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Ashton, der Heißbluetige

Titel: Ashton, der Heißbluetige
Autoren: Connie Brockway
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eingestellte Frau, hatte dem hübschen Kerl zugezwinkert, als er nach einem Zimmer mit Schloss verlangte und dass ihm der einzige Schlüssel ausgehändigt werde. Dann hatte sie mit einem leisen Lachen gesagt, ein guter Hengst brauche keine angepflockte Stute.
    Er hatte ebenfalls gelacht und eine deftige Bemerkung in grobem Pariser Französisch gemacht. Das hatte sie überrascht, da der Gentleman besser aussah, als seine Gossensprache vermuten ließ. Und ganz bestimmt wirkte die kleine Mademoiselle wahrlich vornehm mit ihren großen haselnussfarbenen Augen und ihrem zarten Erröten . . .
    Aber nun, er sah bestimmt gut genug aus, ein anständiges Mädchen aus einer guten Familie zu locken, und sie war auf jeden Fall schön genug, ihn dazu zu bringen, den Zorn ihrer vornehmen Familie zu riskieren. Und wie die beiden einander anschauten . . . ! Die Wirtin lächelte und schüttelte den Kopf. Es war viele Jahre her, seit etwas so Nichtiges wie ein Blick zwischen einem Mann und einer Frau ihre Vorstellungskraft derart hatte beflügeln können. Diese beiden jedoch . . .
    Immer noch lächelnd klopfte sie an die Tür zu dem Privatzimmer, mit der anderen Hand ein Tablett balancierend. Darauf war die Mahlzeit, die der Mann bestellt hatte. Die Tür öffnete sich, und die wunderschöne junge Frau wich zurück, auf den Tisch deutend. Sie sprach nicht. Tatsächlich hatte die Wirtin das Mädchen noch kein Wort reden gehört. Sie zuckte mit den Schultern. Vielleicht war sie taub, und vielleicht war das der Grund dafür, dass sie sich mit einem Verehrer zufrieden gab, der sprach, als stamme er aus der Gosse. Gleichgültig, wie gut er gebaut war oder wie leidenschaftlich er sie anschaute, eine Demoiselle wie sie . . . sollte in einem Schloss wohnen. Es sei denn, etwas stimmte nicht mit ihr.
    Nun, das ging sie nichts an. Die beiden hatten mit klingender Münze bezahlt. Die Wirtin stellte das Tablett ab, und nach einem kleinen Knicks verließ sie den Raum wieder.
    Rhiannon blickte auf den Teller mit dem in Wein gesottenen Hühnchen und kehrte zu dem Stuhl zurück, den sie sich ans Fenster gezogen hatte. Sie wusste, die Wirtin wunderte sich darüber, dass sie nichts sagte, aber sie hatte nicht wie Ash den „Vorteil“ von mehreren Jahren in einem französischen Kerker, um sie die Feinheiten dieser Sprache zu lehren. Sie lächelte zärtlich, wie immer davon beeindruckt, dass Ash selbst seiner Gefangenschaft etwas Gutes abgewinnen konnte.
    Draußen in der kleinen Hafenstadt gab die späte Sommersonne schließlich doch ihren Platz am Himmel auf und versank langsam am Horizont. Ash sollte inzwischen zurück sein. Bevor er aufbrach, hatte er ihr das Versprechen abgenommen, niemandem außer dem Wirtsehepaar die Tür zu öffnen. Er hatte geschworen, so schnell wie möglich mit Raine zurückzukommen.
    Sie hatte ihn gebeten, sie mitzunehmen, aber er hatte sich geweigert. Zu Recht, vermutete sie. Sie würde für ihn bei seiner geheimen Mission, seinen Bruder auszulösen, bloß eine Last sein. England und Frankreich befanden sich im Krieg, und ihre Sprache verriet ihre Herkunft mehr als deutlich. Wenn sie gefasst wurde, nun . . . auch wenn sie eine geborene Schottin war, trug Rhiannon jetzt doch einen englischen Namen - Merrick.
    Rhiannon Merrick. Fast ein Monat war es her, seit sie mit Edith Fraiser und John Fortnum als Zeugen ein kleines Stück nördlich der schottischen Grenze gestanden hatten und sich zu Mann und Frau erklärt hatten. Edith hatte geweint. Rhiannon jedoch war nie in ihrem Leben so glücklich gewesen. Sie war immer noch glücklich, unvorstellbar, wunderbar glücklich. Jeden Tag mehr offenbarten sich ihr das Ehrgefühl und der Anstand, die der Mann, den sie geheiratet hatte, besaß. Jeder Tag bewies ihr die Tiefe seiner Liebe für sie. Das zeigte sich in der Art, wie er sich um sie kümmerte, in der Zärtlichkeit und Leidenschaft, mit der sie sich liebten, und in der Sorge, die er nicht ganz vor ihr verbergen konnte. Sie besaßen nichts. Außer Raines Lösegeld.
    Dann, vor einer Woche, hatte er ihr sogar das angeboten. Es wäre, hatte er ernst erklärt, eine stattliche Summe. Von ihr konnten sie leben, wo immer sie wollten, überall auf der Welt. Seine Augen hatten nichts verraten, seine Miene war beherrscht und sein Angebot völlig ernst gemeint - aber sie kannte ihn jetzt. Sie sah den dunklen Schatten hinter seinem zärtlichen Lächeln.
    Da hatte sie gewusst, dass er alles für sie tun würde, alles für sie sein würde, was sie
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