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Arglist: Roman (German Edition)

Arglist: Roman (German Edition)

Titel: Arglist: Roman (German Edition)
Autoren: Faye Kellerman
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Taschen an seiner Hose nach außen zu stülpen. Decker gelang ein verstohlener Blick auf seine beleuchtete Uhr. Es war fast fünf Uhr morgens. In einer Stunde würde die Sonne aufgehen.
    »Ich bringe jetzt die Schlampe in die Lobby«, sagte Banks. »Sie kommen rein, wenn ich es Ihnen sage.«
    »Wie Sie wollen.« Decker blieb am Telefon und hörte eine Frau um ihr Leben betteln. Sie schluchzte und kreischte, und Decker wünschte, sie würde einfach nur die Klappe halten. Er wollte nicht, dass Banks die Nerven verlor. Endlich war Banks’ Stimme wieder da. »Sie können jetzt, aber schön langsam.«
    Decker machte sich wie in Zeitlupe auf den Weg in die dunkle Lobby. Als seine Augen sich angepasst hatten, sah er zuerst die Frau, dann die Waffe an ihrem Kopf und dann jemand Größeres im Hintergrund. Lockiges Haar und stechende Augen. Derselbe Rudy Banks von den Bildern aus dem Internet, aber mit dem Ausdruck eines wild gewordenen Tiers.
    Rudy sprach leise, und seine Stimme klang überraschend ruhig. »Mir fällt gerade ein: Wenn Sie hinter meinem Rücken sind – was sollte Sie davon abhalten, mich anzuspringen?«
    »Ich werde Sie nicht umwerfen. Aber wenn die Vorstellung Sie nervös macht, dann lassen Sie das Mädchen gehen und zielen Sie mit der Waffe auf meinen Kopf.«
    »Nicht ganz einfach, Sie tragen ja einen Helm.«
    »Ich werde den Helm nicht abnehmen. Ich sag’s noch einmal: Sie haben die Waffe. Ich bin unbewaffnet.«
    »Sie sind groß und kräftig. Sobald ich sie gehen lasse, jagen Sie mir die Waffe ab.«
    »Wenn ich Sie liquidieren wollte, wäre ich mit zehn Scharfschützen angerückt. Außerdem weiß ich, wie es sich anfühlt, wenn man sich eine Kugel einfängt. Ich bin nicht scharf darauf, das wieder zu erleben.«
    »Sie wurden schon mal angeschossen?«
    »Zweimal.« Decker wartete auf Banks’ nächsten Schritt.
    Eine schiere Ewigkeit lang sagte niemand ein Wort. Rudy wägte seine Möglichkeiten ab.
    »Ich werde das Mädchen nicht gehen lassen. Sie ist mein einziger Schutz, damit man mir nicht den Kopf wegbläst.«
    Decker versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben. Er wusste nicht, welches Mädchen Rudy in seinen Fängen hatte. Nicht dass es etwas geändert hätte. Alles, was er sah, war blanker Terror im Gesicht eines völlig verängstigten Kindes. »Wenn Sie meinen. Ich persönlich glaube allerdings, es wäre besser für Sie, sie gehen zu lassen. Weniger Risiko, dass hier was schiefläuft. Aber Sie sind der Boss.«
    »Ganz genau, verdammt noch mal.«
    Decker hatte nur einen einzigen Gedanken: wie man die Waffe vom Kopf des Mädchens wegbringen konnte, ohne dass einer von ihnen erschossen wurde. Sollte Banks getroffen werden, wäre das sicher nicht ideal, aber Decker konnte ganz bestimmt damit leben. Jetzt sah er die Augen des Mädchens – weit aufgerissen und voller Angst. »Wie geht’s weiter, Boss?«
    »Auf die Knie.«
    Ganz sicher nicht. »Wenn Sie mich erschießen wollen, dann im Stehen«, sagte Decker wütend.
    »Ich werde Sie nicht erschießen, aber woher weiß ich, dass Sie mir nicht die Waffe entwenden, sobald ich die Schlampe gehen lasse?«
    Decker trat fünf Schritte zurück. »Ich bin außerhalb Ihrer Reichweite.«
    Es kam ihm wie Stunden vor... es waren wahrscheinlich nur ein paar Augenblicke... da ließ Banks das schluchzende Mädchen los, das sofort aus der Lobby nach draußen rannte. Decker schaute nun in den Lauf einer halbautomatischen Glock 11 mm. »Nur noch Sie und ich, Boss.«
    »Umdrehen.«
    »Sie müssen mich im Auge behalten, aber das Gleiche gilt für mich«, sagte Decker. »Wenn Sie wütend werden und rumballern, muss ich mich wegducken können.«
    Stille.
    »Ich unternehme nichts gegen Sie, Rudy.«
    Banks’ Arm begann zu zittern. Er stützte ihn mit der freien Hand ab.
    »Rudy, Sie werden ja bemerkt haben, dass wir jetzt seit … seit ungefähr fünf Minuten hier drin sind und niemand den Laden gestürmt hat. Immer noch nur Sie und ich.«
    Rudy antwortete nicht.
    »Ich muss die bloß anrufen und ihnen mitteilen, dass wir jetzt herauskommen«, sagte Decker. »Mehr muss ich nicht tun. Ich verspreche Ihnen, dass keiner unserer Leute die Sache vermasseln will. Wenn Sie erst mal aus dieser brenzligen Situation hier raus sind, bekommen Sie Ihren Anwalt, Ihre Kaution, und dann sind Sie bald zu Hause, trinken einen Scotch und schauen eine Sportsendung.«
    »Ich hasse Sport, verdammte Scheiße.«
    »Mann, Sie wissen doch, was ich meine. Sie sind ein kluges Kerlchen, Rudy. Sie
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