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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1
Autoren: cross
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Entzugserscheinungen sich bemerkbar machten, und ich hätte beinahe meine Machete losgelassen.
    Oh, Re, ich war ebenfalls eine Drachenhure, nur in einer weit vollkommeneren Art und Weise, als diese Jungen es je sein konnten, denn ich hatte mich auf eine höchst ordinäre, bestialische Weise vor einem Drachen niedergelegt, hatte häufig Gift getrunken, und in den letzten Monaten, während ich in der Zone der Toten arbeitete, waren die Erinnerungen an diese Erfahrung tief in meinen Leib, meiner Seele und meinen Geist eingebettet gewesen.
    Jetzt hatte nur ein Dufthauch dieses Giftes sie mitsamt meiner alten Sehnsucht wieder erweckt, mit derselben Wucht, mit der eine Flutwelle einen Damm zerschmettert.
    Die Diener kamen als Nächste, Schüler, Jugendliche, welche die Narben früherer Mombe Taros auf ihrem Leib trugen. Einigen war die Angst anzusehen, doch die meisten verbargen sie mit zur Schau gestellter Tapferkeit. Hinter ihnen marschierten die Veteranen.
    Ich kicherte diesmal nicht über ihre Erektionen, wie ich es im Alter von neun Jahren noch getan hatte. Oh nein, ich verstand sie, verstand sie gut, war mit kochendem, ekelerregendem Neid erfüllt, weil ihre Lust auf Gift schon bald gestillt werden würde, durch das in Gift getränkte Leder der Peitschen. Ich bemühte mich, diesen Neid in Hass zu verwandeln und diesen Hass dorthin zu lenken, wo er hingehörte, gegen Kratt. Aber der Duft der unbeschnittenen Drachen umwehte mich, verwirrte meinen Verstand, verwässerte meine Überzeugung, und alles, was ich wollte, war nur noch …
    Da, dort ging Yelis Dono.
    Ich hatte nicht nach ihm gesucht, hatte aus seiner Erhebung zum Novizen vor acht Jahren nicht auf seine Anwesenheit während dieses Mombe Taro geschlossen. Sein vertrauter Anblick erregte meine verwirrte Aufmerksamkeit, noch bevor ich ihn erkannte.
    Die weit auseinanderstehenden, fast erstaunt blickenden Augen, das schmale Gesicht, die kurzen Beine und seine sichtbare Ungeduld, mit der er hastig über die Straße ging, wobei er dem jungen Mann vor ihm beinahe in die Hacken trat, das band meinen Blick mehrere Herzschläge lang, bevor ich begriff, wer er war.
    Ich glotzte ihn an.
    Yelis Dono war zum Mann geworden. Seine Erektion war ebenso hervorstechend wie die der anderen. Sein muskulöser Oberkörper wies die Narben jedes Mombe Taro auf, an dem er seit seiner Kürung vor acht Jahren teilgenommen hatte, um aufs Neue in den Dienst des Drachenmeisters aufgenommen zu werden. Auf seinen scharfen Wangenknochen wuchs ein Stoppelbart, als hätte er sich nur nachlässig rasiert. Schlank und sehnig, ungeduldig und erwartungsvoll, hätte er beinahe mein Zwilling sein können.
    Wenn, ja wenn ich nicht all das durchgemacht hätte, was er nicht erlebt hatte. Er würde bald ausgepeitscht werden, schon bald die Halluzinationen auslösende Wärme des Giftes erfahren.
    Ärger überwältigte mich, ließ mich schwanken.
    Er hatte mein Leben ruiniert, dieser junge Mann, mit seinem kühnen Ersuchen, als Schüler gekürt zu werden, mit seiner Handlung, die unseren Geburtsclan in Armut gestürzt, meinen Vater dazu verleitet hatte, Waivia zu verkaufen, und die letztlich zum Tode meiner Mutter und meiner augenblicklichen selbstmörderischen Lage geführt hatte.
    Doch nein.
    Nein.
    Nicht Yelis Dono trug die Schuld, sondern Kratt. Kratt, der mein Leben so brutal verändert hatte, der mich hierhergeführt hatte, mit einer Machete in den Händen und der Gewissheit meiner Exekution als Mörderin des Ersten Sohnes unseres Kriegerfürsten.
    Wirklich?
    Ich rang um mein Gleichgewicht, meine Zielgerichtetheit, aber beides schien so ungreifbar wie Nebel. Mir war nur klar, dass ich bereits versagt hatte, denn alles, was ich begehrte, was ich wollte, war Gift, Gift, Gift, und dafür war ich verachtenswert.
    Der Drachenmeister unserer Brutstätte setzte seinen Fuß auf die Straße der Geißelung.
    Er war gealtert, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Die Haut auf seiner Brust war ein wenig faltig, sein dünner Ziegenbart grau, obwohl er immer noch die Spannkraft und Stärke wie früher zu besitzen schien und nach wie vor mit sich selbst redete.
    Merkwürdig, aber er erschien mir nicht mehr verrückt. Nein, auf mich wirkte er jetzt vollkommen normal.
    Und da, in den Armen des Drachenmeisters, da lagen sie, die geflochtenen Lederpeitschen, von denen so entzückend das schwarze Gift troff.
    Ich konnte meinen Blick nicht davon losreißen. Selbst in dem Gestank von Staub und menschlichen
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