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Arztromane

Arztromane

Titel: Arztromane
Autoren: Sissi Kaipurgay
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eigentlich nur nicht allein sein. Manuela hat das ausgenutzt. Ich bereue das, aber Tim möchte ich nicht mehr missen.“
    „Du warst unglücklich?“, murmelt der Doktor und wirft mir einen kurzen Seitenblick zu.
    „Ja, frisch verlassen und voller Liebeskummer. Da kann ein Mann doch schon mal ausfli p pen. Ist dir das noch nie passiert?“  
    „Oh doch, schon oft“, gibt Wotan zu, richtet sich gerade auf und greift nach seinem Bier.
    „Das Leben ist hart. Ich beneide alle, die einen festen Partner oder eine Ehefrau haben.“ Erneut entfährt mir ein sehnsüchtiger Seufzer, denn die Einsamkeit nagt schon länger an mir. Seit über einem Jahr habe ich keine Beziehung gehabt, nicht einmal einen kurzen Fick. Meine Faust hat viel zu tun.
    „Ich muss dann mal“, erklärt Wotan, stellt die leere Flasche ab und springt auf.
    Zum Abschied reicht er mir wieder die Hand und sieht mir einen Moment tief in die Augen, dann dreht er sich um und  während ich die Tür schließe,  höre  ich  ihn die Treppen hinunte r laufen . Ich habe am ganzen Körper Gänsehaut, nur von diesem simplen Händedruck. Nicht auszudenken, was Wotans Finger  sonst noch  mit mir anrichten könnten.  
     
    Ich bekomme den Doktor nicht mehr aus dem Kopf. Die ganze Woche geistert er durch me i ne Träume und Gedanken und wenn ich die Spieluhr sehe, dann wird es noch schlimmer. Tim ist wieder gesund, daher gibt es keinen Grund für einen neuerlichen Besuch in der Pr a xis. Wotan einfach anzurufen kommt mir gar nicht in den Sinn. Was sollte ich auch sagen? Hey, ich hab‘ mich in dich verguckt, bist du auch schwul? Nein, das ist keine Lösung.  
     
    Es wird Samstag und als ich von einem Spaziergang mit dem Kinderwagen am späten Nachmittag zurückkehre, entdecke ich einen entgangenen Anruf. Neugierig wähle ich die Nummer und höre verwundert Wotans dunkle Stimme.
    „Pfannenberg, hallo?“, meldet er sich und für einen Moment bin ich sprachlos.
    „Hallo?“, kommt aus dem Hörer.
    „Hier ist Moritz. Du hast angerufen?“ Ich bin atemlos vor Aufregung und lausche gespannt.
    „Oh, ja, hallo Moritz.“ Er lacht. „Ich habe mich gefragt, ob ich dich zum Essen einladen darf.“
    Ein Date! Mir wird ganz schwindlig, das Herz rast und ich plumpse aufs Sofa. Wotan muss schwul sein, sonst würde er niemals …
    „Gerne. Aber ich habe Tim und kann nicht …“, wende ich ein.
    „Das weiß ich doch. Ich würde zu dir kommen und unterwegs Essen besorgen.“
    „Hört sich gut an.“ Ich presse eine Hand auf meinen Bauch, in dem es rumpelt und ziept.
    „Dann komme ich in einer Stunde vorbei“, bestimmt Wotan und seiner Stimme ist die Freude über meine Zusage anzuhören.
    „Ja, ich freu mich“, antworte ich schwach und lege auf.
    Ein paar Sekunden hänge ich reglos auf der Couch, dann springe ich hoch, packe Tim, der auf einer Decke am Boden herumzappelt und werfe ihn in die Luft.
    „Ich habe ein Date, mein S chatz“, erkläre ich ihm lachend.  „Dein Doktor kommt und hoffen t lich will er mich untersuchen.“  
    Tim quietscht und freut sich mit mir.
     
    Von dem Moment an, in dem Wotan durch die Tür tritt, ist uns beiden klar, dass das Essen nur ein Vorspiel sein wird. Sein Blick fährt lüstern über meinen Körper und sein Lächeln ist gefährlich. Ich bin heilfroh, dass ich Gelegenheit hatte zu duschen und Timmi friedlich ist, so steht einem schönen Abend nichts im Wege.
     
    Vor angespannter Erwartung kann ich kaum etwas essen, nur der Rotwein, den Wotan mi t gebracht hat, schmeckt und ich spreche ihm eifrig zu. Daher bin ich leicht angeheitert, als ich die Reste wegräume und das Geschirr in die Spüle stelle. Der Doktor sitzt auf einem Stuhl, nippt an seinem Glas und beobachtet mich unter dichten Wimpern hervor. Täusche ich mich, oder ist das dort eine Beule in seinem Schritt?  
    „Ist Timmi schon fertig für die Nacht?“, fragt er heiser, stellt das Glas ab und zieht mich am Arm zu sich heran.
    Ich lande auf seinem Scho ß . Wir sind beide groß und schlank, weswegen ich den Kopf be u gen muss, um ihn anzusehen und das wilde Verlangen in seinen Augen zu entdecken.  
    „Nein, leider noch nicht. Ich erledige das aber ganz schnell.“
    „Ich helfe dir“, raunt Wotan und streift mit seinen Lippen kurz mein Kinn.
    Allein das lässt meine Lust sprudelnd hochkochen. Ich stöhne und schließe für eine Sekunde die Augen, denn das Gefühl ist einfach zu schön.
    „Komm, die Pflicht ruft.“ Wotan schubst mich und folgt mir
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