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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur
Autoren: Bernard Cornwell
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nicht albern, Derfel!« fuhr Merlin mich eine Woche später an.
    »In zwei Jahren wird sie wieder draußen sein! In einem, vermutlich!
    Wenn Arthur wollte, daß sie aus seinem Leben verschwindet, hätte er sie den Flammen übergeben, und genau das hätte er mit ihr tun sollen!
    Es gibt doch nichts, was das Verhalten der Frauen so positiv beeinflußt wie ein schöner Scheiterhaufen, aber erzähl das mal Arthur! Genausogut könnte man gegen Wände reden. Dieser Schwachkopf liebt die Frau!
    Und er ist wahrhaftig ein Schwachkopf. Denk doch mal nach! Lancelot lebt noch, Mordred lebt noch, Cerdic lebt noch, und Guinevere lebt noch! Jeder, der auf dieser Welt ewig leben will, scheint gut beraten zu sein, wenn er sich Arthur zum Feind macht. Mir geht es den Umständen entsprechend gut. Danke der Nachfrage.«
    »Ich habe Euch zuvor schon danach gefragt«, antwortete ich geduldig,
    »aber Ihr habt mich ignoriert.«
    »Ach ja, mein Gehör, Derfel! Fast ganz weg.« Er schlug sich aufs Ohr. »Taub wie ein alter Eimer. Das ist das Alter, Derfel, nichts als das Alter. Ich verfalle zusehends.«
    Er tat natürlich nichts dergleichen, sondern sah besser aus, als er seit langer Zeit ausgesehen hatte, und sein Gehör war bestimmt noch genauso scharf wie seine Augen, und die waren, obwohl er über achtzig war, noch immer so scharf wie die eines Falken. Merlin verfiel nicht, sondern schien über eine ganz neue Kraft zu verfügen, eine Kraft, die von den Kleinodien Britanniens stammte. Diese dreizehn Kleinodien waren alt, so alt wie Britannien, und jahrhundertelang verloren gewesen, aber Merlin hatte sie wiedergefunden. Die Kraft der Kleinodien sollte dazu dienen, die alten Götter nach Britannien zurückzuholen. Diese Kraft war noch nie auf die Probe gestellt worden, doch nun, im Jahr des Aufstands in Dumnonia, wollte Merlin sie benutzen, um einen gigantischen Zauber zu wirken.
    Ich hatte Merlin am selben Tag aufgesucht, an dem ich Guinevere nach Ynys Wydryn brachte. Es hatte schwere Regenfälle gegeben, und ich hatte den Tor in der Hoffnung erklommen, Merlin auf seinem Gipfel zu finden, mußte jedoch feststellen, daß die Hügelkuppe leer und verwaist war. Früher einmal hatte Merlin auf dem Tor eine große Halle besessen, mit einem Traumturm an einem Ende, aber die Halle war niedergebrannt worden. Ich hatte in den Ruinen des Tor gestanden und dabei eine tiefe Niedergeschlagenheit empfunden. Arthur, mein Freund, war zutiefst verletzt. Ceinwyn, meine Frau, war weit fort in Powys. Morwenna und Seren, meine beiden Töchter, waren bei Ceinwyn, während Dian, meine Jüngste, in der Anderwelt weilte, wohin sie einer von Lancelots Schwertkämpfern geschickt hatte. Meine Freunde waren tot oder in weiter Ferne. Die Sachsen rüsteten sich, um im neuen Jahr gegen uns zu kämpfen, mein Haus lag in Schutt und Asche, und mein Leben kam mir trostlos vor. Vielleicht hatte mich Guinevere mit ihrer Traurigkeit angesteckt, aber an jenem Vormittag auf Ynys Wydryns regengepeitschtem Hügel fühlte ich mich einsamer denn jemals zuvor in meinem Leben. Also kniete ich in der schlammigen Asche der Halle nieder und betete zu Bel. Ich bat den Gott, uns zu retten, und flehte Bel wie ein Kind um ein Zeichen an, daß wir den Göttern nicht gleichgültig waren.
    Das Zeichen kam eine Woche später. Arthur war nach Osten geritten, um die sächsische Grenze zu berennen, während ich auf Caer Cadarn geblieben war, um auf die Heimkehr von Ceinwyn und meinen beiden Töchtern zu warten. Irgendwann in jener Woche begaben sich Merlin und Nimue, seine Begleiterin, in den großen, leeren Palast bei Lindinis, in dem ich gelebt hatte, während ich unseren König Mordred erzog; und als Mordred großjährig wurde, hatte man Bischof Sansum den Palast gegeben, der ihn in ein Kloster umwandelte. Inzwischen waren Sansums Mönche wieder vertrieben, von rachsüchtigen Speerkämpfern aus den weiten römischen Hallen hinausgejagt worden, so daß der riesige Palast abermals leerstand.
    Es waren die Einheimischen, die uns verrieten, daß sich der Druide im Palast aufhielt. Da sie von Erscheinungen erzählten, von wunderbaren Zeichen und Göttern, die in der Nacht wandelten, ritt ich zum Palast hinunter, wo ich jedoch keinerlei Spuren von Merlin fand. Draußen vor dem Palast kampierten zwei-bis dreihundert Menschen, welche begeistert die Geschichten von den nächtlichen Visionen bestätigten, und als ich das hörte, wurde mir das Herz schwer. Dumnonia hatte gerade den Irrsinn eines
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