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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500
Autoren: Hans Dominik
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Clayton?” fragte er kurz.
    „Vor der Unterredung, Herr Professor.”
    „Sie können diese Äußerung nötigenfalls auch vor andern bezeugen, Mr. Wilkin?”
    „Selbstverständlich, Herr Professor. Ich habe sie deutlich gehört und Wort für Wort im Gedächtnis.”
    Wieder arbeitete es in den Zügen Meltons, und er überlegte eine ganze Weile, bevor er seinem Entschluß Ausdruck gab.
    „Nun gut, mein lieber Wilkin, dann wollen wir die Konsequenzen daraus ziehen. Wir wollen es Herrn Doktor Wandel nicht zumuten, mit einem Apparat zu arbeiten, den er so absprechend beurteilt, wie er sich in Ihrer Gegenwart geäußert hat. Wir beide werden zusammen die Versuche mit dem neuen Autoklav machen. Gelingen sie so, wie ich es hoffe, dann...”
    Er scheute sich, in Gegenwart des Assistenten auszusprechen, was er weiter dachte, nämlich, daß der querköpfige Doktor dann wohl endlich sein Bündel schnüren und sich zum Teufel scheren würde. Und Phil Wilkin bildete für sich auch einen ganz andern Schluß zu dem Satz: Dann werden wir beide den Ruhm und den Gewinn von der Sache haben, dachte der Assistent für sich. Dann kommt die Zeit der fetten Tantiemen und Beteiligungen, und ich werde ein ebenso großes Tier sein wie Professor Melton.
    Mit raschem Griff warf sich George Larry den Sauerstoffapparat über, griff nach einem Ventil und drehte daran. Zischend drang reiner Sauerstoff aus dem stählernen Tornister auf Larrys Rücken in die luftdichte Gasmaske. Er tat ein paar tiefe Atemzüge, um sich zu überzeugen, daß das Gerät richtig arbeitete, und eilte dann auf die Halle zu. Mochte das Teufelsgas da drinnen sein, von welcher Art es wollte, im Schutz der Sauerstoffmaske fühlte er sich sicher. Nur darauf war sein Sinnen gerichtet, die Verunglückten schnell aus der vergifteten Atmosphäre herauszubringen, denn Sekunden konnten über Leben oder Tod entscheiden.
    Noch lagen dichte weißlichgelbe Schwaden in dem Raum, als er die Halle betrat; nur undeutlich vermochte er die Gestalten der Gesuchten zu erkennen. Hingesunken, wie leblos lagen sie bei der Dammgrube. Er griff nach dem ersten, nächsten — es war der Assistent Grimshaw — und trug ihn ins Freie. Traf dabei auf zwei andere Leute, die sich ebenfalls mit Sauerstoffapparaten ausgerüstet hatten. Einem von ihnen drückte er den hilflosen Körper Grimshaws in die Arme und lief mit dem andern in die Halle zurück. Gleich danach waren auch Slawter und Tamblyn geborgen.
    Schon kamen Sanitätsmannschaften des Werkes mit Tragbahren heran. Die Verunglückten wurden darauf gebettet. An vielen Stellen zugleich griffen die geübten Hände der Samariter zu. Die Gasmasken wurden den Regungslosen abgenommen. Hier wurde nach dem Puls gegriffen, dort künstliche Atmung eingeleitet, und nach langen, bangen Minuten machten sich die ersten Lebenszeichen bemerkbar, ein schwacher Pulsschlag bei dem einen, ein leichtes Röcheln bei dem andern, das kaum merkliche Zucken eines Muskels bei dem dritten.
    Man brachte sie in das Werklazarett, wo ein Stab von Ärzten sich um die noch immer Bewußtlosen bemühte. In einer merkwürdigen, bisher unbekannten Weise hatte das unheimliche Gas, das beim Bersten der Bombe frei wurde, auf sie gewirkt. Schon daß es glatt durch die Masken drang, war überraschend, und nicht minder eigenartig seine Wirkung auf den betroffenen Organismus.
    Die ärztliche Untersuchung konnte schnell feststellen, daß alle jene Verbrennungen, Verätzungen und Vergiftungserscheinungen, die sonst wohl von Gasen hervorgerufen wurden, fehlten. Aber der gesamte Nervenapparat der Verunglückten schien in Unordnung geraten zu sein. Bald drohte bei einem der Herzschlag zu stocken, um dann plötzlich wieder ein rasendes Tempo anzunehmen. Bald setzte bei einem andern die Atmung aus und mußte künstlieh wieder in Gang gebracht werden. Dann wieder erschütterten schwere Krämpfe die ganze Muskulatur. Unaufhörlieh mußten die Ärzte auf der Wacht sein, um die beängstigenden Symptome sofort mit geeigneten Mitteln zu bekämpfen.
    Würde es ihnen gelingen, den Sensenmann zu vertreiben? Viele sorgenvolle Stunden hindurch blieb die Frage unentschieden. Erst nach Tagen begann die rätselhafte Störung, die das unbekannte Gas in den Körpern der Patienten verursacht hatte, zu weichen, und allmählich fing ihr Organismus wieder an, normal zu arbeiten. Ein Tag kam dann — es war der siebente, seitdem der Unfall in der Dammgrube geschah —, da war die Krise überwunden. Slawter und seine beiden
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