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Auf den Wogen des Glücks

Auf den Wogen des Glücks

Titel: Auf den Wogen des Glücks
Autoren: Kit Garland
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während er über die Reling auf einen Schoner sprang, der ihn bereits erwartete, gab er den Befehl zum Ablegen. Im nächsten Moment glitt das Schiff unentdeckt in die Nacht hinaus, denn die Überreste der einstigen East Indiaman sorgten dafür, dass sie von den Piraten unentdeckt blieben. Durch den Rauchschleier hindurch aber konnte Ramzi Khalid entdecken, der sich an die Reling der East Indiaman klammerte. Der stumme Schrecken darüber, dass der Schoner ihn zurückgelassen hatte, stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. In seiner geballten Faust hielt er noch immer das Juwel umklammert. Hinter ihm schlugen die Flammen in den mondlosen Himmel, und ein weiterer Kanonenschlag verkündete das Entern der Piraten. Jemand stieß Ramzi an und drückte ihm einen Glasflakon in die Hand. »Vielleicht geben sich die Schmuggler ja mit dem Edelstein zufrieden.«
    Ramzis Augen wurden schmal. Er sah die Silhouetten der Piraten, die an Bord der East Indiaman sprangen. Obwohl das Kriegsschiff binnen weniger Minuten in den Wellen versinken würde, würde es den Schmugglern bis dahin längst gelungen sein, es gründlichste von oben bis unten zu durchsuchen.
    »Sie werden sich damit zufrieden geben müssen, denn schließlich wissen sie nicht viel über das Katzenauge. Selbst Khalid weiß so gut wie nichts darüber. Abgesehen davon werden sie ihn bestimmt töten.« Ramzi setzte das Mundstück der Wasserpfeife an seine Lippen und inhalierte tief. Die Opiumdämpfe durchfluteten zuerst seine Lungen und erreichten schließlich sein Gehirn. »Niemand wird von dem Katzenauge erfahren.«
    Der Mann neben ihm bekundete seinen Widerspruch durch leises Zungenschnalzen. »Aber in London gibt es jemanden, der schon sehnsüchtig auf das Katzenauge wartet. Er wird sich bestimmt bald selber auf die Suche begeben.«
    Ramzis breites Lächeln entblößte seine Zähne, und er strich über die Klinge seiner Machete, von der noch immer englisches Blut auf seine Stiefel tropfte. »Soll der englische Bastard sich ruhig auf die Suche nach seiner Beute machen. Er hat schon einmal geglaubt, uns zum Narren halten zu können, und ist dabei gescheitert. Er wird keine Chance haben, ein Schiff wie das unsere ausfindig zu machen.«
    »Du scheinst dir deiner Sache ja ziemlich sicher zu sein.« »Das bin ich.« Während die Droge in seinem Körper Wirkung zeigte, betrachtete Ramzi die hoch in den nächtlichen Himmel schlagenden Flammen. »Es gibt kein schnelleres Schiff auf See.«

1
     
    Hafen von New York
    Juli 1850
     
    »Ich versichere Ihnen, es gibt kein schnelleres Schiff auf See.«
    »Was sagen Sie da?« Francis Banks, millionenschwerer Geschäftsmann und Besitzer der Banks-Reederei verzog sein Gesicht zu einer furchtbaren Grimasse und lief noch eine Spur dunkler an. In einer Hand hielt er seinen verknautschten und durchnässten Zylinder, mit der anderen hielt er sich an einer Spiere, die vom Großmast des Schoners Mischief hing, fest. »Miss Willoughby, dieses Schiff ist nicht seetüchtig!«
    »Lediglich der Speigatt ist überflutet, aber wir sind doch nicht wirklich gekentert. Es handelt sich hierbei nur um ein winziges Problem, das schnell behoben sein wird.«
    Dominique Willoughby blinzelte durch die störrischen Fransen ihres haselnussbraunen Ponys. Sie setzte Banks Wut ihr auf-munterndstes Lächeln entgegen und versuchte, nicht darüber nachzudenken, dass das Undenkbare nun doch tatsächlich eingetreten war. Sie fühlte sich, als hätte ihr jemand einen Hieb in die Magengrube versetzt und ihr den Atem geraubt. Ihr war, als wäre der sonnenüberflutete Himmel auf sie herabgestürzt. Sowohl das Gewicht der Situation als auch ihre mit Wasser vollgesogenen Musselinröcke und Schnürstiefel zogen sie herab. Aber sie würde es Francis Banks nicht spüren lassen. Nicht den Francis Banks der Familie Banks aus Neuengland, dem einzigen Reedereimagnaten, der es wagte, sich Commodore Vanderbilt und seinem Monopol über Fahrtrouten nach Kalifornien öffentlich entgegenzustellen. Er war der Einzige, der mutig und leichtsinnig genug war, auf die Pläne einer Werft zu setzen, die für ih re fortschrittlichen Ideen bekannt war.
    Nein, sie würde Francis Banks niemals wissen lassen, dass sie nicht den blassesten Schimmer hatte, warum ihr Schoner Mischief sich just dann in ruhigstem Hafenwasser auf die Seite legen musste, wenn er an Bord war und es ernsthaft in Erwägung zog, zweihunderttausend Dollar in sie - in ihre Schoner - zu investieren!
    »Ich verstehe Ihre
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