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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Verbrechen lohnt sich
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dass er deine Einladung ablehnt, der hochnäsige Snob?«
Um Janice gegenüber fair zu sein – Chris hatte durchaus schon daran gedacht, Roger zu einem Drink einzuladen, jedoch nicht zu einem Dinner zu Hause in Romford. Er konnte Janice schließlich schlecht sagen, dass Roger im Stamford Bridge nicht auf der Tribüne mit den Jungs saß, sondern seinen eigenen Platz in der Vereins-Ehrenloge hatte.
Sobald die Post sortiert war, gab Chris sie in die Körbe für die verschiedenen Abteilungen. Seine beiden Gehilfen übernahmen die Post für die ersten zehn Stockwerke, doch für die oberen vier teilte Chris sie niemals ein. Nur er selbst durfte die Korrespondenz zu den Büros des Vorstandsvorsitzenden und des Direktors bringen.
Janice ermahnte ihn stets, die Augen offen zu halten, wenn er sich auf den Chefetagen befand. »Man kann nie wissen, welche Chancen sich ergeben und welche Gelegenheiten du beim Schöpf packen kannst.« Chris lachte vor sich hin, denn er dachte an Glorias Schopf und welche Gelegenheiten sie ihm in der Registratur bot. Unglaublich, was diesem Mädchen hinter den Aktenschränken so alles einfiel! Wenn er dagegen an Janice dachte … nun, seine Frau musste ja nicht alles wissen, was in der Bank vor sich ging.
Er griff nach den Körben für die oberen vier Etagen und ging zum Lift. Auf dem elften Stock klopfte er an die Tür, ehe er Rogers Büro betrat. Der Personalchef blickte abwesend von dem Schreiben auf, in das er vertieft gewesen war.
»Ein schöner Sieg für Chelsea am Samstag, Rog, auch wenn es nur ein Spiel gegen West Ham war«, sagte Chris, als er einen Stoß Briefe in den richtigen Korb auf dem Schreibtisch seines Vorgesetzten legte. Da er keine Antwort erhielt, schwirrte er schnell wieder ab.
Roger blickte auf, als Chris davoneilte. Er hatte beinahe ein schlechtes Gewissen, weil er mit Chris nicht über das ChelseaSpiel gefachsimpelt hatte, aber er wollte ihm nicht erklären müssen, weshalb er zum ersten Mal in dieser Saison ein Heimspiel versäumt hatte. Wie gern würde er an nichts Wichtigeres als an Fußball denken!
Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Schreiben zu. Es war eine Rechnung über 1600 Pfund, die erste Monatsgebühr für das Pflegeheim, in dem er seine Mutter hatte unterbringen müssen.
Roger hatte sich widerstrebend damit abgefunden, dass ihr Gesundheitszustand so schlecht geworden war, dass er sie zu Hause in Croydon nicht mehr versorgen konnte, doch er hatte nicht damit gerechnet, dass der Heimaufenthalt ihn fast 20.000 Pfund im Jahr kosten würde. Natürlich wünschte er seiner Mutter noch mindestens zwanzig Jahre, aber solange Adam und Sarah noch zur Schule gingen und Hazel nicht in ihren früheren Beruf zurückkehren wollte, brauchte er unbedingt eine Gehaltserhöhung – und das ausgerechnet jetzt, da Personalabbau und Kurzarbeit drohten!
Es war ein schreckliches Wochenende gewesen. Am Samstag hatte er angefangen, den McKinsey-Report zu lesen, der auflistete, was die Bank tun musste, wollte sie auch im einundzwanzigsten Jahrhundert noch zu den führenden Geldinstituten zählen.
Im Report wurde vorgeschlagen, mindestens siebzig Angestellte für das »Abspeckprogramm« – ein Euphemismus für Entlassung – in Erwägung zu ziehen. Und wer würde die undankbare Aufgabe übernehmen müssen, den betroffenen siebzig Angestellten klar zu machen, was dieses Abspecken für sie bedeutete? Als Roger das letzte Mal jemandem hatte kündigen müssen, konnte er danach drei Nächte lang nicht schlafen. Der McKinsey-Report hatte ihn dermaßen deprimiert, dass ihm jede Lust auf das Fußhallspiel vergangen war.
Er würde sich wohl oder übel einen Termin beim Verwaltungschef geben lassen müssen, obwohl er wusste, dass Godfrey Tudor-Jones ihn mit den Worten abspeisen würde: »Personalprobleme sind nicht mein Ressort, alter Junge. Sie sind der Personalchef, Roger, es liegt also bei Ihnen.« Leider hatte er zu dem Mann keine persönliche Beziehung, auf die er sich jetzt stützen könnte, obwohl er sich im Lauf der Jahre oft genug darum bemüht hatte, doch der Verwaltungschef hatte ihm deutlich klar gemacht, dass er Geschäftliches und Privates strikt trennte – außer natürlich, es handelte sich um ein Vorstandsmitglied.
»Warum lädst du ihn nicht zu einem Heimspiel in Chelsea ein?«, hatte Hazel vorgeschlagen. »Schließlich hast du eine Menge Geld für die beiden Saisonkarten bezahlt.«
»Ich glaube nicht, dass er sich für Fußball interessiert.« »Dann lad ihn doch in deinen
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