Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1
Autoren: cross
Vom Netzwerk:
Frauenseite der Straße, schob Kinder und Mütter mit der Überlegenheit eines Mannes beiseite, welche mir die Kutte eines Akolyten verlieh. Schließlich erreichte ich den gewünschten Platz: direkt gegenüber der Peitschenschranke, wo die jüngsten Schüler des Drachenmeisters immer standen, wo die entsetzten Novizen weinten und kreischten und in Ohnmacht fielen.
    Es war die Stelle, wo meiner Erwartung nach, meines Wissens, Kratt stehen würde, um sich den verletzlichsten, eingeschüchtertsten Schüler auszusuchen und ihn auszupeitschen. Ich war mir damals vollkommen sicher, was Kratts Charakter betraf, und nahm meinen Platz mit eiskalter Genugtuung ein.
    In dem Moment drang mir der Geruch von den nahe gelegenen Drachenställen wie seidiges Öl in den Mund.
    Ich wurde von einem Krampf geschüttelt, dann noch einmal und noch einmal. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, der Magen drehte sich mir um, und mein Zwerchfell zog sich zusammen. Mit einem Schrei klappte ich zusammen. Die Menschen in meiner Nähe traten beunruhigt einen Schritt zurück.
    Was geschah mit mir?
    Dann dämmerte es mir: Es war der Geruch, dieser Drachengeruch nach Urin und Dung und wiedergekäuter Nahrung, unterlegt mit dem Duft von Süßholz und Limonen.
    Dieses ach so verbotene Aroma von Drachengift.
    Denn in den Stallungen des Kriegerfürsten hausten die unbeschnittenen Drachen, und der Duft ihres Giftes, so unverkennbar, so provozierend, hing wie eine nagende Erinnerung in der Luft. Mir war, als hätte es diesen schmerzhaften Entzug vor einem Jahr nicht gegeben, als wäre es gestern gewesen, dass das Gift mit seiner berauschenden Wärme brennend meinen Hals hinabgeglitten war.
    Die Parade der bedeutendsten Heiligen Hüter unserer Brutstätte begann am anderen Ende der Straße.
    Schwankend rang ich um Beherrschung, kämpfte gegen das schreckliche Gefühl des Verlangens an, das so heimtückisch wie eine schleichende Krankheit durch meine Adern sickerte. Es kostete mich Mühe, mich aufzurichten, und ich packte die Machete fester, die sich flach und kühl unter meiner Kutte an meine Rippen presste.
    Die Novizen und Diener betraten die Straße als Nächste. Wie klein diese Jungen aussahen.
    Sicher, ich wusste, dass sie keine Kinder mehr waren, sondern Männer, weil sie alle ihre Milchzähne verloren hatten. Aber ihre kleinen runden Schultern, ihre dürren Ärmchen, ihre schmalen Oberkörper, die so wenig muskulös waren, und ihre Bäuche, so weich wie gekochtes Eiweiß, zeigten eindeutig, dass es noch Jungen waren. Kiz-dans Sohn würde ebenfalls so aussehen, in sechs Jahren.
    Schweißüberströmt und immer noch zitternd, sah ich mich in der Menge um, betrachtete die Emotionen auf den Gesichtern. Es fanden sich Schrecken und Furcht, gewiss. Auch Ekel und Wut sowie Gram und Entsetzen, das sich in Wehklagen und Haareraufen zeigte, an flehentlich ausgestreckten Armen. Furchteinflößender als das war jedoch der Stolz, den ich auf einigen Gesichtern sah, die Rivalität, der Widerwille und die Blutrunst, die in den Mienen der meisten loderte.
    Diese Kind-Männer waren für diese Menge keine Menschen, oh nein.
    Sie repräsentierten den Wohlstand, den der Tempel dem jeweiligen Clan der Jungen gegeben hatte, oder den Wohlstand, den der Tempel für sie hätte geben sollen und es nicht getan hatte. Sie repräsentierten die Macht, den Reichtum und die Korruption des Tempels, die noch durch die Art und Weise verschlimmert wurde, wie die Jungen während ihrer Lehrzeit lernen würden, den Bullen der Brutstätte zu erregen.
    Ein Drachenbulle muss sich dem Shinchiwouk unterziehen, dem rituellen Kampf mit einem anderen Bullen, bevor er eine Erektion bekommt. Aber wegen der Heiligkeit der Bullen würde kein Kriegerfürst einer Brutstätte seine Bestie in einer solchen Konfrontation aufs Spiel setzen. Von daher mussten die Schüler, ausgebildet und angeführt vom Drachenmeister, den rituellen Kampf mit einem Bullen in der Arena spielen, ohne die Bestie ernsthaft zu verletzen, und sie dennoch zu einer vollen Erektion bringen.
    Die Schüler des Drachenmeisters: die Drachenhuren des Tempels. Das waren sie, diese kleinen, verängstigten Jungen, welche die Straße der Geißelung beschritten.
    Es war nicht recht, dass solche Jünglinge Symbole für die Ungleichheit und die Ungerechtigkeit des Rishi-Lebens sein sollten. Es war einfach nicht gerecht.
    Ich umklammerte meine Machete fester.
    Ein weiterer Krampf schüttelte mich wie eine zerstückelte Puppe, als die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher