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Ashton, der Heißbluetige

Titel: Ashton, der Heißbluetige
Autoren: Connie Brockway
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Sie schluchzte auf und brach über ihm zusammen, während sie ihm bei seiner Suche half. „Lasst ihn in Ruhe!“
    „Gut! “ sagte St. John, ohne auf Rhiannons bebende Gestalt zu achten. „Weil Ihr einfach sterben müsst. Ich würde Euch selbst erschießen, aber ich habe keine Kugel übrig. Trotzdem sollte ich Euch vielleicht Gesellschaft leisten, während Ihr sterbt.“
    „Ihr seid zu gütig“, erwiderte Ash schwach.
    „Ganz und gar nicht. Natürlich könnte ich die ganze Angelegenheit ein wenig . . . beschleunigen.“ Seine Augen waren kalt und ausdruckslos.
    „Ich verstehe nicht“, warf Phillip ein.
    „Einer der Eckpfeiler deines Wesens, Phillip.“ St. John schüttelte mitleidig den Kopf, die Waffe immer noch auf Phillip gerichtet. „Gestatte mir, zu erklären. Mit meiner Hilfe wird sich unseren traurigen Freunden ein abstoßendes Bild bieten: ein Mann, der einem Mädchen Gewalt angetan hat - Merrick erschießt seinen Rivalen - dich. Wenn seine Schlampe schließlich doch zu Sinnen kommt und aufbegehrt, erschießt er sie ebenfalls. Phillip, du wirst ein Held sein. Weil es dir, bevor du stirbst, gelingt, den Schuss abzugeben, der schließlich Merrick tötet. Das ist alles sehr tragisch, nicht wahr?“
    „Aber warum?“ fragte Phillip noch einmal.
    St. Johns Lächeln verschwand. „Carr hat versprochen, mir meine Schulden zu erlassen, wenn ich das hier für ihn tue.“
    „Carr wird Euch Eure Schulden nie erlassen“, versicherte Ash geschwächt.
    „Wir werden sehen - oder eher, ich werde sehen.“ St. John richtete seine Pistole auf Rhiannons Rücken.
    „Es ist nichts Persönliches, meine Liebe“, sagte St. John höflich, „aber wie ich schon sagte, Carr ist ein Teufel, und der Teufel muss den ihm zustehenden Lohn erhalten . . .“
    Das Stilett blitzte auf. Von Meisterhand geworfen, flog es in einem eleganten Bogen durch die Luft, doch da die Augen, mit denen es gezielt worden war, nicht klar sehen konnten, traf es St. John nicht in die Brust, sondern bohrte sich in seine Schulter. Die eine Pistole entglitt seinen nun tauben Fingern, die andere entlud sich in den Boden und fiel ihm aus der Hand, als er nach dem Messer griff, das in seiner Schulter stak.
    „Verdammt!“ keuchte St. John.
    Phillip warf sich nach vorne, aber St. John war zu schnell. Er fasste mit seiner gesunden Hand nach den Zügeln und zog heftig an ihnen. Dem Pferd die Sporen gebend, riss er es zurück. Das Tier stieg auf, schlug mit den Vorderhufen aus, verfehlte Phillip jedoch. St. John wendete das Tier und preschte mit ihm durch das hohe Gras davon.
    Phillip sah St. John fliehen, zwischen dem Bedürfnis, ihm nachzureiten und ihn zu verfolgen, und seiner Schuld dem Mann gegenüber hin- und hergerissen, der versuchte, sich in Rhiannons Armen aufzurichten.
    „Nein.“ Sie schlang ihre Arme um Ash und hielt ihn zurück. Seine Augen fielen zu, und er ließ sich einmal mehr zurücksinken, gestattete der lockenden Dunkelheit, ihn zu umfangen. „Geh, Phillip“, rief Rhiannon ihm zu. „Finde die anderen!“
    Es gab nichts zu entscheiden. Er ergriff die Zügel seines Pferdes und schwang sich in den Sattel. Er wusste, was die Ehre von ihm verlangte. Er ritt, Hilfe zu holen.
    Am anderen Ende der Schlucht stieg Stella ein Geruch in die Nase. Nicht ihr Geruch. Der war zwar näher, aber immer noch ein Stück entfernt. Ihr Geruch war ein Versprechen.
    Dieser Geruch war eine Bedrohung.
    Sie kannte ihn gut. Ihr sträubten sich die Nackenhaare, und ein tiefes Knurren stieg aus ihrer Brust auf. Es war der, der sie gefesselt hatte, so dass sie sich nicht rühren konnte, als er ihr so lange den Hinterlauf verdreht hatte, bis sie vor Schmerz aufheulte.
    Sein Geruch wehte von einem warmen Wind getragen zu ihr. Sie hob ihren Kopf und sah einen Mann auf einem Pferd auf sich zureiten, schief im Sattel hängend. Ihre Ausdauer hatte sie schon vor Stunden verlassen, und sie hatte keine Kraft mehr übrig, auf die sie zurückgreifen konnte. Sie war ein Zwingerhund, das behütete, verhätschelte Schoßtier einer Dame. Aber Hass hatte seine eigene Kraft, und davon besaß sie genug.
    Tief in Stellas Herz lebte noch das wilde Wesen ihrer Urahnen, dessen Wildheit durch Freundlichkeit gezähmt, dessen Gewalt durch Liebe besiegt war.
    Der Geruch, der ihr in die Nase stieg, setzte beides frei.
    Wenn irgendjemand zugesehen hätte, hätte derjenige beobachten können, wie der Reiter das Ende der Schlucht erreichte und über seine Schulter zurück in das Tal blickte.
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