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Auf keinen Fall Liebe

Auf keinen Fall Liebe

Titel: Auf keinen Fall Liebe
Autoren: Marina Schuster
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Notfall?«
    Faith runzelte die Stirn. »Notfall?«, wiederholte sie verständnislos.
    »Haben Sie Schmerzen? Sind Sie verletzt?«, fragte er, eine leichte Ungeduld schwang in seiner Stimme mit.
    In diesem Augenblick tauchte ein zweites, hellgraues Augenpaar neben ihm auf.
    »Ich will hier nicht bleiben.«
    Tränen schimmerten in den Augen des etwa sechsjährigen, braungelockten Mädchens. Sie drückte einen alten Teddybären an sich und schaute den Mann kläglich an, ohne Faith zu beachten.
    Die Überlegenheit in seinem Blick verschwand, eine Mischung aus Wärme, Schmerz und Hilflosigkeit trat an ihre Stelle.
    »Emily, bitte, ich habe doch versucht, es dir zu erklären«, sagte er leise.
    Sein Selbstbewusstsein war plötzlich wie weggewischt, er sah mindestens genauso unglücklich aus wie die Kleine.
    Irritiert beobachtete Faith die beiden, sah, wie er krampfhaft nach den richtigen Worten suchte, um das Kind zu beruhigen.
    Spontan machte sie ein paar Schritte vorwärts, unterdrückte den Impuls, ihm tröstend über den Kopf zu streichen. Sie ging vor dem Mädchen in die Hocke, ohne zu bemerken, dass ihr enger Rock dadurch ziemlich weit nach oben rutschte.
    »Das ist aber schade, dass du nicht hierbleiben willst«, lächelte sie, »Dabei habe ich in der Küche noch so viele Geheimkekse, ich weiß gar nicht, was ich damit machen soll.«
    Mit einem scheuen Blick schaute die Kleine sie an, an ihren langen dunklen Wimpern klebten die Tränen.
    »Geheimkekse? Wonach schmecken die?«, fragte sie zögernd, schwankend zwischen Misstrauen und Neugier.
    »Hm, ich habe keine Ahnung, deswegen sind sie ja auch so geheim«, erwiderte Faith mit gespielter Ratlosigkeit. »Ich müsste sie nochmal probieren. – Magst du mir vielleicht dabei helfen? Irgendetwas sagt mir, dass du eine ganz tolle Geheimkeksprobiererin bist.«
    Nach einem längeren Zögern nickte Emily schließlich. »In Ordnung.«
    Faith lächelte zufrieden, stand wieder auf und hielt der Kleinen die Hand hin.
    »Na dann komm, gehen wir hinüber in die Küche und sehen mal nach.«
    Vertrauensvoll schob Emily ihre Finger in Faiths Hand und folgte ihr aus dem Raum.
    Während Faith mit ihr den Flur durchquerte, spürte sie, wie sich der Blick des Mannes in ihren Rücken bohrte, und ihre Nackenhaare richteten sich auf.
    Sekunden später saß Emily kauend am Küchentisch, einen Teller mit Schokoladencookies vor sich.
    »Und?«, fragte Faith schmunzelnd, »Was meinst du? Was für eine Sorte ist es?« Sie nahm sich ebenfalls ein Plätzchen und biss hinein. »Ich kann es einfach nicht feststellen.«
    »Schokolade«, erklärte Emily vergnügt.
    »Hm – stimmt, du könntest recht haben«, lachte Faith.
    Genießerisch leckte sie sich den klebrigen Schokoladenguss von den Fingern. Dabei fiel ihr Blick auf den Mann, der in der Küchentür stehengeblieben war und sie mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen beobachtete.
    Abrupt hielt sie inne, ein Schauer lief ihr über den Rücken. Hastig drehte sie sich um, öffnete den Wasserhahn am Spülbecken und wusch sich ausgiebig die Hände, während sie überlegte, was sie nun tun sollte.
    Sie hatte erwartet, ihre Tanten anzutreffen. Stattdessen standen nun ein fremder Mann und ein Kind in ihrem Elternhaus, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Mit Sicherheit stammten die beiden nicht aus St. Albury; Faith war hier aufgewachsen und kannte beinahe jeden.
    Bevor sie dazu kam, sich weitere Gedanken zu machen, hörte sie das Getrappel von Schritten im Flur. Sie drehte sich um und sah die zwei Schwestern ihrer Mutter, Polly und Molly Graham, hereinkommen.
    Die grauhaarigen, älteren Damen glichen sich wie ein Ei dem anderen, es war unverkennbar, dass sie Zwillingsschwestern waren. Sie strahlten über ihre rundlichen, rosigen Gesichter und fielen ihr nacheinander um den Hals.
    »Faith, wie schön, dass du da bist, auch wenn es ein trauriger Anlass ist«, sagte Molly und drückte sie liebevoll an sich.
    Faiths Miene verhärtete sich. »Schon gut«, wehrte sie ab und warf an Mollys Schulter vorbei einen fragenden Blick in Richtung des Mannes, der das ganze Szenario schweigend betrachtet hatte.
    »Oh Faith«, nickte Polly sogleich hastig, »das ist Dr. Lucian Clarke. – Dr. Clarke, unsere Nichte Faith Havering.«
    »Dr. Clarke«, murmelte Faith gedehnt, während sich eine ungute Vorahnung in ihr ausbreitete. »Was …?«
    »Und du musst Emily sein«, fiel Polly ihr augenblicklich ins Wort, und wandte sich der Kleinen zu. »Schön, dass du nun auch
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