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Assassino

Assassino

Titel: Assassino
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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loderndes Feuer, um das eine Gruppe von Männern saß.
    Kaum hatten sie sie entdeckt, standen zwei von ihnen auf und winkten ihr mit Weinflaschen in der Hand zu. Sie konnte das, was sie ihr zuriefen, nicht verstehen, aber ihre Gesten und das gierige Grinsen waren unmissverständlich.
    Kati machte auf der Stelle kehrt und rannte nach links, bis sie an einen schmalen Weg kam, der in Richtung Innenstadt hinabführte. Im Dunkeln war das Labyrinth der vielen kleinen Gassen, Pfade und Treppen noch verwirrender als bei Tag. Sie bog auf gut Glück mal nach links, mal nach rechts ab, bis sie zwischen zwei fensterlosen Hauswänden vor einer bröckelnden Mauer stand und es nicht mehr weiterging.
    Eine Sackgasse.
    Keuchend lehnte Kati sich gegen den Stein und lauschte. Der Mann konnte ihr unmöglich bis hierhin gefolgt sein.
    Oder doch?
    Sie zwang sich, ruhig und tief zu atmen. Was war nur mit ihr los? Wie konnte sie so die Kontrolle über sich verlieren? Doch dann musste sie an ihre Vorahnung von heute Mittag denken, und sofort stellte sich das flaue Gefühl in ihrem Magen erneut ein.
    Irgendetwas stimmte nicht. Aber was?
    Sie stieß sich von der Mauer ab und wollte umkehren, als sie Schritte hörte.
    Sie erstarrte.
    Die Schritte kamen näher.
    Sie saß in der Falle.
    Verzweifelt tastete sie sich an der Mauer entlang, bis sie einen Spalt erreichte, den sie vorher nicht gesehen hatte. Ohne groß nachzudenken, zwängte sie sich hinein.
    Sofort fühlte sie sich wie zwischen zwei Mühlsteinen, die sie zu zerquetschen drohten. Die Enge raubte ihr den Atem und sie musste sich zwingen weiterzugehen. Immer wieder verkantete sich ihre Tasche zwischen den beiden Wänden, und immer wieder musste sie anhalten, um sie zu richten.
    Und dann griff ihre suchende linke Hand ins Leere.
    Sie war durch!
    Vor ihr lag eine Treppe, die nach unten führte. Unten – das war der Stradun. Das bedeutete Licht, Menschen und somit Sicherheit.
    Mit einem erleichterten Seufzer eilte sie die Stufen hinab. Kurz darauf erreichte sie einen hell erleuchteten Platz mit einem Brunnen, um den herum Kinder spielten und von dem eine weitere Treppe hinab zum Markt führte, wo die letzten Gemüsehändler ihre nicht verkauften Restbestände in kleine Lieferwagen räumten.
    Kati hockte sich auf eine der Treppenstufen, lehnte sich gegen einen Geländerpfeiler und atmete tief durch. Ihr Herz raste noch immer, aber hier, unter all den Menschen, die die Treppe herauf- oder hinabstiegen, redeten und lachten, fühlte sie sich endlich sicher.
    Kati blickte an sich herunter. Ihre Turnschuhe waren verschmutzt und ihre dunklen Jeans voller weißer Kalkflecken. Ihre neue Belstaff-Jacke war am Ärmel eingerissen. Sie zog sie aus und begutachtete den Schaden. Ein zweiter großer Riss zog sich quer über den Rücken.
    So ein Mist! Sie hatte die Jacke erst vor zwei Tagen gekauft, um sich gegen die kühle Abendluft zu schützen.
    Unwillkürlich musste sie kichern. Vor wenigen Minuten warsie noch in Panik quer durch die Stadt geflohen, und jetzt saß sie hier und sorgte sich um ihre Kleidung!
    Während Kati versuchte, den Schmutz von ihrer Hose abzuklopfen, nahm sie eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahr. Langsam hob sie den Kopf.
    Oben auf der Treppe stand der Kahlköpfige.
    Mit einem Mal überfiel sie eine ungeheure Müdigkeit. Selbst wenn sie es gewollt hätte, sie hätte nicht aufspringen und weglaufen können. Hilflos starrte sie den Mann an.
    Er kam die Stufen herab, direkt an ihr vorbei, ohne sie zu beachten, überquerte den Marktplatz und verschwand in einer Gasse.
    Kati stieß ein hysterisches Lachen aus. Ein älteres Touristenehepaar, das zum Brunnen emporstieg, warf ihr missbilligende Blicke zu, doch das war ihr völlig gleichgültig. Sie lachte, bis ihr die Tränen aus den Augen liefen. Was war sie doch für eine Idiotin! Ein Mann lächelte sie an und sie verfiel sofort in Panik! Was war nur mit ihr los, dass sie eine harmlose Anmache mit einer tödlichen Bedrohung verwechselte?
    Kopfschüttelnd stand sie auf und steckte ihre langen schwarzen Haare wieder fest im Nacken zusammen. Dann machte sie sich auf den Weg ins Restaurant, wo Chris wahrscheinlich schon auf sie wartete.

Seamus
    Das Restaurant lag in einer Gasse, in der sich ein Lokal ans andere reihte. Chris saß, wie üblich, über ein Buch gebeugt und bemerkte Kati erst, als sie den Stuhl ihm gegenüber zurückzog. Noch nie war sie so froh gewesen, ihn zu sehen.
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Unter welche Räder bist
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