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Arztromane

Arztromane

Titel: Arztromane
Autoren: Sissi Kaipurgay
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ist hart“,  murmelt  der Doktor und starrt mir ins Gesicht, als würde er dort nach Anze i chen einer Drogenabhängigkeit suchen.  
    „Ich bin sauber. Ab und zu einen Joint oder mal ein Bier, sonst nichts.“ Warum verteidige ich mich? Mir kann es doch egal sein, was der Kerl von mir denkt.
    „Hat man mir meinen Argwohn so deutlich angesehen?“ Pfannenberg lächelt und sein G e sicht verwandelt sich in das eines wahnsinnig attraktiven Mannes. Unglaublich. Ich habe ihn zwar nicht als hässlich empfunden, doch nun ist er eine echte Schönheit geworden.  
    „Herr Sägenwinter?“
    „Oh, ja, ich meine – ich hatte den Eindruck, als wenn ich Ihnen eine Erklärung schulde“,  e r widere  ich und erröte, da ich ihn viel zu lange angestarrt haben muss.  
    Pfannenbergs braune Augen mit den dichten Wimpern mustern mich und das Lächeln biegt immer noch seine Mundwinkel nach oben. Das dunkle Haar trägt er mit einem braven Se i tenscheitel, doch das steht ihm. Sicher hat er eine Frau, ein Haus und Kinder, das haben Typen wie er immer.  
    „Sie schulden mir nichts, außer, dass Sie morgen mit Tims Krankenkassenkarte in meiner Praxis erscheinen, damit ich abrechnen kann.“
    Pfannenberg bringt ungefragt Tim zurück ins Schlafzimmer, während ich noch immer im Flur stehe. Ich meine, sogar ein ‚gutschi-gutschi‘ zu hören, bevor er wieder erscheint,  d en Arz t koffer hochnimmt und mir die Hand reicht. Sie ist warm, der Druck angenehm und ich halte sie eine Spur zu lange fest, oder ist er es, der nicht loslässt?  
    „Dann bis morgen“, sagt er und seine Stimme klingt ein wenig rau.
     
    Am nächsten Tag ist Tim fieberfrei und wir haben beide fast die ganze Nacht durchgeschl a fen. Er lacht mich an, als ich seine vollgepupste Windel entferne und mein Herz wird ganz  groß. Daran kann auch der warme Strahl, der gleich darauf mein Kinn trifft, nichts ändern. Bin ja selber schuld, wenn ich seinen Pillermann nicht runterdrücke. Tim giggelt und die zwei kleinen Zähnchen sind allerliebst, wie sie da einsam in seinem Kiefer stecken.  
     
    Mit dem Kinderwagen lege ich die Strecke zu Dr. Pfannenbergs Praxis zu Fuß zurück, es sind nur zehn Minuten von meiner Wohnung aus. Die freundliche Sprechstundenhilfe wirft einen Blick auf Tim und verfällt sogleich in Babystarre. Ich kann ihr ansehen, dass mein Sohn ihr Herz im Sturm erobert hat. Was bin ich stolz, denn hübsch ist mein Schatz schon, mit den dichten Haaren und den großen, grün-blauen Augen.
    „Dr. Pfannenberg möchte Tim gern sehen“, erklärt die Assistentin, nachdem sie sich von Tims Anblick losgerissen hat.
    Ich setze mich mit Timmilein ins Wartezimmer und spiele mit seinen Füßchen, bis wir kurz darauf aufgerufen werden. Ein Glück, denn die glimmernden Blicke der anderen Mütter sind mir unangenehm, fühlt sich ja fast an, wie in einer Homobar, nur, dass es sich um Weiber handelt, auf die ich echt nicht stehe.
    Ja, ich mag Männer. Das mit Manuela – ich war stinkbesoffen, frustriert und irgendwie hat sie mich fast vergewaltigt, mich geritten wie eine Irre, obwohl ich nicht wollte. Klar, ich hätte es verhindern können, doch in dem Moment – ich stand halt neben mir. Frisch verlassen, unglücklich und der Alkohol. Ach, was soll’s, ich will mich nicht rechtfertigen und die Kons e quenz, mein süßer Sohn, lässt mich alles verzeihen.  
     
    Tim lächelt sein zweizähniges Lächeln und Dr. Pfannenberg streichelt ihm sanft über den Bauch, kitzelt ihn am Kinn und grinst dabei debil. Oh, wie gern würde ich ihn so lächeln s e hen und dabei soll er mein Kinn streicheln, mich küssen und …  
    „Wie war die Nacht?“, fragt Pfannenberg und ich antworte in Gedanken versunken: „Einsam.“
    Es entsteht eine peinliche Pause, in der ich mich besinne und verlegen die Hände in den Taschen meiner Jeans versenke.
    „Ruhig, die Nacht war ruhig“, verbessere ich mich und glotze Tim an, der ganz verliebt di e sen Doktor anhimmelt.  
    Oh nein, ich will von ihm so angehimmelt werden, nur ich allein.
    „Wenn mit Tim alles in Ordnung ist, würde ich gerne …“, beginne ich und gleichzeitig meint der Doktor: „Ich muss ihn noch mal abhorchen.“
    Widerstrebend gucke ich zu, wie der Kerl Tim sanft auf dem Untersuchungstisch ablegt, ihm den Strampler auszieht und das Stethoskop auf die kleine Brust legt. Pfannenberg horcht und immer wieder krabbelt er meinen Sohn am Kinn oder streicht über sein Bäuchlein. Ich glotze auf den knackigen
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