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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1
Autoren: cross
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diesen Spuk betraf, damit die Antwort nicht etwa nahelegte, dass meine Beziehung zu dieser Kreatur noch längst nicht vorbei wäre.
    Ich stellte also diese so wichtigen Fragen nicht, während die anstrengenden Tage dahinflossen, und ich war so von meinem eleganten, einfachen Plan eingenommen, wie ich Kratt töten wollte, dass es mir leichtfiel, diese Fragen zu übergehen. Eine Weile.
    Mehr brauchte es ja auch nicht. Nur eine kleine Weile. Eine Klauevoll Wochen.
    Weil dann Mombe Taro kam. Mombe Taro, an dem die Novizen und Schüler der Drachenmeister, die in den vorherigen Jahren ausgesucht worden waren, in das Lehrverhältnis des Drachenmeisters eingeführt oder wieder eingesetzt wurden, durch eine öffentliche Geißelung. Mombe Taro, bei dem der Kriegerfürst unserer Brutstätte mit allen Angehörigen seiner Sippe unbewacht über die Straße der Geißelung ging und sie alle achtmal einen Novizen oder Schüler auspeitschten, den sie sich aussuchten.
    Mombe Taro, der Tag, an dem ich ganz einfach, ungehindert und rasch auf die Straße treten und Waikar Re Kratt mit meiner Machete die Kehle durchschneiden konnte.
    Nur bis zu diesem Tag musste ich all die Fragen übersehen, ignorieren, aufschieben, die mich vielleicht bedrückt hätten, wenn ich sie zugelassen hätte. Nur bis zum Mombe Taro.
    Danach würden alle diese Fragen keine Rolle mehr spielen, weil ich für den Mord an Roshu-Lupinis Erstem Sohn hingerichtet werden würde.

26
    A m Tag des Mombe Taro stand ich früh auf. Ich wollte bei Tagesanbruch die vom Drachen geheiligte Zone der Toten verlassen und mir einen ganz bestimmten Platz an der sehr beliebten Mittelmarke der Straße der Geißelung sichern.
    Mit meinen tief in den Höhlen liegenden Augen und der verschlissenen, schmutzigen Kutte und dem Überwurf eines Akolyten würde mich keiner erkennen, davon war ich überzeugt. Weder die Bayen, die ich vor vielen Monaten mit der Machete einer heiligen Frau für immer gezeichnet hatte, noch irgendein Wachsoldat, der mein Gesicht während meiner anschließenden Flucht gesehen haben mochte. Allerdings kümmerte es mich nicht, ob ich erkannt wurde, solange ich vorher meine Pläne in die Tat umsetzen konnte.
    Oteul schlief noch, ausgestreckt in seiner Hängematte. Eine schmutzige Hand hing über die Seite herunter. Er wirkte harmlos, wie er so dalag, und ich bedauerte fast den Verdacht, den ich ihn betreffend hegte.
    Seit der Tempel seine Untersuchung wegen des Mordversuchs abgeschlossen hatte, hatten Oteul und ich häufiger zusammengearbeitet. Dabei war mir klar geworden, dass er ein ruhiger, hingebungsvoller junger Mann war, der voller Überzeugung an das Gute des Tempels glaubte. Dennoch war er auch in der Lage, dessen Verfehlungen zu erkennen, wenn er von seinem etwas unorthodoxen Vorgesetzten dazu gedrängt wurde.
    Trotzdem behielt ich ihn im Auge, als ich die Machete hinter der Clackron-Maske hervorzog. Wie gesagt, ich bedauerte fast meinen Argwohn Oteul gegenüber. Fast.
    Drachenjünger Gen war wach und wartete bereits auf der höchsten Etage des Tempels Ornisak auf mich. Er stützte sich auf seinen Stock, hatte seine beiden Barthälften über die Schultern geworfen und plauderte mit einer Fledermaus, die mit dem Kopf nach unten an einem seiner Finger hing. Ich stieg die Tempelstufen zu ihm hinauf. Die Fledermaus flatterte davon.
    »Wie viel Leidenschaft besitzt eine Ameisenkönigin, heho?«, fragte der Hüne mich und legte den Kopf auf die Seite.
    Ich hatte keine Zeit für sein verrücktes Verhalten, für eine weitere dieser merkwürdigen Fragen, die er ständig aus der Luft griff. »Du hast das Leben gewählt«, knurrte er, als ich nicht antwortete. Ich erwiderte seinen Blick gelassen.
    »Ebenso wähle ich, wann und für welchen Zweck ich sterbe«, erwiderte ich schließlich. »Wenn Eure Zeit kommt, werdet Ihr dieses Privileg dann ebenfalls haben?«
    Ich verbarg die Machete unter meiner Kutte und marschierte flugs davon, bevor er mich in einen Disput verwickeln konnte.
     
    Als ich die Straße der Geißelung erreichte, hatte sich bereits eine Menschenmenge beiderseits der Straße versammelt. Kinder drängten sich nach vorn, und der rote Staub von Brutstätte Re legte sich über die Mönche, die mit verschränkten Beinen auf der Männerseite der Straße saßen. Die Sonne wurde von den Wasserschalen der Mönche reflektiert, die sie unablässig anschlugen und damit dieses misstönende, atonale Wummern erzeugten.
    Ich schob mich bis zur Spitze der Menge auf der
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