Diagnose, die Salbe taugt nichts, Simon. Mein größter Wunsch ist es, dass diese entsetzlichen Schmerzen endlich wieder aufhören, aber das tun sie wohl erst, wenn ich da oben im Himmel bin. Die haben es halt gut“, meinte sie seufzend.
      Die Frau tat ihm leid. Er war noch ein Kind, als sie damals in den großen Bauernhof eingeheiratet hatte. Sie hatte wahrlich kein leichtes Leben. „Woher wollen Sie denn wissen, dass es die da oben besser haben, Frau Krämer?“, fragte er scherzend.
      „Da fragst du noch? Bisher ist noch keiner wiedergekommen. Für mich ist das ein deutlicher Beweis, dass es dort an nichts fehlt.“
      „ So kann man es natürlich auch sehen“, bestätigte der Arzt schmunzelnd. „Ich würde mir aber trotzdem noch eine Weile Zeit damit lassen, Frau Krämer. Es gibt doch verschiedene andere Behandlungsmethoden, mit denen wir eine Besserung erreichen können. Geduld werden Sie allerdings brauchen. Wenn alles nicht hilft, müsste ich in die Gelenke spritzen. Das ist aber leider sehr schmerzhaft.“
      „ Schlimmer als das, was ich jetzt leiden muss, kann es auch nicht sein“, meinte die Patientin unbeeindruckt. „Ich wäre ja schon froh, wenn ich am Sonntag wieder zur Kirche gehen könnte.“
      „ Das wird schon wieder“, tröstete er sie, während er darüber nachdachte, welche Arznei ihr noch Linderung verschaffen konnte.
      „Ich bin froh, dass du jetzt da bist. Simon“, versicherte ihm die Bäuerin, als er sie dann zu ihrem Enkel hinausbegleitete, der im Wagen auf sie wartete. „Du bist ja doch einer von uns, da hat man gleich ein besseres Gefühl.“
      Simon lachte in sich hinein, als er in seine Praxis zurückging. Den Satz hatte er in ähnlicher Form schon einige Male zu hören bekommen, seitdem die
    Leute wussten, dass er endg ültig hierbleiben würde.
      Er holte den nächsten Patienten in sein Sprechzimmer. Es war ein junger Mann, der nur vorübergehend im Ort wohnte, weil er hier mit Gleisarbeiten beschäftigt war.
      Es war schon dunkel draußen, als der letzte Patient dann die Arztpraxis verließ. Simon wollte sich gerade umsehen, was seine Mutter zum Abendessen für ihn vorbereitet hatte, als das Telefon klingelte. Er war verwundert, als er die Stimme seiner Mutter vernahm. Sie klang sehr beunruhigt.
      „Ich weiß nicht, was ich tun soll, Simon“, jammerte sie. „Mein Wagen springt nicht an, und ich habe Susi versprochen, dass ich sie von der Arbeit abhole, weil sie ihr Auto zur Inspektion bringen musste. Der letzte Bus ist leider auch schon weg. Wahrscheinlich steht sie jetzt vor dem Bürgermeisteramt und wartet auf mich. Ich weiß, du kannst jetzt auch nicht einfach weg, aber vielleicht könntest du jemand zu ihr schicken, der ihr Bescheid sagt.“
      „ Dein Auto ist doch noch fast neu“, stellte er verwundert fest. „Heute Mittag fuhr es noch tadellos.“
      „ Es springt aber nicht an“, erwiderte sie unglücklich. „Ich habe doch keine Ahnung, was da los ist.“
      „ Ich bringe Susanne nach Hause und schaue mir deinen Wagen einmal an“, entschied er. „Das heißt aber nicht, dass ich viel davon verstehe. Im Notfall musst du eben mit mir heimfahren.“
      Er schlüpfte in seine Lederjacke und fuhr sich mit einer Bürste durch die Haare, ehe er zu seinem Wagen ging.
      Schon von weitem sah er die junge Frau vor dem Bürgermeisteramt auf und ab gehen. Sie beachtete ihn nicht, als er langsam herankam. Offensichtlich wartete sie auf das rote Auto seiner Mutter.
      Er stieß die Wagentür auf und fragte: „Würdest du ausnahmsweise auch mit mir fahren, Susanne?“
      Sie blieb erschrocken stehen. „Simon, du?“, fragte sie gedehnt. „Ich warte auf deine Mutter.“
      „ Ich weiß. Sie hat mich geschickt, weil sie Probleme mit ihrem Wagen hat. Steigst du nicht ein? Du siehst aus, als ob dir schon kalt geworden wäre.“
      Sie setzte sich neben ihn. Das unerwartete Wiedersehen brachte ihr Herz zum Rasen. „Musst du denn jetzt nicht mehr in deiner Praxis sein?“, fragte sie verlegen.
      Er griff über sie hinweg und zog die Tür zu. „Ich wollte dich sehen, darum bin ich hier“, erklärte er.
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