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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur
Autoren: Bernard Cornwell
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Arthurs Geschichte aufzuschreiben. Sansum haßt Arthur, schmäht sein Andenken und bezeichnet ihn als Verräter; deswegen haben Igraine und ich dem Heiligen erklärt, ich schriebe ein Evangelium unseres Herrn Jesus Christus in der sächsischen Sprache, und da Sansum weder Sächsisch spricht noch überhaupt lesen und schreiben kann, ist uns die Täuschung bisher gelungen.
    Die Geschichte wird jetzt trauriger und schwieriger zu erzählen. Manchmal, wenn ich an meinen geliebten Arthur denke, sehe ich seine Glanzzeit wie einen strahlend sonnigen Tag zur Mittagsstunde, aber wie schnell doch die finsteren Wolken kamen! Später haben sich die Wolken, wie wir sehen werden, geteilt, und die Sonne erhellte wieder seine Landschaft; dann jedoch senkte sich die Nacht hernieder, und seitdem haben wir keine Sonne mehr gesehen.
    Es war Guinevere, welche die Mittagssonne verdunkelte. Es geschah während des Aufstands, als Lancelot, den Arthur für seinen Freund gehalten hatte, den Thron von Dumnonia an sich zu reißen versuchte. Hilfe erhielt er dabei von den Christen, denen von ihren Anführern, darunter Bischof Sansum, eingeredet wurde, es sei ihre heilige Pflicht, das Land von den Heiden zu befreien und die Insel Britannien so auf die Wiederkehr des Herrn Jesus Christus im Jahre 500 vorzubereiten. Außerdem bekam Lancelot vom Sachsenkönig Cerdic Hilfe, der im Tal der Themse einen bedrohlichen Angriff führte, um Britannien zu teilen. Hätten die Sachsen das Severn-Meer erreicht, wären die britannischen Königreiche des Nordens von denen des Südens abgeschnitten worden, doch durch die Gnade der Götter besiegten wir nicht nur Lancelot und seinen christlichen Pöbel, sondern außerdem Cerdic selbst. Bei diesem Sieg entdeckte Arthur jedoch Guineveres Verrat. Er fand sie nackt in den Armen eines anderen Mannes, und damit war seine Lebenssonne vom Himmel verschwunden.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Igraine eines Tages im Spätsommer zu mir.
    »Was versteht Ihr nicht, liebe Lady?« fragte ich sie.
    »Arthur hat Guinevere doch geliebt, nicht wahr?«
    »Das hat er.«
    »Warum konnte er ihr dann nicht verzeihen? Ich habe Brochvael diese Nwylle ja auch verziehen.« Nwylle war Brochvaels Geliebte gewesen, hatte sich aber eine Hautkrankheit zugezogen, die ihre Schönheit entstellte. Ich selbst argwöhnte – ohne sie jemals danach zu fragen –, daß Igraine einen Zauber benutzt hatte, um ihrer Rivalin die Krankheit anzuhängen. Meine Königin bezeichnet sich zwar als Christin, aber das Christentum ist keine Religion, die ihren Anhängern den Trost der Rache gönnt. Dafür muß man zu den alten Weibern gehen, die wissen, welche Kräuter man pflücken und welche Zaubersprüche man unter dem abnehmenden Mond aufsagen muß.
    »Ihr habt Brochvael verziehen«, bestätigte ich, »aber hätte Brochvael Euch auch vergeben?«
    Sie erschauerte. »Natürlich nicht! Der hätte mich lebendig verbrannt, aber so lautet das Gesetz.«
    »Arthur hätte Guinevere auch verbrennen lassen können«, sagte ich,
    »und es gab viele Männer, die ihm genau das geraten haben, aber er liebte sie, liebte sie leidenschaftlich, und deswegen vermochte er sie weder zu töten noch ihr zu verzeihen. Jedenfalls anfangs nicht.«
    »Dann war er ein Narr!« behauptete Igraine. Sie ist noch jung und verfügt über die wundervolle Gewißheit der Jugend.
    »Er war sehr stolz«, erklärte ich, aber wenn Arthur deswegen ein Narr war, dann waren wir anderen ebenfalls Narren. Nachdenklich hielt ich inne. »Er wollte so vieles«, fuhr ich fort. »Er wollte ein freies Britannien, er wollte die Sachsen besiegen, in seiner Seele jedoch wollte er ständig von Guinevere hören, daß er ein guter Mann sei. Und als sie dann mit Lancelot schlief, war das für Arthur der Beweis dafür, daß er weniger wert war als dieser. Das war natürlich nicht die Wahrheit, aber es schmerzte ihn dennoch. Und wie es ihn schmerzte! Noch nie habe ich einen Mann gesehen, der so schrecklich litt. Sie hat ihm das Herz zerrissen.«
    »Und dann hat er sie gefangengesetzt?« fragte Igraine.
    »Dann hat er sie gefangengesetzt«, bestätigte ich und dachte daran, wie er mich gezwungen hatte, Guinevere in den Schrein zum Heiligen Dornbusch zu bringen, wo Morgan, Arthurs Schwester, ihre Gefängniswärterin wurde. Die eine war Heidin, die andere Christin, und der Tag, an dem Guinevere auf dem Gelände des Heiligtums eingesperrt wurde, gehörte zu den wenigen Gelegenheiten, da ich sie jemals weinen sah. »Sie wird dort
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