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Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)

Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)

Titel: Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)
Autoren: Sarwat Chadda
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dreißig Meter über den brodelnden Fluten in der Tiefe des Grabens baumelte. Die Schwärze unter ihm war ein hypnotischer Sog, der ihn ins ewige Vergessen saugen wollte. Er würde nicht das Geringste spüren.
    Aber er war nicht von den Toten auferstanden, um sich jetzt zu Brei verarbeitet zu lassen, also biss er die Zähne zusammen und hielt sich mit einer Hand an den nassen, schlüpfrigen Steinen des Übergangs fest. Dann zog er sich hoch und zwängte sich, angetrieben von seiner Wut, Stück für Stück weiter, bis er sich endlich vollständig auf die Brücke geschoben hatte. Er blickte zum äußeren Ende des Stegs, wo gewaltige Horden von Rakshasas warteten, sich jedoch nicht trauten, einen Fuß auf die Brücke zu setzen. Blendend weiße Feuersäulen schossen in den Himmel und über dem Tosen des Windes hörte Ash wilde, dämonische Freudenschreie.
    Unterhalb des schrillen Gejohles der Rakshasas jedoch lag noch eine andere Stimme, grollend und schwer wie Blei. Es war der Klang von massigen Steinbrocken, die am Boden tiefer Ozeane übereinanderscharrten. Es war der Lärm eines Wesens, das uralt und unerschrocken war: Weder die Menschen, noch die Dämonen oder die Götter fürchtete es. Es hatte die Himmel schon einmal erschüttert und sich um ein Haar die ganze Welt einverleibt. Jetzt war Ravana wieder frei und alles, was zwischen ihm und der Vernichtung von aller Realität lag, war Ash.
    Der lebende Kali-Aastra.
    Er gehörte nun ihr, diesen Pfad hatte er gewählt und es gab kein Zurück mehr. Sein Herz schlug im Takt zu Kalis Tanz, dem Tanz von Tod und Zerstörung, jetzt und für alle Zeit.
    Dies war sein Schicksal, sein Karma. Wenn er versagte, würde die Welt in den Flammen von Milliarden Scheiterhaufen verbrennen.
    Ash trat vor, auf das Gefängnis des Dämonenfürsten zu.

Kapitel 38
    Tiefe Risse überzogen den schwarzen Würfel, aus denen grelle Lichtstrahlen drangen. Die Eisernen Tore waren nur noch schwarze Klumpen aus geschmolzenem Metall.
    Ash hielt sich die Hand vor die Augen, als er weiterlief. Inmitten des weißen Infernos konnte er nur schwammige Silhouetten ausmachen. Dort stand Mayar, die Arme wie zum Willkommensgruß ausgestreckt. Daneben war Jackie, die heulend auf die Knie gefallen war und Lucky in ihren Armen gefangen hielt. Seine Schwester war am Leben, wenn auch stumm vor Schrecken.
    Doch wo steckte Savage?
    Da erzitterte der Erdboden und das Licht, das aus dem Quader drang, wurde schwächer. Der Lärm von kreischendem Eisen erstarb und ließ nur ein rollendes Echo zurück, während die Luft noch immer so heiß war, dass man sie nur mit Mühe einatmen konnte.
    Mit einem letzten Aufschrei schmolz der Kerker völlig dahin. Glühend heiße Ströme von Metall ergossen sich über die Steinplatten, die hier und da in Flammen aufgingen.
    Dort, wo das Gefängnis gestanden hatte, ragte nun ein Riese auf. Mehrere Meter hoch und aus solidem Gold geschmiedet.
    Enorme Muskeln regten sich unter der glänzenden, von Flammen umzüngelten Haut. Er wirkte, als könne er Berge mit seinen bloßen Fäusten zertrümmern. Eine goldene Mähne wallte ihm über die Schultern und auf seiner Stirn prangte ein kreisrundes Mal aus zehn Totenschädeln, das grellweiß leuchtete. Er blinzelte; seine Augen waren so dunkel und unergründlich wie die Nacht.
    Alles war verstummt, selbst der Wind, während der Dämonenfürst aufrecht dastand und seine Anhänger betrachtete, die sich nach viereinhalb Jahrtausenden hier eingefunden hatten, um ihm erneut zu dienen.
    Sie waren seine Armee und er war ihr Heerführer. Sie waren die Untertanen, er der König.
    Ravana breitete seine mächtigen Arme aus und das Volk der Dämonen brüllte vor Freude.

Kapitel 39
    Jackie und Mayar waren nun beide auf die Knie gefallen. Erwartungsvolles Schweigen hatte sich über die Stadt gelegt, als die Rakshasas ehrfürchtig ihren wiedergekehrten König bestaunten.
    Noch immer goss es in Strömen und mit dem Zischen von tausend Schlangen verdunstete der Regen auf der flammenden Haut Ravanas. »Tritt vor« , dröhnte er. Seine Stimme war das Donnern von Kriegstrommeln, die über die Schlachtfelder hallten.
    Inmitten des brodelnden Metalls lag jemand. Langsam stand er nun auf und schritt, unverletzt, durch die Flammen. Das einzige Merkmal, das auf seiner elfenbeinweißen Haut zurückblieb, war ein großes Mal auf seiner Brust: fünf Totenköpfe, angeordnet zu einem Kreis. Jeder Schädel glühte, als hätte man ihn mit phosphoreszierender Farbe aufgemalt. Mit
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