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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500
Autoren: Hans Dominik
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Herr meiner Glieder wäre! Wir müssen neue Versuche machen — mit kräftigeren Bomben arbeiten, andere, viel stärkere Stoffe von längerer Lebensdauer herstellen.”
    Ein Arzt kam in den Raum. Er hatte die letzten Worte noch gehört und bedeutete Larry, seinen Besuch zu beenden.
    „Für heute ist's genug, Mr. Larry. Unser Patient ist eben erst über den Berg und braucht noch Schonung. In acht Tagen vielleicht, mein lieber Slawter, werden Sie das erstemal wieder in Ihr Laboratorium gehen dürfen. Vorläufig gehören Sie noch ins Bett.”
    In einem Punkt war dem Assistenten Wilkin bei seinem Bericht an Professor Melton ein Irrtum unterlaufen. Dr. Wandel war keineswegs ruhig, als er von der Unterredung mit Direktor Clayton in das Laboratorium zurückkam. Es stürmte in seinem Innern, und nur mit Mühe vermochte er äußerlich die Ruhe zu bewahren. Raus! Ins Freie! Andere Menschen sehen! waren seine Gedanken, als er nach Hut und Stock griff und das Laboratorium verließ.
    Vor dem großen Portal der United Chemical blieb er aufatmend stehen. Das Werk des Konzerns, in dem er tätig war, lag im Südostviertel von Detroit, nicht allzu weit von dem Saint-Clair-See entfernt, den der Detroit River auf seinem Wege zum Eriesee durchfließt. In tiefen Zügen sog Dr. Wandel die kühle klare Luft ein und schritt die Uferpromenade neben dem Fluß entlang. Während er weiter durch die parkartigen Anlagen ging, die sich bis zum Saint-Clair-See hinziehen, überdachte er seine Erlebnisse während der letzten Zeit.
    Von einem Vertrauensmann Claytons veranlaßt, aussichtsvolle Verhandlungen mit der Dupont Company abzubrechen und zur U. C. zu kommen, von Direktor Clayton mit turmhohen Versprechungen, von Professor Melton reichlich kühl empfangen — dann die drei Monate Arbeit in dessen Laboratorium. Vom ersten Tage an fühlte er, daß er gegen unsichtbare Widerstände zu kämpfen hatte. Man sagte zu allen seinen Vorschlägen und Plänen ja, aber man verzögerte ihre Ausführung, machte eigenmächtige Abänderungen... Und nun endlich dieser letzte Streich mit dem Autoklav. Sollte er der Bande den ganzen Kram einfach hinwerfen? Die Verhandlungen mit der Dupont Company wiederaufnehmen? Gründe dafür waren genug vorhanden, doch wer konnte wissen, wie er's dort treffen würde?
    Auf jeden Fall bedeutete es, die Arbeit der letzten Monate verlorenzugeben und wieder von neuem zu beginnen...
    Dr. Wa ndel blieb stehen und riß den Hut vom Kopf. Sein Blick ging über den sonnenbeschienenen Park und die große Autostraße, die sich hier dem Fluß näherte, ohne daß er sich dieses schönen Bildes recht bewußt wurde. Wie zwangsläufig arbeitete sein Gehirn weiter.
    Von der United weggehen? Hieß das nicht vor den Widersachern die Waffen strecken, sich für besiegt erklären? Nein! So weit war es noch nicht mit ihm. Wenn die andern den Kampf wollten, sollten sie ihn haben. Ein leichtes Ringen würde es nicht sein, selbst wenn Direktor Clayton fest zu ihm hielt, darüber war er sich klar. Trotzdem — so oder so —, er wollte es bis zu Ende durchhalten!
    Der Weg, auf dem er dahinging, lief jetzt dicht neben der Autostraße entlang. Ein kräftiges Hupen hinter ihm ließ ihn stehenbleiben und sich umschauen. Ein Kraftwagen hielt neben ihm am Straßenrand; der Mann, der am Steuer des Wagens saß, streckte ihm die Rechte entgegen.
    „Habe ich mich doch nicht getäuscht, Sie sind's, Doktor? Konnte mir erst nicht recht denken, daß Sie hier spazierengehen, statt zwischen Ihren Retorten und Tiegeln im Labor zu stecken.”
    „Wir haben uns lange nicht gesehen, Mr. Schillinger”, sagte Dr. Wandel, während er ihm kräftig die Hand drückte.
    „Rund drei Monate, Doktor! Wollte Sie immer schon mal aufsuchen, aber Sie wissen ja...” Er lachte und ließ dabei zwei Reihen blendendweißer Zähne sehen. „In den Staaten hat kein Mensch Zeit. Sie sind noch bei der United?”
    „Noch immer, Mr. Schillinger. Habe ein Vierteljahr unentwegt im Labor gesteckt. Habe mir heut zum erstenmal einen freien Nachmittag genommen.”
    „Großartig, Doktor!” Mr. Schillinger öffnete die Wagentür. „Steigen Sie ein und fahren Sie mit! Ich habe einen kleinen Trip zum See vor. Will da mal nach dem Rechten sehen. Ich denke, unser neues Werk wird Sie auch interessieren. Unterwegs können wir gemütlich plaudern. Haben Sie neue Nachrichten von den Verwandten in Deutschland?”
    Dr. Wandel folgte der Einladung und nahm neben dem Fahrer Platz. Mit einem Ruck sprang der starke
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