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Arglist: Roman (German Edition)

Arglist: Roman (German Edition)

Titel: Arglist: Roman (German Edition)
Autoren: Faye Kellerman
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Boden gepresst. Eine Waffe zeigte auf seinen Schädel, und um ihn herum waren ungefähr zwanzig Polizisten bereit, ihn zu verprügeln, sollte er sich bewegen. Seine Hände hatte man ihm hinter dem Rücken mit einem Kabelbinder zusammengezurrt. Ungefähr einen Meter von ihm entfernt lag eine Pistole.
    Decker verschlug es die Sprache.
    Irgendwie hatte es Liam O’Dell durch die Absperrung und bis zum Tatort geschafft. Er war außer sich, ruderte mit den Armen und rief immer wieder: » Warum hast du das getan, Mudd? Warum hast du das getan? Warum hast du das getan? «
    Ryans Antwort lautete: »Weil Rudy böse ist.«
    Die Polizisten brachten Ryan auf die Füße und schubsten O’Dell zur Seite. Er stolperte und fiel fast der Länge nach hin. Als er sich wieder gefangen hatte, schrie er: »Scheiße, Mudd! Jetzt musst du ins Gefängnis! Du kommst ins Gefängnis!«
    Ryan drehte sich zu ihm um und lächelte selig. »Irish, ich sitze seit fünfzehn Jahren im Gefängnis. Wo immer ich jetzt hinkomme, es kann nur besser werden.«
    »Jesus Christus!« Liam wollte ihm folgen, aber die Polizei hielt ihn zurück und drohte ihm mit Gefängnis, wenn er hier nicht sofort verschwinden würde. Er rief noch: »Ich besorge dir einen Anwalt, Mudd!«
    »Ruf meinen Bruder an«, rief Goldberg zurück. »Er ist Lungenarzt.«

42
     
    Es dauerte eine ganze Woche, bis Rina überhaupt wieder mit ihm sprach, und wenn, dann blieb sie sehr einsilbig.
    »Es tut mir leid!«, sagte ihr Decker zum x-ten Mal.
    »Schon gut, Peter.«
    »Das war dumm von mir. Ich gebe es ja zu. Dumm, dumm, dumm. Es wird nie wieder vorkommen.«
    »Ich sagte, schon gut. Ich weiß, du hast nur deinen Job gemacht.« Rina zog ihren Bademantel enger. »Ich bin sehr müde und gehe jetzt ins Bett.«
    Er hörte, wie die Tür ein bisschen lauter als notwendig hinter ihr ins Schloss fiel. Da saß er nun in seinem Schlafanzug am Esstisch und betrachtete sein Abendessen. Der Hackbraten war aufgetaut und das Gemüse zusammengefallen. Als er wieder hochblickte, stand Hannah neben ihm und sah ihn mitleidig an. »Keinen großen Hunger?«
    »Nicht wirklich.«
    »Ich wasch dein Geschirr ab.«
    »Nein, das mache ich schon.« Er sah auf die Uhr. »Wir haben es fast zehn.«
    »Morgen ist auch noch ein Tag«, sagte Hannah. »Sie kommt darüber hinweg.«
    »Im Endeffekt wird sie das wohl«, sagte Decker.
    »Aber sie hat recht. Es war dumm, Abba .«
    » Et tu, Brute?«
    Hannah umarmte ihn, und Decker strich ihr zärtlich über den Rücken. »Danke, Hannah, ich brauchte jetzt wirklich mal jemanden, der mich drückt.« Als er sie wieder ansah, war sie in Tränen aufgelöst. Er nahm seine Tochter noch einmal in den Arm und hielt sie ganz fest. Sie trug eine Schlafanzughose aus Flanell und ein zu großes Sweatshirt und sah darin so verloren und verletzlich aus. Gerade hatte er geglaubt, seine Schuldgefühle hätten ihren Höhepunkt überschritten, da stiegen sie noch einmal kräftig an. »Es tut mir so leid, kleiner Kürbis, es tut mir wahnsinnig leid.«
    »Ich hatte solche Angst !«
    »Ich weiß. Es war falsch von mir, mich auf so etwas Gefährliches einzulassen.«
    »Hattest du keine Angst?«
    »Natürlich.«
    »Warum hast du es dann gemacht?«
    »Das ist sehr schwer zu erklären, Hannah. Das Ganze hat sich irgendwie verselbständigt. Ich war so darauf konzentriert, diese Frauen zu retten, dass ich an nichts anderes mehr gedacht habe.«
    Sie schwieg.
    »Ich hatte eine kugelsichere Weste an und einen Helm auf.«
    »Deine Arbeit sollte nicht so gefährlich sein, dass du diese Sachen brauchst.«
    »Meistens ist sie das ja auch nicht.«
    »Außer eben manchmal.« Sie riss sich von ihm los und faltete ihre Hände vor der Brust. »Du bist schon zweimal angeschossen worden. Was willst du damit beweisen?«
    Decker seufzte. »Ich will gar nichts beweisen. Wie ich schon sagte, die Situation folgte einfach ihren eigenen Gesetzen.«
    »Das ist keine Antwort«, schnaubte sie. »Na gut, es ist eine Antwort, aber eine schwache.«
    »Es ist eine schwache Antwort, und leider auch die einzige, die ich habe.« Decker probierte ein Lächeln aus. »Bitte sei nicht mehr wütend auf mich.«
    Ihre Gesichtszüge entspannten sich, und die Wut schmolz dahin. »Ich hab dich lieb, Abba . Ich weiß, manchmal bin ich ganz schön schwierig.« Ihre Oberlippe zitterte. »Ich schätze dich wirklich sehr.«
    »Das weiß ich doch, Hannah, das weiß ich.« Er streckte ihr seine Hände entgegen, und sie fiel in seine Arme. »Ich liebe
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