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Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht
Autoren: Kai Meyer
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Nostra, womöglich über das Blutbad am Monument von Gibellina. Nun würde vieles davon ungeklärt bleiben.
    Das größte Mysterium aber war Pantaleones Ende selbst. Rosa hatte behauptet, ihn in Notwehr über die Felskante gestoßen zu haben, nachdem er ihre Schwester ermordet hatte. Nur konnte niemand erklären, wie er sich beim Sturz spiralförmige Hämatome rund um seinen Körper zugezogen hatte.
    »Wie geht es ihm?«
    »Unverändert«, sagte Rosa. Die Richterin kam ihr noch kleiner vor als bei ihren früheren Begegnungen. Sie musste zu Rosa aufschauen, aber das schien ihr nichts auszumachen.
    »Man hat mir gesagt, dass ich dich hier finden würde. Ich fürchte, ich habe schlechte Nachrichten.«
    Rosa schaute kurz zu Boden, dann begegnete sie wieder dem eisernen Blick der Frau. »Sie haben Florinda gefunden, nehme ich an.«
    »Du scheinst nicht besonders überrascht zu sein.«
    Pantaleone hatte sie das neue Oberhaupt der Alcantaras genannt. Gewiss nicht ohne Grund. »Ich habe den Schwur gebrochen«, sagte sie. »Es musste ja so kommen.«
    Einen Augenblick lang schien die Richterin ernstlich betroffen. »Es tut mir leid. Ihr Tod und dieser dumme Schwur.«
    »Entschuldigen Sie sich nicht, wenn Sie es nicht so meinen. Sie haben doch geahnt, was passieren würde.«
    Quattrini blickte über die Schulter. Stefania Moranelli und Antonio Festa, ihre beiden Leibwächter, standen an der Rezeption am Ende des Korridors und sahen zu ihnen herüber. »Esgab Anzeichen für einen Konflikt zwischen den Familien«, sagte sie, wieder zu Rosa gewandt. »Man musste kein Prophet sein, um vorauszusehen, dass Blut fließen würde. Aber was mir nach wie vor nicht klar ist, ist deine Rolle in alldem. Und die des Jungen.«
    »Fundling?«
    Die Richterin schüttelte den Kopf. »Du weißt genau, von wem ich spreche. Alessandro Carnevare.«
    »Fragen Sie ihn selbst. Ich hab ihn seit Tagen nicht gesehen.« Kühler setzte sie hinzu: »Er hat zu tun, vermute ich.«
    Quattrini nickte, als bestätigte das nur, was sie längst wusste. »Ich werde ihn fragen, keine Sorge.«
    »Wo haben Sie Florinda gefunden? Und was ist passiert?«
    »Sie wurde erschossen. Nicht mit derselben Waffe wie deine Schwester, und wahrscheinlich einige Stunden früher. Ihre Leiche ist am Strand von Panarea an Land getrieben worden.«
    »Panarea?«, fragte Rosa, nur um irgendetwas zu sagen. Ihre Stimme klang heiser.
    »Panarea ist eine der Liparischen Inseln, nördlich von Sizilien. Hat deine Tante vor ein paar Tagen vielleicht eine Bootsfahrt unternommen?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    Pantaleone musste Befehl gegeben haben, Zoe und Florinda von Corleone aus zu ihm bringen zu lassen. Vielleicht hatte Florinda sich gewehrt und war deshalb erschossen worden; den Leichnam hatten sie aus einem Helikopter irgendwo über dem Meer abgeworfen.
    »Ich würde gern beide so schnell wie möglich in unserer Familiengruft beisetzen lassen«, sagte sie.
    »Natürlich.«
    »Und Iole darf vorerst bei mir bleiben?«
    »Wenn sie das möchte. Wir haben keine lebenden Verwandten ausfindig machen können. Wer immer damals die Dallamanos ausgerottet hat, ist sehr gründlich gewesen.«
    »Sie haben Augusto vergessen.«
    »Er lebt nicht mehr. Nicht offiziell.«
    Rosa nickte. »Auf Wiedersehen, Signora Quattrini.«
    Sie ging an der Richterin vorbei den Korridor hinunter. Quattrini folgte ihr nicht, aber sie spürte ihren Blick im Rücken.
    »Rosa?«
    Noch einmal drehte sie sich um.
    »Meinen Glückwunsch.«
    »Zum Tod meiner Tante?«
    »Zur Erbschaft«, sagte Quattrini. »Du bist jetzt das Oberhaupt des Alcantara-Clans. Ich hoffe nur, du bleibst lange genug am Leben, um es zu genießen.«
    Rosa wandte sich ab und ging.
    Erst im Wagen brach sie in Tränen aus.

Der Abschied
    E ine Kolonne aus schwarzen Limousinen schlängelte sich den Weg zum Alcantara-Anwesen hinauf.
    Rosa stand mit Iole am Eingang der Grabkapelle und beobachtete, wie die capi der übrigen Clans eintrafen. Sie fragte sich, wie viele von ihnen hinter der Maske wohlsituierter Geschäftsleute Arkadier waren.
    Neben den Bossen und ihren Familien erschienen die Geschäftsführer der Alcantara-Firmen aus Palermo, Mailand und Rom, außerdem einige jener Berater, vor denen Pantaleone sie gewarnt hatte. Sie wusste, dass von ihr erwartet wurde, später die Beileidsbekundungen aller Anwesenden entgegenzunehmen. Aber sie war nicht hier, um Erwartungen zu erfüllen.
    In zwei langen Reihen bezogen die Trauergäste Aufstellung vor der
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