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Arztromane

Arztromane

Titel: Arztromane
Autoren: Sissi Kaipurgay
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abwartend im Türrahmen und erwartet wohl, dass ich ihn verabschiede. Ich g u cke zu Tim, der auf dem provisorisch als Wickelunterlage dienenden Küchentisch liegt, dann wieder zu dem Doktor und wünsche mir, mich zweiteilen zu können.  
    „Danke, dass Sie gekommen sind“, murmele ich und meiner Stimme scheint die Resignation anzumerken sein, denn Pfannenberg seufzt, kommt zu mir zurück und zupft mir das Rezept aus der Hand.
    „Ich besorge das Medikament, kümmern Sie sich um den armen Wicht. Ich glaube, eine neue Windel ist fällig“, meint er und schnuppert auffällig.
    Oh ja, da hat jemand aber tüchtig einen fahren lassen. Ich nicke matt und nuschle erneut ‚danke‘, bevor ich meinen Liebling säubere und mit einer neuen Windel versorge. Tim ist zum Glück ruhiger geworden und ab und zu fallen ihm die Augen zu. Der Doktor ist unb e merkt verschwunden.  
     
    Eine halbe Stunde später läutet es an der Tür und Dr. Pfannenberg reicht mir stumm eine Packung.
    „Danke, Dr. Pfannenberg. Ich weiß nicht, was ich ohne Sie getan hätte.“ Ich versuche ein Lächeln.
    „Sind Sie sicher, dass Sie die Zäpfchen verabreichen können?“, fragt der Doktor und sein Blick ist misstrauisch.
    „Zäpfchen?“, murmle ich schwach.
    „Ja, das sind die Dinger, die man sich in den Popo …“
    „Das weiß ich auch“, fahre ich den Kerl an und erröte vor Wut und Verlegenheit.
    Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob ich meinem Sohn so eine Bombe in den Hintern stopfen kann. Bei erwachsenen Kerlen stopfe ich noch ganz andere Sachen hinten rein, doch Timm i lein ist so winzig.  
    „Ich denke, ich sollte das übernehmen“, meint Pfannenberg und drängt sich einfach in den Flur, schnappt sich die Packung und schaut sich suchend um. „Wo ist der Junge?“
    Der Junge! Wie er das sagt! Ich zeige zum Schlafzimmer und halte lieber den Mund, denn im Augenblick bin ich von wechselnden Gefühlen gebeutelt. Einerseits bin ich dankbar, dass sich der Doktor kümmert, andererseits geht mir seine überhebliche Art auf den Sender.
    Pfannenberg kommt mit dem schlafenden Tim zurück und bringt ihn in die Küche. Ich sehe zu, wie er die Windel öffnet – sie ist Gott sei Dank noch trocken – und gekonnt den kleinen  Bolzen versenkt. Timmi zuckt nicht einmal. Wow. Ob der gute Doktor das bei mir auch so gut könnte? Ich schäme mich  für  diesen Gedanken, trotzdem wandert mein Blick zu seinem Hi n tern.  
    „Das Fieber müsste bald sinken“, murmelt der Arzt, während er die Windel fachkundig schließt, sich an der Spüle die Hände wäscht und Tim erneut auf den Arm nimmt. „Darf ich fragen, wo die Mutter des Kindes ist?“
    „Im Himmel“, antworte ich und seufze leise.
    „Das tut mir leid.“ Dr. Pfannenberg guckt mitleidig, dabei streichelt er über Tims Köpfchen.
    „Ja, es ist schade“, stimme ich zu.
    „Schade?“ Der Doktor hebt eine Augenbraue und mir wird bewusst, wie lieblos ich geklungen habe.
    „Tim ist das Erg ebnis einer Nacht“, erkläre ich.  „Seine Mutter und ich, wir waren nie zusa m men.“  
    Die erneute Missbilligung in Pfannenbergs Gesicht habe ich verdient, denn es war wirklich nicht okay gewesen, mit Manuela ins Bett zu steigen. Sie war damals high und ich besoffen, daher ist es umso verwunderlicher, dass Tim ein gesunder Junge ist, der nur selten kränkelt.
    „Und … darf ich fragen, wie das Kind zu Ihnen …?“
    „Ich war bei der Geburt dabei und Manuela und ich haben uns das Sorgerecht geteilt. Mag ja sein, dass ich wie ein verantwortungsloser Mann klinge, aber das bin ich nicht. Von Anfang an habe ich Tim regelmäßig besucht oder ihn hier bei mir gehabt. Er ist …“ Ich muss kurz schlucken, weil mir die Rührung in der Kehle kitzelt. „Er ist das Beste, das mir je passiert ist.“
    „Entschuldigung“, murmelt Pfannenberg na ch ein paar Sekunden. „I ch habe Sie falsch ei n geschätzt.“  
    „Danke.“
    „Woran ist Tims Mutter denn …? War es ein Unfall?“, fragt der Doktor, schaukelt meinen Sohn leicht und guckt in dessen friedliches Gesichtchen.
    „Sie hat sich den goldenen Schuss gesetzt“, gebe ich freimütig zu.
    „Sie war – drogenabhängig?“
    Entsetzt ruckt Pfannenbergs Kopf hoch.
    Ich nicke.
    „Ich wusste das nicht, ehrlich. Sie muss gleich nach der Geburt angefangen haben. Mir kam es schon merkwürdig vor, dass sie nicht stillen wollte, aber ich bin ja kein Fachmann. Vor zwei Monaten ist es dann passiert und ich habe sie gefunden.“
    „Das
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