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Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)

Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)

Titel: Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)
Autoren: Ulrike Duprée
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Mittag war. „ Velura!“
„ Sofort!“, versprach sie und sprang aus dem Bett, „ ich stehe
gerade auf.“
In Wahrheit rannte sie erst zum Fenster. Der Griff war so
fest wie am Tag zuvor. Dann zur Tür. Großer Gott. Der
Schlüssel! Ängstlich starrte sie auf das goldene Schlüsselloch
und sah, dass er bereits fest darin steckte.
„Velura!“
„Ja Moment!“ Ihre Hände zitterten. Wie in Trance drehte sie
ihn um und hörte kurz darauf das vertraute Knacken. Schon
im nächsten Moment zwängte sich Marta hindurch. In ihren
Händen trug sie einen Berg voller Kleider. „ Schnell, schnell“, drängte die Dicke, „ wir müssen dich anziehen
„Ja gut“, murmelte Vell,. Aber in Gedanken war sie Meilen
weit weg. Etwas ging hier vor, etwas Unheimliches und sie
musste herausfinden, was.
Doch
wie
gewohnt,
folgte
zuerst
die
Prozedur
des
Ankleidens. Der
gestrige Streit
schien
zum
Glück wie
vergessen und sie nahm an, dass Martha heute dafür zu
beschäftigt war.
Ein Segen, denn es gab wichtigere Dinge. Und während die
Dienerin sie frisierte, rätselte Vell über den Schlüssel in
ihrer Hand.
„ Ist in letzter Zeit etwas verschwunden? Egan sagt, es wurden
Eier gestohlen .“
„ Das war sicher ein Fuchs “, versicherte Martha , „wir hatten
schon einen im letzten Jahr.“
„Und sonst?“
„Nicht, dass ich wüsste. Warum fragst du?“
„Nur so.“
„ Du weißt, dass wir heute Abend Gäste bekommen“, mahnte
Marta, „ der Syrer erwartet mehr als dreißig Personen.“
„So viele?“
„Er möchte, dass ich dich rechtzeitig vorbereite. Außerdem ist
er nach dem Frühstück spazieren gegangen und ich will nicht,
dass er dich wieder im Park erwischt.“
„Er geht spazieren? Aber das tut er doch sonst nie.“
„Heute schon und du bleibst schön, wo du bist, verstanden?“
*
    Aber Vell hatte längst eigene Vorstellungen, vor allem was
ihren
Hausarrest
betraf.
Sie
wartete noch
bis Martha
gegangen war und schloss dann von außen die Tür. Wenn
sie richtig lag,
blieb
ihr genau
eine Stunde
bis zum
Mittagessen. Und da der Syrer gerade im Park spazieren
ging, konnte er nicht gleichzeitig in der Bibliothek sein.
Dort gab es unzählige Bücher, über die unterschiedlichsten
Phänomene.
Geister
waren
in
alten
Häusern
ja keine
Seltenheit. Und vielleicht war es nun ihre Aufgabe, eine
gepeinigte Seele ins Licht zu führen. Die dunkle Einhorntür
war
nur angelehnt.
Vell
schob sie vorsichtig auf
und
schlüpfte
hinein.
Wie
gewohnt
roch
noch
alles nach
Pfeifenqualm. Der Schreibtisch war heute verwüsteter denn
je und es sah so aus, als ob ihr Onkel gerade in schwerer
Arbeit steckte. Ein Sammelsurium aus Papieren stapelte sich
zu
hohen Türmen,
Flaschen
und
ein
dazwischen
standen kleine braune
    Tablett
mit
noch
unberührten
Trüffelpasten. Trüffelpasten! Warum auch nicht? Mit beiden
Fingern fischte sie eine Große vom Teller und stopfte sie
sich in den Mund. Noch während sie aß, fiel ihr auf einmal
ein
zerknitterter
Brief
ins Auge.
Er war
auf
Pergament
geschrieben und lag geöffnet auf dem Sekretär.
    Verehrter Arthur,
Ich bin überaus glücklich zu hören, dass ihr euch trotz eurer
Bedenken zu unserem Abkommen durchringen konntet. Auch
wenn ihr vielleicht Zweifel hegt, so seid dennoch versichert,
dass euer Besitz bei mir in den besten Händen sein wird. Noch
in
dieser
Woche werde
ich
kommen,
um
alles
selbst
zu
inspizieren.
Darüber
hinaus,
werde
ich
alle
nötigen
Vorkehrungen treffen, die nach eurem Ableben notwendig
sind. Bis dahin gehabt euch wohl und möge Gott eurer Leiden
erleichtern. In tiefster Verbundenheit,
Lord Seraphim
Veluras Atem stockte.
Sie hatte die Pastete hinunter
gewürgt, fühlte aber, dass sie noch in ihrem Hals steckte.
Der Brief in ihren Händen zitterte. Sie las ihn noch ein
zweites, ein drittes Mal und versuchte, zu begreifen welche
Worte dort lauerten. Sollte das etwa bedeuten, dass ihr
Großonkel mit seinem Ende rechnete? Und wer in Gottes
Namen
war
dieser
Lord
Seraphim?
Ihr Blick
schweifte
umher und fiel auf die vielen Violen. Es waren insgesamt
sieben, die meisten geöffnet. Sie nahm eine und hielt sie
sich unter die Nase. Die Flasche war leer, roch aber scharf
und berauschend nach Alkohol. Darauf war eine Aufschrift. Rumex Vimensis ? Was für ein merkwürdiger Name!
Hastig stellte sie das Fläschchen zurück und lief hinüber in
die Bücherabteilung. Sie beherbergte mehr als zehntausend
Buchrücken. Die meisten davon waren alt und gehörten zu
dem Archiv, das ihre lichtscheuen
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