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Auf keinen Fall Liebe

Auf keinen Fall Liebe

Titel: Auf keinen Fall Liebe
Autoren: Marina Schuster
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unerklärlichen Drang verspürte, genau das Gegenteil zu tun.
    »Ich … ich …«, begann sie stotternd und hielt dann völlig konfus inne, während ihr hilflos durch den Kopf schoss, wie gut er in der schwarzen Hose und dem dunkelgrauen Hemd aussah.
    »Wovor haben Sie eigentlich solche Angst?«, fragte er im gleichen Augenblick unvermittelt.
    Sie starrte ihn an, bemerkte die Herausforderung in seinem Blick und ihr Kampfgeist erwachte. Auf gar keinen Fall würde sie sich von ihm einschüchtern lassen.
    »Ich habe keine Angst«, betonte sie kühl, »Oder sollte ich welche haben?«
    In seinen grauen Augen blitzte es kurz auf. »Das müssten Sie besser wissen als ich.«
    »Dr. Clarke«, sagte sie jetzt in einem übertrieben nachsichtigen Ton, in dem man üblicherweise mit kleinen Kindern oder demenzkranken Patienten sprach, »Lassen wir doch die Spielchen und kommen zur Sache.«
    »Gerne«, nickte er, und der Blick, mit dem er sie von Kopf bis Fuß musterte, ließ deutlich erkennen, woran er dachte.
    Mit eiserner Selbstbeherrschung ignorierte sie die Hitze, die in ihr aufstieg, und fuhr sachlich fort: »Ich bin damit einverstanden, dass Sie die Praxis übernehmen. Mein Vater hat das so mit Ihnen vereinbart, und ich will Ihren Plänen nicht im Weg stehen. Ich werde noch für eine kurze Zeit hier sein, bis alles geregelt ist, danach haben Sie das Haus für sich. Sie können also so lange hierbleiben, wie Sie möchten.«
    Sie hielt inne und schaute ihn abwartend an. Doch er reagierte nicht, lediglich der zufriedene Ausdruck in seinem Gesicht machte ihr klar, dass er mit keiner anderen Entscheidung gerechnet hatte. Fast bereute sie schon wieder, dass sie sich darauf eingelassen hatte, aber jetzt war es zu spät.
    »Das war alles, die weiteren Dinge können wir in den nächsten Tagen besprechen, ich denke, wir werden uns da einig.«
    »Das denke ich auch«, erwiderte er, und zum ersten Mal seit ihrer Ankunft sah sie ihn lächeln.
    Seine Augen funkelten, und neben seinen Mundwinkeln bildeten sich zwei Grübchen.
    Fasziniert starrte sie ihn an, fragte sich, wie es sich wohl anfühlen mochte, von diesem Mund geküsst zu werden.
    Abrupt drehte sie sich um und packte die restlichen Teller in die Spülmaschine, gab ihm damit zu verstehen, dass das Gespräch beendet war.
    »Ihre Tante sagte, dass Sie Emily in Ihr Zimmer gebracht haben?«, wollte er wissen.
    »Ja, sie schläft, und wenn Sie einverstanden sind, kann sie ruhig dort bleiben«, bot sie ihm an, ohne sich umzusehen. »Möchten Sie nochmal nach ihr sehen?«
    »Nein, ich bin mir sicher, dass sie in Ihrem Bett gut aufgehoben ist.«
    Der Ton in seiner Stimme jagte ihr erneut einen Schauer über den Rücken.
    »Gute Nacht Dr. Clarke«, wünschte sie ihm frostig.
    »Bis morgen.«
    Sie hörte ihn zur Tür gehen, dann blieb er noch einmal stehen.
    »Übrigens – ich spiele nur, wenn ich weiß, dass ich gewinne«, sagte er leise.
    Sekunden später fiel die Haustür ins Schloss, und Faith hatte plötzlich das unbestimmte Gefühl, dass ihre Entscheidung ein Fehler gewesen war.
    Gemächlich spazierte Lucian durch die nächtlichen Straßen zur Pension.
    Mit seinen Gedanken war er bei dem vorangegangenen Gespräch, und ein kleines Lächeln spielte um seine Mundwinkel.
    Faith Havering war bei weitem nicht so spröde, wie sie vorgab, das hatte er deutlich bemerkt, und unbewusst hatte er seine To-do-Liste um einen Punkt erweitert: Er wollte diese Frau erobern.
    Ihm war klar, dass es verrückt war, dass er in seiner Situation überhaupt nicht an so etwas denken sollte. Doch Faith weckte Sehnsüchte in ihm, die er seit langer Zeit nicht mehr verspürt hatte.
    Sie sprach all seine Instinkte an, riss ihn hin und her zwischen dem Wunsch, sie zu beschützen und dem Verlangen, sie zu besitzen.
    Noch nie zuvor hatte eine Frau seine Sinne so sehr angeregt wie Faith. Nicht die Mädchen, bei denen er sich in seiner Jugend die Hörner abgestoßen hatte, seine Exfrau Alice nicht, und die wenigen, flüchtigen Bettbekanntschaften in den letzten acht Jahren erst recht nicht.
    Den ganzen Tag über hatte er kaum an etwas anderes denken können, als ihr das schwarze Kostüm auszuziehen und sie zu lieben, bis sie um Gnade bettelte.
    Kopfschüttelnd kickte er einen kleinen Stein in den Straßengraben.
    »Vielleicht reizt sie mich auch nur so sehr, weil sie nicht so einfach zu haben ist«, dachte er pragmatisch.
    Es war ihm nie schwergefallen, Frauen für sich zu gewinnen, sein Aussehen und sein Charme
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