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Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)

Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)

Titel: Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)
Autoren: Ulrike Duprée
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nur etwas für reiche und gut betuchte
Männer, und du bist weder das eine noch das andere. Davon
abgesehen habe ich bereits andere Pläne für dich. Und ich will
nun nichts mehr von diesen Dingen hören.“
„Aber dann werde ich ganz sicher wie Tante Petsi enden! Und
zwar schon mit siebzehn!“
„Schluss jetzt!“, rief er und schlug auf den Sekretär, „ du tust
was ich
dir
sage,
und
weil ich
es
sage! Hast
du mich
verstanden! Ich habe schon genug Plagen am Hals. Aber du
bist die Schlimmste von allen!“
Vell sah wie er zitterte. Sein Gesicht wurde rot, und er
atmete durch die Nase.
„ Jetzt geh!“, rief er , „verschwinde na los !“
Velura war erstarrt, wusste nicht was sie tun sollte.
Doch ihr Großonkel meinte es ernst
„Wie ihr wünscht!“, fauchte sie.
In Wahrheit hätte sie ihn am liebsten angeschrien. Diesen
verbitterten alten Affen. Er war ihr ohnehin egal, so wie sie
ihm
egal war
und daran
würde sich
auch
nichts mehr
ändern.
In stillem Hass lief sie hinaus in den Gang und dann weiter
die Treppen hinauf in ihr Zimmer. Es lag oben im Turm und
war das Letzte unter dem Dach.
Wütend öffnete sie die Tür, um sie dann laut hinter sich zu
zuschlagen. Die langen, grünen Vorhänge waren noch vor
die Fenster gezogen und ihr großes Himmelbett blieb ihr
letzter und einziger Zufluchtsort. Oft fragte sie sich, wie es
gewesen wäre, Eltern zu haben. Eltern die sie liebten, oder
sich ab und an um sie Sorgen machten. Aber alles, was ihr
von ihnen blieb, war eine Kette. Sie griff an ihren Hals, um
sie zu betrachten. Es war ein silberner Anhänger, mit zwei
verwobenen
Schlangen.
Als Kind hatte sie sich
immer
vorgestellt, dass die beiden lebendig waren und oft mit
ihnen gesprochen. Aber die Erinnerung daran drohte immer
mehr zu verblassen und vielleicht hatte sie sich alles nur
eingebildet.
Die Momente kamen
und gingen,
wie der
Takt
ihres
goldenen Zeitanzeigers. Mit dem Gesicht einer Sonne stand
er
neben
ihrem Bett
und teilte den Tag in
endlose
Augenblicke. Heute dauerten sie besonders lange, beinahe
eine Ewigkeit.
Wie aus weiter Ferne, vernahm sie auf einmal ein Poltern.
Es näherte sich von der Treppe und wurde mit der Zeit
immer lauter. Martha, wer sonst. Bald schon hatte sie ihre
Tür erreicht und ein breites Tablett schob sich durch ihre
Zimmertür. Darauf dampfte eine Porzellankanne.
„ Ich will nichts! Geh und lass mich in Frieden.“
„ Wie du meinst“, gab die Dicke zurück, „ dann stelle ich es
eben neben dein Bett .“
„ Ich sagte nein !“
„ Es ist nur Kakao“, erwiderte Martha unverständig, „ und es
wäre doch schade drum.“
„ Es ist nur schade, dass du so eine miese Petze bist! Du hast
dich schon wieder bei ihm ausgelassen .“
„ Ich mache mir eben Sorgen um dich, und dein Großonkel
ebenso.“
„Sorgen! Ich bin seine Gefangene, weiter nichts!“
„Ich weiß, dass es nicht leicht für dich ist“, lenkte Martha ein,
„ aber dein Onkel hat deinem Vater nun mal versprochen, dass
er auf dich aufpasst.“
„Als ob die Welt dort draußen böse wäre! Ich will doch nur ein
paar Freunde finden, oder ab und an in die Stadt fahren!“
„Morgen gibt dein Onkel ein Fest“, erinnerte Martha, „ dann
wirst du wohl etwas Abwechslung haben.“
„Und wenn schon! Ich soll sowieso nur in der Ecke stehen und
so tun, als wäre ich schwachsinnig!“
„Was bist nur für ein Sturkopf!“, murrte die Dicke , „hilf mir
lieber wenn dir langweilig ist, anstatt den ganzen Tag nur
herum zu maulen.“
„Das hier ist immer noch mein Zimmer“, bestimmte Vell, „ du
kannst ja gehen, wenn es dir nicht passt! “
„Was soll das denn bitteschön heißen?“
„Dass ich genug von dir habe! Und nun geh endlich! “ Martha verstummte und zog ihre breite Stirn in Falten.
„ Ganz wie du willst“, drohte sie , „aber ab morgen sieht dein
Tag anders aus, junge Dame. Dann ist Schluss mit dem
ganzen Affenzirkus!“
Zornig humpelte die Dicke
zur Tür und zwängte sich
beleidigt hinaus. Geblieben war nur der süßliche Geruch
ihrer Seife und eine Kanne voll Schokolade.
Vell ignorierte sie dennoch
und ging stattdessen
zum
Fenster, um Tageslicht herein zu lassen. Von hier aus hatte
sie Blick
auf den Garten,
auf die große Eiche und die
Schwalben die sie umkreisten. Der Himmel über ihr war
wolkenlos, strahlend blau. Es würde ein sonniger heißer Tag
werden. Ein Tag, wie sie ihn sich seit Wochen gewünscht
hatte, nur, dass er diesmal ohne sie stattfand.


    Erst in den frühen Abendstunden
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