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Ashton, der Heißbluetige

Titel: Ashton, der Heißbluetige
Autoren: Connie Brockway
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Der Beobachter wäre Zeuge seiner Erleichterung geworden, als er bemerkte, dass ihm niemand folgte, und wie er darum sein voranpreschendes Pferd in eine langsamere Gangart ver-fallen ließ. Der Beobachter hätte ihn in boshaftem Triumph lächeln gesehen, als er in den Wald ritt.
    Und wenn der Beobachter noch länger zugeschaut hätte, hätte er eine kräftige, lang gestreckte Gestalt mit der Geschwindigkeit, die aus Rache geboren wird, durch das hohe Gras laufen und an derselben Stelle in den Wald eintauchen sehen.
    Ash spürte, wie Tränen auf seine Wangen und Lippen fielen. Langsam öffnete er die Augen. Die Nachmittagssonne stand als strahlend gelber Fleck am Himmel, blendete ihn, und er wandte den Kopf zur Seite. Stellas Kopf mit der heraushängenden Zunge erschien verschwommen vor ihm. Gutes Tier, dachte er undeutlich, sie hat uns gefunden.
    „Ash?“ Er spähte in das im Schatten liegende Gesicht über sich. Sorge und Trauer klangen in ihrer Stimme. Sie legte den Kopf ein wenig schief. Die Sonne fiel liebkosend auf ihre Züge, tauchte den zarten Schwung ihrer Wangen und ihres Halses in warmes Licht und bestäubte ihre Wimpern mit Goldpuder. In ihren haselnussfarbenen Augen glühte grünes Feuer. Sie war wunderschön und mutig und tapfer und . . . alles. Sie war ihm alles.
    Beinahe hatte er sie verloren und hatte ihr immer noch nicht gesagt, dass er sie liebte. Das musste er nachholen. Sie musste es wissen.
    „Rhiannon.“
    „Sch!“ murmelte sie. „Die anderen werden bald hier sein. Du wirst gesund werden. Ich habe deine Wunde ausgewaschen und die Blutung zum Stillstand gebracht. Du musst einfach wieder gesund werden.“
    „So hübsch. Ich habe dir . . . nie gesagt.“ Er hob seine Hand und wischte ihr zart die Tränen von den Wangen. Sie würde lautlos weinen, dachte er. Das hatte sie als Kind schon getan, als sie gerade erst nach Fair Badden gekommen war. Er erinnerte sich an eine Geschichte, die sie mehr durch das erzählt hatte, was sie ausgelassen hatte. „Ich muss . . . dir sagen.“
    Sie lächelte auf ihn herab, und ihre bebenden Lippen waren weich und träumerisch. „Ich weiß“, wisperte sie, während sie mit ihren Fingern sein Kinn streichelte.
    Eine Minute blieb er still liegen, ihre zarten Liebkosungen genießend, den Duft nach frischem Frühlingsgras und sonnenerhitzter Haut, und ließ seinen Blick bedächtig über ihre
    Züge gleiten, bis ihm ein Gedanke kam. „Wohin wolltest du gehen?“ fragte er. „Wohin warst du unterwegs, als ich dich gefunden habe?“
    Ein Ausdruck unendlicher Zärtlichkeit erschien auf ihrem Gesicht. „Zu dir, Ash.“
    Er nickte und befahl sich, sich mit dieser Antwort zufrieden zu geben. Aber er war ein leidenschaftlicher Mann und hungerte nach einer Erwiderung seiner Leidenschaft, ihrer Leidenschaft, ihrem Herz, ihrer Liebe, hungerte nach Worten, die er sich nicht einmal mehr erinnern konnte, je gehört zu haben. Und obwohl er wusste, dass er gierig war und ihre Weichherzigkeit schamlos ausnutzte, zögerte er nicht, sie zu fragen: „Warum?“
    Dieses Mal war ihr Lächeln strahlender, köstlicher, sicherer, da sie aus seinem befehlenden Ton ein Versprechen auf eine Zukunft heraushörte, die nur Stunden zuvor wie ein Traum erschienen war.
    Sie dachte an all die Jahre, die vor ihnen lagen, in denen sie ihm immer wieder sagen würde, dass sie ihn liebte, und an all die verschiedenen Arten und Weisen, auf die sie ihm ihre Liebe beweisen würde. Und weil sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben der Liebe eines anderen sicher war, wusste, dass sie völlig und ganz und gar ihr gehörte, konnte sie es sich leisten, ein ganz klein wenig spitzbübisch zu sein. Und so antwortete sie ihm mit denselben Worten, mit denen er ihr zum ersten Mal seine Liebe gestanden hatte.
    „Aus Liebe, mein Liebster. Aus Liebe.“

EPILOG
    Carr beobachtete seine Tochter. Sie stand am Ende der Dienstbotenhalle einer kleinen Gruppe Männer gegenüber - schmutzige, schlammbedeckte Bauern. Er war ganz zufällig über sie gestolpert. Schon vor einiger Zeit hatte er die zweifelhaften Vergnügungen der Dienstbotenquartiere aufgegeben, aber an diesem Nachmittag musste er mit seinem Weinkellermeister sprechen.
    Den Männern war unbehaglich zu Mute, das konnte man deutlich sehen. Sie hatten die Augen niedergeschlagen und zeigten die mürrische Miene, die allen Freisassen gleich war. Fias Gesicht blieb wie immer gefasst, so unergründlich wie das einer Sphinx. Sie sagte etwas, und die Männer zogen sich
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