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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Verbrechen lohnt sich
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Bamford, Sie erklärten den Damen und Herren Geschworenen – als Sachverständiger–, dass Selbstmord in diesem Fall auszuschließen ist, weil die Waffe in der Hand des Opfers vorgefunden wurde.«
»Das stimmt, Sir Toby. Es ist ein weitverbreiteter Irrtum – wie er häufig in schlecht recherchierten Filmen und Fernsehsendungen begangen wird –, die Opfer nach erfolgtem Suizid mit der Waffe in der Hand zu zeigen.«
»Ja, ja, Professor Bamford. Wir erfuhren bereits von Ihrer Kenntnis banaler Fernseh-Seifenopern, als mein geschätzter Kollege Sie befragt hat. Immerhin, auf dem Gebiet sind Sie Sachverständiger. Aber ich sollte jetzt wohl wieder zum Fall zurückkehren. Ich kann doch davon ausgehen, Professor Bamford, dass Sie nicht behaupten wollen, die Angeklagte hätte ihrem Gatten die Pistole in die Hand gedrückt? Denn wenn Sie das behaupten würden, Professor Bamford, wären Sie nicht Sachverständiger, sondern Hellseher.«
»Eine solche Andeutung habe ich nicht gemacht, Sir Toby.«
»Ich freue mich, in dieser Hinsicht Ihre Unterstützung zu haben. Sagen Sie mal, Professor Bamford, sind Sie während Ihrer Laufbahn als Sachverständiger je auf einen Fall gestoßen, in dem der Mörder seinem Opfer die Waffe in die Hand drückte, um einen Selbstmord vorzutäuschen?«
Harry zögerte einen Augenblick.
»Lassen Sie sich Zeit, Professor Bamford. Der Rest des Lebens einer Frau könnte von Ihrer Antwort abhängen.«
»Ich bin auf Fälle dieser Art gestoßen …« Wieder zögerte er. »Und zwar dreimal.«
»Dreimal?«, wiederholte Sir Toby und bemühte sich, möglichst überrascht dreinzuschauen, obwohl er an allen drei Prozessen beteiligt gewesen war.
»Ja, Sir Toby«, sagte Harry.
»Und haben die Damen und Herren Geschworenen in diesen drei Fällen für nicht schuldig entschieden?«
»In zwei Fällen.«
»Was war mit dem dritten Fall?«, erkundigte sich Sir Toby.
»Der Mann wurde des Mordes für schuldig befunden.«
»Und verurteilt …?«, fragte Sir Toby.
»Zu lebenslänglicher Haft.«
»Ich würde gern ein wenig mehr über diesen Fall erfahren, Professor Bamford.«
»Führt das irgendwohin, Sir Toby?«, warf Richter Fairborough ein und blickte den Verteidiger finster an.
»Das werden wir gleich erfahren, Mylord«, antwortete Sir Toby und wandte sich den Geschworenen zu, deren Blicke nun alle auf dem Sachverständigen hafteten. »Ich ersuche Professor Bamford, das Hohe Gericht über Einzelheiten dieses Falles zu unterrichten.«
»In diesem Fall der Krone gegen Reynolds«, erläuterte Harry, »hat Mr. Reynolds elf Jahre seiner Strafe abgesessen, ehe durch neue Beweise herausgefunden wurde, dass er die Tat gar nicht begangen haben konnte. Er wurde später begnadigt.«
»Ich hoffe, Sie verzeihen mir die nächste Frage, Professor Bamford, aber der Ruf einer Frau, von ihrer Freiheit ganz zu schweigen, steht bei diesem Prozess auf dem Spiel.« Er machte eine Pause und blickte seinen alten Freund durchdringend an. »Sind Sie in dem erwähnten Fall als Zeuge der Anklage aufgetreten?«
»Ja, Sir Toby.«
»Als Sachverständiger der Krone?«
Harry nickte. »Ja, Sir Toby.«
»Und ein Unschuldiger wurde für ein Verbrechen verurteilt, das er nicht begangen hatte, und saß deshalb elf Jahre im Gefängnis?«
Wieder nickte Harry. »Ja, Sir Toby.«
»Kein ›Aber‹ in diesem besonderen Fall?«, fragte Sir Toby. Er wartete auf eine Antwort, doch Harry schwieg. Er wusste, dass er im vorliegenden Fall als Sachverständiger nicht mehr vollkommen glaubwürdig war.
»Eine letzte Frage noch, Professor Bamford. Sind die Geschworenen in den beiden anderen Fällen auf der Grundlage Ihrer Interpretation der Beweislage zu einem einstimmigen Urteil gekommen?«
»Ja, Sir Toby.«
»Wie Sie wissen, Professor Bamford, hat die Krone hervorgehoben, dass Ihr Sachverständigenurteil in bisherigen ähnlichen Fällen von größter Bedeutung gewesen ist. Um Mr. Lennox zu zitieren: ›Ausschlaggebend, den Fall der Krone zu beweisen‹. Doch nun müssen wir erfahren, dass Sie in den drei Fällen, in denen eine Waffe in der Hand des Opfers gefunden wurde, als Sachverständiger des Gerichts eine Fehlerquote von dreiunddreißig Prozent hatten.«
Harry antwortete nicht, wie Sir Toby es erwartet hatte.
»Und als Folge verbrachte ein Unschuldiger elf Jahre hinter Gittern.« Sir Toby wandte seine Aufmerksamkeit den Geschworenen zu und sagte gerade noch verständlich: »Hoffen wir, Professor Bamford, dass angesichts der Meinung eines Sachverständigen, der in
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