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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann
Autoren: Michaela Thewes
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sehr vertraut anfühlte und mein schlechtes Gewissen gleichzeitig noch weiter anfachte.
    Ich nahm all meinen Mut zusammen, holte tief Luft und sagte: »Kurz nachdem wir uns voneinander getrennt haben, bin ich mit einem anderen Mann ins Bett gegangen.« Puh, jetzt war es raus.
    Conrad verzog keine Miene, beim Pokern war er bestimmt ein Ass. »Das ist dein gutes Recht. Schließlich haben wir unsere Beziehung beendet. Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, dass es mir nichts ausmacht. Aber so ist das Leben nun mal. Kein Mensch kann dir vorschreiben, wie lange du mir hinterhertrauern solltest.«
    »Ich bin froh, dass du das so siehst.« Doch wer A sagte, musste auch B sagen. Conrad hatte es verdient, die ganze Wahrheit zu erfahren. »Möchtest du nicht wissen, wer es gewesen ist?«
    »Nur, wenn du es mir sagen willst.«
    Ich rupfte dem armen Plüschhasen, den ich in den Händen hielt, fast die Ohren aus. »Der Mann, mit dem ich ins Bett gegangen bin, äh … also, der Mann, mit dem ich geschlafen habe … ist Kai.«
    »Unser Kai? Kai Hoffmann?« Conrad schien weder schockiert noch besonders überrascht zu sein. »Wenigstens hast du Geschmack. Ein Jammer, dass aus Ilka und ihm dann wohl nichts werden wird. Ich hätte ihn mir wirklich gut als Schwiegersohn vorstellen können.«
    »Es war nur dieses eine Mal«, versicherte ich hastig, um Conrads Träume vom perfekten Schwiegersohn nicht zu zerstören. Die Sache mit dem Baby würde ich für mich behalten, bis ich es schwarz auf weiß hatte, denn Ultraschallbilder in Farbe gab es meines Wissens noch nicht.
    »Du musst mir nichts erklären. Wirklich nicht.« Conrad strich mir über die Haare. »Habe ich dir eigentlich schon gesagt, wie sehr ich dich vermisse?« Er umarmte mich und küsste mich auf die Wange. Und mit einem liebevollen Lächeln fügte er noch hinzu: »Mach dich für die Feier schick, es wird ein besonderer Abend für dich.«
    Ein Arztbesuch ohne Termin war, das wusste ich aus leidvoller Erfahrung, immer eine Expedition ins Ungewisse. Schuld daran trugen nicht die Ärzte. Sie mochten für ihr Examen jahrelang gebüffelt, an Schweinebäuchen herumgeschnippelt und lateinische Fachbegriffe gepaukt haben, doch die eigentlichen Götter in Weiß waren nicht sie selbst, sondern ihre Sprechstundenhilfen. Denen war man als Patient auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. In der Praxis meiner Frauenärztin war das nicht anders. Bevor man auf dem Untersuchungsstuhl die Beine spreizen durfte, wurde man am Empfang auf Herz und Nieren geprüft.
    »Haben Sie einen Termin?«
    »Nein, leider nicht«, antwortete ich kleinlaut.
    »Akute Beschwerden?«
    Verzagt schüttelte ich den Kopf. Auch damit konnte ich nicht dienen.
    »Dann tut es mir leid. Wir sind heute total dicht.«
    »Ich … also …«, ich räusperte mich, doch der Kloß in meinem Hals saß da wie festbetoniert. »Ich glaube, ich bin schwanger«, krächzte ich kaum hörbar.
    Die Sprechstundenhilfe legte die Hand hinters Ohr. »Könnten Sie bitte etwas lauter sprechen, Frau Müller. Wenn Sie heiser sind, sollten Sie vielleicht lieber einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufsuchen. Wir können da leider nichts für Sie tun.«
    »Ich denke … äh … also, ich glaube, ich bin schwanger.« Na bitte, beim zweiten Anlauf war mein Gestammel schon etwas lauter ausgefallen. Aber längst nicht so laut wie das Echo.
    »Sie glauben also, dass Sie schwanger sind«, trompetete die Sprechstundenhilfe im Kasernenton durch die Praxis.
    Keine zwei Sekunden später spürte ich, wie das Blut losschoss. Leider in die verkehrte Richtung. Sicher hatte mein Kopf nun frappierende Ähnlichkeit mit einer überreifen Tomate. Ach, was soll’s, versuchte ich mich zu beruhigen. Wir waren ja hier schließlich ganz unter uns: nur ich und der Feldwebel. Und geschätzte zwanzig bis dreißig Frauen im Wartezimmer, von denen eine todsicher meine Nachbarin oder die Freundin einer meiner Kolleginnen war.
    Aber wenn ich gehofft hatte, nun endlich auf einem der begehrten Stühle im Wartezimmer Platz nehmen zu dürfen, wurde ich enttäuscht. »Haben Sie denn schon einen Test gemacht?«, nahm mich die Sprechstundenhilfe weiter in die Zange.
    Ich kam mir vor wie ein Schüler, der beim Schwänzen ertappt worden war. Gleich würde der Feldwebel mich unverrichteter Dinge nach Hause schicken. Um einen Schwangerschaftstest zu machen.
    »Natürlich habe ich einen Schwangerschaftstest durchgeführt«, behauptete ich deshalb.
    Was noch nicht einmal gelogen war. Streng
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