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Assassino

Assassino

Titel: Assassino
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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wieder in Ordnung.«
    »Was wollen Sie denn noch? Mehr als entschuldigen kann ich mich nicht.«
    »Oh doch.« Ziegenbart beugte sich vor. »Sie können praktische Buße tun.«
    »Bu   … Buße?«, stammelte Chris. »Was meinen Sie damit?«
    »Ganz einfach«, erwiderte Sonnenbrille und trat hinter Chris. »Sie werden jetzt allen Leuten hier zeigen, dass Sie keinerlei Vorurteile gegen Schwule haben, indem Sie Ihre Vorführung von vorhin wiederholen – nur diesmal mit uns.«
    »Ich weiß nicht   … « Chris warf Kati einen hilflosen Blick zu.
    Sie hatte bereits begriffen, worauf die beiden hinauswollten. Ihre anfängliche Sorge war verflogen und sie klopfte Chris auf die Schulter. »Nun sei kein Frosch.«
    Widerstrebend erhob er sich von seinem Stuhl. Ziegenbart ergriff seine rechte Hand, Sonnenbrille die linke.
    »Hey!« Chris wollte sich losmachen.
    »Händchenhalten gehört dazu«, erklärte Ziegenbart. »Das sollte Ihnen doch nicht so schwerfallen, oder? Und immer schön mit den Hüften wackeln.«
    Kati musste sich zusammenreißen, um nicht zu kichern. Chris bekam wirklich nicht mit, dass sich die Männer lediglich einen Spaß mit ihm erlaubten! Flankiert von Ziegenbart und Sonnenbrille, schritt er die Reihe der Tische ab. Die Restaurantbesucher, die inzwischen auch gemerkt hatten, dass es sich hier um ein harmloses Spektakel handelte, beobachteten die händchenhaltenden Männer amüsiert.
    »Der Hüftschwung«, ermahnte Ziegenbart Chris, der unbeholfen zwischen den beiden herstolperte. Er wackelte ein paar Mal leicht mit dem Hinterteil, aber es reichte bei Weitem nicht an seine Vorstellung von vorher heran, fand Kati.
    »Das war beschämend«, murmelte er, als sie wieder an Katis Tisch ankamen und die Männer ihn endlich losließen.
    »Beschämend war Ihr Verhalten vorhin«, erwiderte Sonnenbrille.
    »Dabei sind Sie ein so gut aussehender junger Mann«, ergänzte Ziegenbart. Er konnte seine ernste Miene nicht mehr beibehalten und grinste. »Sind Sie sicher, dass Sie von Männern nichts wissen wollen?«
    Chris sackte auf seinen Stuhl. »Jetzt mehr denn je.«
    »Spielt Ihr Freund immer so schnell die beleidigte Leberwurst?«, wandte sich Sonnenbrille an Kati.
    Sie schüttelte den Kopf. »Eigentlich ist er recht hart im Nehmen. Sie müssen eine empfindliche Stelle bei ihm erwischt haben.«
    »Nun fang du nicht auch noch an«, beschwerte sich Chris.
    »Gestatten Sie, dass wir Ihnen ein Getränk ausgeben? Sozusagen als kleine Wiedergutmachung?«, fragte Sonnenbrille. Ohne eine Antwort abzuwarten, setzten sich die beiden zu ihnen an den Tisch. Ziegenbart winkte den Ober herbei und gab eine Bestellung auf.
    »Mein Name ist Seamus und mein Freund heißt William«, stellte er sich vor, nachdem der Kellner verschwunden war.
    Kati nickte. »Das ist Chris und ich bin Kati. Machen Sie Urlaub in Dubrovnik?«
    Seamus schüttelte den Kopf. »Nein, ich lebe seit einigen Jahren hier. William ist ein alter Freund aus Dublin, der mich für ein paar Tage besucht. Und Sie?«
    »Wir sind beruflich hier.«
    Seamus zog die Augenbrauen hoch. »Darf man fragen, was Sie machen?«
    »Chris ist Archäologe und ich helfe ihm ein wenig bei seiner Suche nach antiken Schmuckstücken.«
    »Oh, Schatzsucher«, rief William. »Wie spannend.«
    »Eher mühselig«, widersprach Kati. »Wir sind nicht hinter Schätzen her, sondern nach historisch bedeutsamen Einzelstücken für die Stiftung meines Vaters.«
    Sie wurden vom Kellner unterbrochen, der vier kleine Gläser mit einer hellgelben Flüssigkeit auf dem Tisch abstellte. Seamus und William nahmen sich jeder eines davon und nickten Kati und Chris aufmunternd zu.
    Kati schnupperte an dem Getränk und verzog die Nase. »Was ist das?«
    »Eine Julischka«, erklärte Seamus. »Das ist eine Mischungaus Kruskovac und Slivovitz. Birnen- und Pflaumenschnaps. Eine kroatische Spezialität.«
    Seamus stieß Chris leicht in die Seite. »Freundschaft?«, fragte er und streckte ihm sein Glas entgegen.
    Chris stieß mit ihm an. »Ich habe mich wie ein Idiot benommen. Tut mir leid.«
    Kati nippte nur an ihrer Julischka. Der Schnaps schmeckte angenehm fruchtig, aber sobald er ihre Kehle hinuntergeflossen war, loderte ein Feuer in ihrem Magen auf und ihre Augen begannen zu tränen. Sie schüttelte sich und stellte das Glas zurück.
    William lachte. »Das ist ein echter
Burner
, was?«
    Kati wollte antworten, aber sie brachte nur ein Krächzen hervor. Seamus tauschte ihr volles gegen sein leeres Glas aus. »Es soll
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