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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Verbrechen lohnt sich
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er das Ganze bereits in einigen früheren Fällen mit Harry durchexerziert hatte.
»Aber Sie haben dieses Stipendium nicht angenommen«, fuhr Sir Toby fort, »weil Sie es vorzogen, hier in Leeds zu studieren. Stimmt das?«
»Ja«, antwortete Harry. Diesmal nickten die Geschworenen beifällig. Es gibt nichts Loyaleres oder Stolzeres als einen Yorkshirer, wenn es um irgendetwas Yorkshirisches geht, dachte Sir Toby zufrieden.
»Und haben Sie Ihr Studium an der Universität von Leeds – ich ersuche Sie nur zur Bestätigung um Antwort – mit Auszeichnung abgeschlossen?«
»Ja.«
»Lind bot Ihnen die Harvard University, eine der bedeutendsten amerikanischen Universitäten, nicht einen Studienplatz an, damit Sie dort Ihren Magister- und danach Ihren Doktortitel machen konnten?«
Harry nickte knapp und bestätigte es. Wie gern hätte er gesagt: »Nun mach schon weiter, Toby«, doch er wusste, dass sein alter Sparringspartner so viel wie nur möglich aus diesem Gespräch herausholen wollte.
»Und Sie wählten für Ihre Doktorarbeit das Thema ›Handfeuerwaffen bei Mordfällen‹?«
»So ist es, Sir Toby.«
»Ist es auch so«, fuhr der Strafverteidiger fort, »dass Ihre Dissertation ein solches Interesse beim Prüfungsausschuss erweckte, dass die Harvard University Press diese Arbeit veröffentlicht hat, und dass sie nun jedem empfohlen wird, der sich auf forensische Wissenschaft spezialisiert?«
»Es ist sehr freundlich von Ihnen, es so zu formulieren«, sagte Harry und gab Toby damit das Stichwort für den nächsten Satz.
»Nicht ich habe es so formuliert«, entgegnete Sir Toby. Er erhob sich zur vollen Größe und blickte die Geschworenen eindringlich an. »Dies sind die Worte von keinem Geringeren als Richter Daniel Webster vom Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten. Aber gestatten Sie mir, weiterzumachen. Verlassen wir Harvard und kehren nach England zurück. Kann ich zu Recht sagen, dass Sie in einen Gewissenskonflikt gerieten, als die Oxford University Ihnen den ersten Lehrstuhl für forensische Wissenschaft anbot? Aber Sie schlugen auch dieses Angebot aus und zogen es vor, zu Ihrer Alma Mater zurückzukehren, zunächst als Dozent und später als Professor – habe ich Recht, Professor Bamford?«
»Sie haben Recht, Sir Toby«, antwortete Harry.
»Diese Professorenstelle haben Sie nun seit elf Jahren inne, obwohl Ihnen die renommiertesten Universitäten der Welt lukrative Angebote unterbreitet haben. Dann aber hätten Sie Ihr geliebtes Yorkshire verlassen müssen, und das wollten Sie nicht.«
An dieser Stelle blickte Richter Fenton, der das alles ebenfalls nicht zum ersten Mal hörte, vom Richtertisch hinunter und unterbrach Toby: »Ich würde sagen, Sir Toby, Sie haben ausreichend deutlich gemacht, dass Ihr Zeuge ein brillanter Sachverständiger ist. Könnten wir jetzt fortfahren und uns mit dem vorliegenden Fall befassen?«
»Mit Vergnügen, Mylord, vor allem nach Euren großzügigen Worten. Es wird nicht mehr nötig sein, weiteres Lob auf die Schultern des verehrten Professors zu häufen.« Wie gern hätte Sir Toby dem Richter gesagt, dass er bereits am Ende seiner Vorstellung angelangt war, kurz bevor der Richter ihn unterbrochen hatte.
»Da ich die Jury nun mit Professor Bamford bekannt gemacht habe, werde ich – mit Eurer Erlaubnis, Mylord – zum vorliegenden Fall kommen.« Kurz wandte er sich wieder dem Professor zu und tauschte einen verstohlenen Blick mit ihm.
»Zu Beginn der Verhandlung erörterte mein geschätzter Kollege, Mr. Rodgers, als Ankläger kenntnisreich den Tatbestand. Er ließ keinen Zweifel daran, dass dieser Fall nur auf einem einzigen Beweisstück beruht, nämlich ›der rauchenden Feuerwaffe, die nie rauchte‹.«
Es war eine Wendung, die Harry schon viele Male aus dem Mund seines alten Freundes gehört hatte und zweifellos in Zukunft noch des Öfteren hören würde.
»Ich spreche von der Pistole mit den Fingerabdrücken des Angeklagten, die neben der Leiche seiner bedauernswerten Gemahlin, Mrs. Valerie Richards, gefunden wurde. Die Anklage geht davon aus, dass der Angeklagte, nachdem er angeblich seine Frau getötet hatte, voller Panik aus dem Haus rannte und die Handfeuerwaffe mitten im Zimmer liegen ließ.« Sir Toby schwang zu den Geschworenen herum. »Auf der Grundlage dieses einzigen dürftigen Indizes – und ich werde Ihnen noch zeigen, wie dürftig es ist –, sollen Sie, meine Damen und Herren Geschworenen, einen Mann des Mordes für schuldig befinden und ihn für den Rest
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