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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann
Autoren: Michaela Thewes
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fristlos gekündigt hast«, erklärte ich.
    »Richtig, du weißt es ja noch gar nicht. Ich habe vor Kurzem durch Zufall einen alten Freund von mir aus der Lehre wiedergetroffen, er ist mittlerweile Kfz-Meister. Wir haben beschlossen, die Werkstatt meines Opas auf Vordermann zu bringen und neu zu eröffnen.«
    Ich hatte im Gefühl, dass das eine hervorragende Entscheidung war. Auch wenn Kai im Hotel einen guten Job gemacht hatte, mit dem Herzen war er nicht dabei, den Autos hingegen galt seine ganze Liebe. Seine ganze Liebe? Gott sei Dank nicht! Als ich endlich auf das Wichtigste zu sprechen kommen wollte, wurde Kai aufgerufen.
    »Mir scheint, Sie haben das Sprichwort ›Scherben bringen Glück‹ ein wenig zu wörtlich genommen«, sagte die Ärztin. »Das sieht nach jeder Menge Arbeit aus. Na, dann kommen Sie bitte mal mit ins Behandlungszimmer.« Und an mich gewandt: »Sind Sie die Ehefrau?«
    Bevor ich den Mund aufmachen konnte, um die Frage zu verneinen, kam Kai mir in einem Tonfall, der keinen Widerspruch zuließ, zuvor: »Noch nicht. Aber sie wird es bestimmt bald werden.«
    Wie ein Fisch auf dem Trocknen schnappte ich nach Luft. Was war das denn gerade gewesen? Ein verklausulierter Heiratsantrag? Oder nur einer von Kais üblichen Scherzen?
    Im Gegensatz zu mir schien die Ärztin nicht an der Ernsthaftigkeit von Kais Absichten zu zweifeln. »Oh, ich bin sicher, Sie werden eine fantastische Ehe führen. Ich habe Sie vorhin streiten gehört. Sie beherrschen das schon jetzt viel besser als die meisten Ehepaare nach jahrzehntelanger Übung. Am besten begleiten Sie uns«, sagte sie zu mir. »Ihr Verlobter wird sicher ein bisschen Beistand brauchen können.«
    Wenn hier jemand Beistand gebraucht hätte, dann war ich es. Denn im Gegensatz zu mir ertrug Kai die Behandlung mit bewundernswerter Tapferkeit. Erst wurde sein linker Arm gerichtet, danach waren zwei Schwestern gleichzeitig damit beschäftigt, die Glassplitter aus seinen Händen zu entfernen. Plötzlich war ich ganz froh, dass ich vor unserem kleinen Ausflug in die Notfallambulanz keine Zeit gehabt hatte, mir am Büfett den Bauch vollzuschlagen … Ich fixierte einen Punkt an der Zimmerdecke, denn um mich herum drehte sich alles. Es war mir schon immer ein Rätsel gewesen, warum Krankenhausserien im Fernsehen so ein Renner waren. Verena beispielsweise klebte geradezu am Bildschirm, wenn die jungen, gut aussehenden Ärzte von Grey’s Anatomy ihr Skalpell wetzten. Während ich bereits wegzappen musste, wenn sich auf der Mattscheibe jemand in den Finger schnitt oder eine Spritze in den Popo gejagt bekam, blühte sie angesichts von gebrochenen Knochen und eitrigen Geschwüren richtig auf.
    »So, das war’s«, erklärte die Ärztin endlich, nachdem sie Kais Arm eingegipst hatte. Wie’s aussah, hatte er verdammt viel Glück gehabt, dass die Glasscherben keine Sehnen oder Nerven durchtrennt hatten. Sein bühnenreifer Auftritt hatte lediglich bleibenden Eindruck, aber keine bleibenden Schäden hinterlassen. »In ein paar Wochen werden die Wunden verheilt sein«, versprach die Ärztin, »dann können Sie Ihre Hände wieder vollständig bewegen.«
    Na, das waren doch endlich mal gute Nachrichten! Mit wackligen Knien taumelte ich an Kais Seite aus dem Behandlungszimmer. Doch kaum standen wir draußen auf dem Flur, drohten mir erneut die Beine zu versagen. Ehe ich wusste, wie mir geschah, hatte Kai mich in seine Arme gezogen und meine Lippen mit einem zärtlichen Kuss verschlossen. Es gab sicher schönere, romantischere Plätze, aber in puncto Originalität war die Notaufnahme einfach nicht zu toppen. Die berauschende Wirkung von Kais Küssen wurde durch den Geruch des Desinfektionsmittels sogar noch verstärkt. Ich fühlte mich wie im siebten Himmel! Und die weißgewandeten Geschöpfe, die an uns vorbeiflatterten, mussten Engel sein.
    Voller Hingabe erwiderte ich Kais Zärtlichkeiten. Eine solche Mund-zu-Mund-Beatmung würde selbst Tote wieder zum Leben erwecken! Erst als draußen ein Rettungswagen mit Blaulicht und Martinshorn vorfuhr, kehrte ich widerstrebend in die Wirklichkeit zurück.
    »Ich werde dir die Welt zu Füßen legen«, versicherte mir Kai, nachdem wir uns voneinander gelöst hatten, »und dich auf Händen tragen.«
    »Ah ja?« Angelegentlich schaute ich auf seinen Gipsarm und die kunstvoll verbundenen Hände. »Bitte keine leeren Versprechungen.«
    »Wart mal ’ne Sekunde. Ich muss schnell was holen.«
    Kurz darauf kehrte Kai mit einem schwarzen Edding
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