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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500
Autoren: Hans Dominik
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Assistenten waren dem Leben zurückgegeben und durften zum erstenmal ihr Lager verlassen.
    Etwas blaß und schwach noch saß Slawter in einem Lehnstuhl, als ihm George Larry gemeldet wurde. Während der Besucher Worte der Teilnahme und Glückwünsche zur Genesung vorbrachte, hingen die Blicke Chefchemiker Slawters an dem Gesicht des anderen. Dann konnte er nicht länger an sich halten und unterbrach dessen Rede jäh mit einer Frage.
    „Haben Sie das Gas untersucht, Larry?”
    Der nickte. „Wir haben es untersucht und alle wesentlichen Daten festgestellt. Ihr Versuch ist trotz des unglücklichen Zufalls gelungen.”
    „Gelungen, Larry? Was haben Sie gefunden?”
    In freudiger Bewegung wollte Slawter sich erheben; er war aber noch zu schwach dazu und sank in seinen Stuhl zurück. „Sprechen Sie! Sagen Sie mir, was Sie fanden!” stieß er erregt hervor.
    „Das Gas ist stark radioaktiv, Mr. Slawter. Einen Teufelsstoff haben Sie in Ihrer Bombe zusammengebraut. Seine Gammastrahlung schlägt durch zölliges Blei. Ein Glück, daß wir's sofort merkten und uns schützten. Es hätte sonst noch böse Verbrennungen im Laboratorium geben können — es ist kein Wunder, daß dieses Gas Sie trotz Ihrer Maske sofort betäubte und für Tage aufs Krankenlager geworfen hat. Seine Ausstrahlung ist ganz enorm.”
    „Weiter, Larry, weiter!” drängte Slawter ungeduldig. „Das Wichtigste! Sie wissen, was ich meine.”
    „Das Atomgewicht? Zweihundertzweiundvierzig! Vier Einheiten über dem Uran. Meinen Glückwunsch, Slawter! Es ist Ihnen als erstem gelungen, einen Stoff herzustellen, den es auf der Erde und in irdischen Verhältnissen bisher nicht gab.”
    Zum zweitenmal versuchte Slawter aufzustehen, und wiederum zwang ihn die Schwäche zurück.
    „Kann ich Ihre Analysen sehen, Larry?” stöhnte er, verzweifelt über sein körperliches Unvermögen.
    „Ich habe sie Ihnen mitgebracht”, erwiderte Larry und zog ein Schriftstück aus seiner Mappe. „Hier sind die Protokolle über unsere Untersuchungen. Wie Sie sehen”, er deutete auf Zeitangaben in den Aufzeichnungen, „haben wir uns gleich nach dem Unfall an die Arbeit gemacht. Hier haben Sie alle Strahlungsmessungen, und hier”, er schlug mehrere Seiten um, „finden Sie die Feststellung des Atomgewichtes. Wir haben es nach mehreren Methoden bestimmt und einwandfrei das Resultat ermittelt, das ich Ihnen eben nannte.”
    Slawter nahm ihm das Schriftstück aus der Hand. Während er darin blätterte, liefen seine Blicke gespannt über die Zeilen der einzelnen Seiten, als dürfe er sich kein Wort entgehen lassen. Nun war er mit der Durchsicht zu Ende und ließ das Papier sinken.
    „Alle Hochachtung, Sie haben fabelhaft schnell und exakt gearbeitet, Larry. In knapp zehn Stunden alles Wichtige festgestellt, aber”, er warf Larry einen fragenden Blick zu, „ist das alles? Haben Sie in der Woche, die wir hier auf' der Nase lagen, nicht noch mehr Untersuchungen mit dem Gas angestellt?”
    Larry zuckte die Schultern.
    „Ich fürchte, Slawter, ich muß Ihnen eine Enttäuschung bereiten. Das neue Element”, er machte einen Versuch zu scherzen, „— ich schlage vor, daß wir es zu Ehren seines Schöpfers und Entdeckers ,Slawterium' nennen — hat nur eine sehr kurze Lebensdauer. Sein Zerfall in Uran und Helium geht ganz rapide vonstatten. Die ungemein starke Strahlung ließ uns sofort etwas Derartiges vermuten, und schon nach der ersten halben Stunde fanden wir unsern Verdacht bestätigt. Beinahe zusehends nahm die Menge der strahlenden Substanz in den Rezipienten ab. Wir mußten uns mächtig dranhalten, um überhaupt noch die Feststellungen zu treffen, die Sie hier im Protokoll finden” — Larry deutete, während er weitersprach, auf Photos in dem Protokoll —, „das Spektrum konnten wir in der zehnten Stunde eben noch mit Mühe und Not auf die lichtempfindlichste Platte bringen. Dann war die etwa noch vorhandene Menge des neuen Elementes unter die Grenze der Nachweisbarkeit gesunken.”
    Slawters Rechte klammerte sich um die Sessellehne.
    „Kein Gas mehr in den Rezipienten, Larry? Alles verschwunden, zerfallen? Dann war es doch ein Mißerfolg.”
    Er stützte nachdenklich sein Kinn.
    Larry schüttelte abweisend den Kopf.
    „Wie können Sie das behaupten, Slawter! Es liegt doch im Wesen aller strahlenden Materie, daß sie zerfällt und verschwindet.”
    „Aber nicht so, Larry! Das habe ich mir ganz anders gedacht... O diese verwünschte Schwäche, wenn ich nur erst wieder
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