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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500
Autoren: Hans Dominik
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ordnen.
    *
    „Ich habe Sie zu mir gebeten”, empfing Direktor Clayton Dr. Wandel bei seinem Eintritt, „um Mißverständnisse aus dem Wege zu räumen, die offenbar zwischen Ihnen und Professor Melton bestehen.”
    Empörung und Verdruß malten sich in den Zügen des Doktors, während er dem Direktor gegenüber in einem Sessel Platz nahm.
    „Die Ursache dazu liegt nicht bei mir, Mr. Clayton”, erwiderte er mit kurzem Schulterzucken. „Es wäre vielleicht richtiger, wenn Sie mit Professor Melton darüber sprächen.”
    „Das ist eben geschehen, Herr Doktor. Der Professor hat sich in meiner Gegenwart bei dem Präsidenten über Sie beklagt. Ich habe es darauf übernommen, auch mit Ihnen zu sprechen. Sie wissen, Doktor Wandel, mit welchen Erwartungen und Hoffnungen ich Sie zur United Chemical geholt habe. Es wäre für mich nicht angenehm, wenn ich nachträglich eine Enttäuschung erleben sollte.”
    Während Clayton sprach, fand Dr. Wandel Zeit, sich zu sammeln. Die Röte aus seinem Gesicht war gewichen, und sein Atem ging ruhiger, als er antwortete:
    „Sie wissen, Herr Direktor, mit welchen Ideen und Plänen auch ich zu Ihrem Konzern gekommen bin. Doch was nutzt das, wenn ich sie nicht nach eigenem Ermessen ausführen kann? Ich weiß nicht, ob ich gegen Unwissenheit oder Böswilligkeit zu kämpfen habe, aber gegen eins von beiden sicherlich. Das steht für mich außer Zweifel.”
    Stahlhart traf sein Blick während der letzten Worte den Claytons, bis der die Augen senkte.
    „Ich begreife nicht recht, Herr Doktor, wie Sie etwas Derartiges behaupten können”, begann der Direktor von neuem. „Wir sind doch auf Ihre Ideen eingegangen. Auf meine Veranlassung wurden die erheblichen Mittel für die Beschaffung des von Ihnen gewünschten Autoklavs zur Verfügung gestellt. Der Apparat wurde nach Ihren Zeichnungen gefertigt. Er ist meines Wissens inzwischen...”
    „Er wurde nicht nach meinen Zeichnungen gefertigt”, fiel ihm Dr. Wandel ins Wort, „man ist von meinen Plänen abgewichen — in einer Weise abgewichen, Mr. Clayton, daß ein Erfolg der beabsichtigten Versuche von Anfang an in Frage gestellt ist. Ich weiß nicht, auf wessen Veranlassung es geschah. Die Verantwortung dafür hat jedenfalls Professor Melton zu tragen.”
    Während er sprach, zog Dr. Wandel einen Plan aus der Tasche und schob ihn dem Direktor hin.
    „Das hier ist meine Zeichnung. Gerade jetzt mußte ich mich davon überzeugen, daß man sehr wesentlich von ihr abgewichen ist, ohne mir vorher ein Wort davon zu sagen.”
    Clayton blickte unschlüssig auf die Zeichnung.
    „Ich werde Professor Melton ersuchen, mir seine Gründe dafür anzugeben”, sagte er beschwichtigend.
    „Er wird um Gründe nicht verlegen sein. Ich habe noch nicht erlebt, daß es Professor Melton an Gründen, sagen wir lieber Beschönigungen, für seine verkehrten Maßnahmen gefehlt hätte”, brauste Dr. Wandel von neuem auf.
    „Beruhigen Sie sich, Doktor!” fiel ihm Clayton ins Wort. „Man kann wissenschaftliche Fragen doch objektiv und in aller Ruhe besprechen.”
    Der Doktor lehnte sich in seinen Sessel zurück.
    „Also, bleiben wir objektiv, Mr. Clayton! Bei den Besprechungen, die meinem Eintritt in die United Chemical vorausgingen, waren wir beiden uns über das Arbeitsprogramm völlig einig: man muß die geeignete Materie ganz außergewöhnlich hohen Drücken und Temperaturen aussetzen, wenn man das gesteckte Ziel erreichen will.”
    Clayton nickte. „So ist es, Doktor Wandel, ich habe nicht vergessen, was Sie mir damals über die Forschungsergebnisse unseres berühmten Eddington mitteilten. Doch ich sagte Ihnen auch sofort, daß wir die Milliarden von Atmosphären und Temperaturgraden, die dieser Astronom im Innern der Weltensonnen voraussetzt, in einem irdischen Laboratorium niemals erreichen können.”
    „Ihr Einwand ist berechtigt, Mr. Clayton. Aber wir müssen die Drücke und Temperaturen so hoch wie nur irgend möglich treiben. Wir müssen versuchen, im Laboratorium den von Eddington angenommenen Verhältnissen möglichst nahezukommen, wenn wir Erfolg haben wollen. Gerade daraufhin hatte ich den neuen Autoklav konstruiert. Ich muß mich bitter darüber beklagen, daß man hinter meinem Rücken von meinen Plänen abgewichen ist.”
    Der Direktor rieb sich die Stirn. „Eine dumme Geschichte, Doktor Wandel. Lassen Sie doch die Dinge während der nächsten Woche laufen, wie sie wollen. Wenn es Fehlschlage gibt, wird Professor Melton selber einsehen, daß
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