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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500
Autoren: Hans Dominik
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er unrecht hat...”
    „Und dann versuchen, mir seine Fehler mit allen Mitteln in die Schuhe zu schieben. Ich bin aber nicht gewillt, die Suppe auszulöffeln, die er eingebrockt hat.”
    „Davor werde ich Sie schützen, Herr Doktor.” Clayton griff nach Bleistift und Papier. „Ich nehme Ihre heutigen Erklärungen zu meinen Akten. Widersprechen Sie einstweilen Professor Melton nicht. Lassen Sie ihn die Versuche nach seinen Anweisungen ausführen. Sollte es so kommen, wie Sie es fürchten, werde ich dies Blatt hier zu Ihrer Entlastung auf den Tisch legen und darauf dringen, daß man dann nach Ihren Vorschlägen arbeitet.”
    Direktor Clayton wollte die Besprechung damit beenden, aber Dr. Wandel hatte noch etwas auf dem Herzen.
    „Bedenken Sie auch, Mr. Clayton”, erwiderte er, „daß wir auf diese Weise wahrscheinlich Wochen und Monate verlieren werden! Sie könnten uns sehr fehlen, wenn andere Stellen, die an demselben Problem arbeiten, inzwischen Erfolg haben.”
    Clayton machte eine beschwichtigende Handbewegung. „Die Gefahr halte ich nicht für groß. So schnell wird es den andern auch nicht gelingen. Vermeiden Sie jetzt offenen Krach mit Professor Melton. Lassen Sie ihn sich totlaufen, dann wird Ihre Zeit ganz von selber kommen.”
    Dr. Wandel erhob sich. „Ich danke Ihnen für Ihre Vermittlung und Ihren Rat, Herr Direktor”, sagte er beim Abschied. „Ob meine Nerven allerdings der Geduldsprobe gewachsen sein werden, die Sie mir auferlegen, das kann ich Ihnen nicht mit Sicherheit versprechen.”
    Und dann war Direktor Clayton allein in seinem Zimmer. Bedächtig steckte er die Notiz über die soeben beendigte Unterredung in seine Akten. Im Selbstgespräch kamen dabei abgerissene Worte von seinen Lippen. „Vielleicht hat der Deutsche recht... ich fürchte, Melton ist ein Esel... hoffentlich muß die United nicht die Zeche bezahlen... ”
    Nach dem Lunch kam Professor Melton in das Laboratorium zurück. Er war gespannt darauf, zu erfahren, wie die Unterredung mit Direktor Clayton auf seinen Untergebenen gewirkt hatte. Ob der eigensinnige Doktor nun endlich klein beigeben und sich seinen Anweisungen ohne lästigen Widerspruch fügen würde? Professor Melton wünschte es, aber er gab sich selbst keinen allzu großen Hoffnungen nach dieser Richtung hin. Erwartungsvoll betrat er den Raum und schaute sich nach allen Seiten um. Von dem Deutschen war nichts zu sehen.
    „Wo ist Doktor Wandel?” fragte er Wilkin.
    „Er ist fortgegangen, Herr Professor. Er bat mich, ihn für den Nachmittag bei Ihnen zu entschuldigen.”
    Melton stutzte. Sollte es gar nicht zu der Unterredung gekommen sein, auf deren Ausgang er so neugierig war?
    „Wann ist Doktor Wandel fortgegangen?” wollte er weiter wissen.
    „Vor einer Viertelstunde, Herr Professor. Er wurde zu Direktor Clayton gerufen. Kam danach zurück, nahm seinen Hut und erklärte kurz, daß er einen Gang in die Stadt machen müßte.”
    Eine Weile stand Melton nachdenklich da. Die Besprechung hatte also stattgefunden. Hoffentlich hatte Direktor Clayton dem Deutschen gehörig den Kopf gewaschen. Aber warum war er danach fortgegangen? Das sah nicht gerade nach innerer Zerknirschung und Besserung aus.
    „Fiel Ihnen etwas Besonderes an Doktor Wandel auf? War er erregt — oder schlechter Laune?” fragte Melton vorsichtig weiter. Wilkin beobachtete ihn dabei forschend von der Seite.
    „Nichts Besonderes, Herr Professor”, erwiderte er nach kurzem Überlegen. Schlechter Laune war er eigentlich mehr vorher, ehe er zu Direktor Clayton gerufen wurde, als er sich den Autoklav hier besah. Als er zurückkam, schien er mir ganz ruhig zu sein.”
    „So, Mr. Wilkin. Also war der Herr Doktor schlechter Laune. Wie hat sich das denn geäußert?”
    Wilkin zauderte.
    „Ich weiß nicht, Herr Professor, ob ich recht daran tue, es Ihnen zu sagen! Es handelte sich dabei um den neuen Autoklav...”
    „Bitte, keine falsche Scheu, Mr. Wilkin! Ich möchte einen genauen, möglichst wortgetreuen Bericht von Ihnen.”
    Der Assistent zuckte die Schultern.
    „Wenn Sie es durchaus wünschen, Herr Professor... Es war nicht gerade fein, was Doktor Wandel über den neuen Apparat sagte!”
    „Raus mit der Sprache, Wilkin! Was hat Doktor Wandel gesagt?”
    „Er nannte es eine erstklassige Schweinerei, Herr Professor.”
    Während Wilkin sprach, beobachtete er Melton unter halb gesenkten Lidern und sah, wie der abwechselnd rot und blaß wurde.
    „Das war vor der Unterredung mit Direktor
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