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Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht
Autoren: Kai Meyer
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zerbrechen.«
    »Wie lange?«
    »Einen Monat. Von Gibellina an gerechnet.« Sie lächelte. »Fühlt sich besser an, wenn schon eine Woche um ist.«
    »Drei gehen schnell vorbei.« Er sah nicht aus, als ob er das so meinte.
    »Nein«, sagte sie ernst. »Drei sind lang.«
    Sie küsste ihn ein letztes Mal.
    Dann machten sie sich auf den Rückweg, den Hang hinauf durch das gebeugte Spalier der Olivenbäume.

Epilog
    D er Bug des Schiffes teilte die blauen Wogen der Straße von Messina. Der Himmel war klar und strahlend, Möwen flogen von Siziliens Ufer im Westen hinüber zu den sandigen Buchten Kalabriens im Osten. Dazwischen lag offene See.
    Rosa saß in einem schwarzen Neoprenanzug in einem Liegestuhl an der Reling und blickte über das Wasser. Glatt und friedlich, nur ein leichter Wind, recht warm für die späte Jahreszeit. An der Oberfläche deutete nichts darauf hin, dass der Meeresgrund zerfurcht war wie ein Schlachtfeld, durchzogen von tiefen Klüften und unterseeischen Canyons.
    Sie hatte Karten und Diagramme gesehen, nicht zuletzt in den gestohlenen Unterlagen der Dallamanos, die sie in Pantaleones Haus im Wald entdeckt hatte; Florinda musste sie ihm nach dem Überfall in Syrakus ausgehändigt haben. Darauf war deutlich zu sehen, wie sehr die häufigen Erdbeben diesen Teil des Meeresbodens verwüstet hatten.
    »Wir sind gleich da«, rief ihr der Kapitän von der Brücke aus zu. Sie atmete tief durch, hob die Hand, um ihm für den Hinweis zu danken, und sprang auf. Dies war nur ein kleines Boot mit sechs Mann Besatzung. Sie hatte kein Aufsehen erregen wollen, indem sie sich vor aller Augen für eine Schatzsuche ausrüstete.
    Den ersten Tauchgang wollte sie allein unternehmen. Wochenlang hatte sie mit einem persönlichen Tauchlehrer trainiert, erst im Lago di Ogliastro, nicht weit entfernt vom Palazzo Alcantara, dann im Meer an der Südküste. Für das, was sie vorhatte, musste das genügen. Keine Expedition, erst recht keine Bergung. Nur einen Blick auf das, was die Dallamanos dort unten gefunden hatten.
    Die Tauchstunden waren nicht nur Vorbereitung, sondernauch eine willkommene Ablenkung gewesen: von den Besuchen der Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzenden, die einen misstrauischen Blick auf die piccola ragazza werfen wollten, von der fortan ihre Geschicke abhängen sollten. So früh wie möglich hatte sie sich an jedem Morgen mit dem Tauchlehrer verabredet.
    Ihre Ausrüstung lag auf Deck, unweit einer Lücke in der Reling. Sie kontrollierte noch einmal die Anzeigen der Sauerstoffflaschen. Eines der Crewmitglieder kam heran und half ihr beim Schultern der Flaschen, als der Kapitän plötzlich rief: »Wir bekommen Besuch. Ein zweites Boot an Backbord. Sie halten genau auf uns zu.«
    Sie verschwendete keine Zeit damit, den schweren Tornister und die Flossen wieder abzulegen. Ungeduldig watschelte sie zur gegenüberliegenden Reling. Die Sonne schien auf einen Schlag noch heißer zu brennen.
    »Ich kenne dieses Schiff«, sagte sie.
    Der Matrose neben ihr brüllte zum Kapitän hinauf: »Sie sagt, sie kennt das Schiff!«
    »Es ist die Gaia .«
    »Es ist die Gaia !«, krakeelte der Mann.
    Rosa warf ihm einen Blick zu, der ihn verstummen ließ.
    Die schneeweiße Jacht der Carnevares rauschte auf einem Sattel aus schäumender Gischt heran. In einer Distanz von zehn Metern stoppten die Maschinen. Beide Boote befanden sich auf der Position, deren Koordinaten Ruggero Dallamano auf seinen Seekarten gekennzeichnet hatte. Vierzig Meter unter ihnen musste die Statue von Panthera und Lamia am Meeresboden stehen.
    Niemand zeigte sich auf den Decks der Gaia . Die verspiegelten Fenster erlaubten keinen Blick ins Innere.
    Unverhofft erklangen Trompetenfanfaren aus den Lautsprechern der Jacht. Rosa erkannte den Auftakt auf Anhieb. Gleich darauf hallte glasklar ein Lied übers Wasser. Eines, das ihr sehr vertraut war. My Death .
    Nach kurzer Zeit wurde die Lautstärke verringert. Auf dem unteren Deck der Jacht erschien Alessandro in einem dunkelblauen Taucheranzug, mit geschulterten Sauerstoffflaschen; die Taucherbrille hatte er auf die Stirn geschoben. In einer Hand hielt er etwas, das metallisch aufblitzte.
    »Er hat eine Waffe!«, brüllte der Mann neben Rosa.
    »Nein«, widersprach sie ruhig, »das ist keine Waffe.«
    Alessandro grinste und schrieb mit dem Zeigefinger eine Drei in die Luft. Die anderen an Bord mochten glauben, er hätte den Verstand verloren, aber Rosa lächelte.
    Sie machte ein paar ungelenke Schritte
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