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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Verbrechen lohnt sich
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nie verkauft.
Beim Betreten des geräumigen Wohnzimmers begrüßte sie ein prasselndes Feuer im Kamin, für das Cornelius’ Haushälterin Pauline gesorgt hatte, nachdem sie den Tisch abgeräumt und das Geschirr gespült hatte. Pauline legte ebenfalls großen Wert auf ein geregeltes Dasein; deshalb würde auch ihr geordnetes Leben bald heftig erschüttert werden.
»Ich hätte dich schon ein paar Züge früher erledigt«, sagte Cornelius, »aber du hast mich überrascht, als du meinen Damen-Springer geschlagen hast. Das hätte ich eigentlich vorhersehen müssen«, fügte er hinzu, während sie zum Sideboard gingen. Zwei große Cognacschwenker und zwei Monte-Cristo-Zigarren warteten auf einem Silbertablett auf sie. Cornelius griff nach der Zigarrenschere. Er reichte sie seinem Freund, zündete ein Streichholz an, beugte sich hinüber und beobachtete, wie Frank paffte, bis er überzeugt war, dass seine Zigarre brannte. Dann zündete auch er sich die Monte-Cristo an und machte es sich in seinem Lieblingssessel am Feuer bequem.
Frank hob sein Glas. »Gut gespielt, Cornelius.« Er verbeugte sich knapp, obgleich er über die Jahre hinweg einen Vorsprung vor Cornelius hatte.
Cornelius gestattete Frank ein paar weitere Züge, ehe er ihn in seinen schockierenden Plan einweihen wollte. Es bestand kein Grund zur Eile; schließlich hatte er diesen Augenblick seit Wochen vorbereitet. Er hatte sich seinem ältesten Freund nur nicht anvertrauen wollen, ehe alles genauestens durchdacht war.
Entspannt in der Gesellschaft des Anderen schwiegen beide eine Zeit lang. Schließlich setzte Cornelius seinen Cognacschwenker auf einem Beistelltischchen ab und begann: »Frank, wir sind seit über fünfzig Jahren Freunde. Genauso wichtig ist für mich, dass du dich als unersetzlicher Rechtsberater und sehr geschickter Anwalt erwiesen hast. Seit Millicents viel zu frühem Ableben gibt es niemanden mehr, auf den ich mich so verlassen würde.«
Frank sog an der Zigarre, ohne seinen Freund zu unterbrechen. Cornelius’ Gesichtsausdruck entnahm er, dass dieses Kompliment nicht viel mehr war als ein Gambit, und vermutlich würde er eine Weile warten müssen, ehe Cornelius den nächsten Zug offenbarte.
»Als ich vor dreißig Jahren die Firma gründete, hast du den ganzen Papierkram übernommen. Von da an habe ich keinerlei rechtsverbindliche Schriftstücke unterzeichnet, die du nicht vorher unter die Lupe genommen hast – was zweifellos in hohem Maße zu meinem Erfolg beitrug.«
»Es ist sehr großherzig von dir, dass du das sagst«, entgegnete Frank, bevor er einen weiteren Schluck Cognac nahm, »aber Tatsache ist, dass es immer dein Ideenreichtum und dein Unternehmungsgeist waren, die für das Wachstum der Firma sorgten – eine Begabung, mit der die Götter mich leider nicht beglückt haben. Immerhin hat es mir die Wahl erspart, etwas anderes werden zu wollen als Anwalt.«
»Du hast deinen Beitrag zum Erfolg der Firma stets unterschätzt, Frank, aber ich bin mir deines Wertes in all diesen Jahren durchaus bewusst.«
»Was führst du im Schilde?«, fragte Frank mit einem Lächeln.
»Geduld, mein Freund«, antwortete Cornelius. »Ich muss noch ein paar Züge machen, bevor ich meine Strategie offenbaren möchte.« Er lehnte sich zurück und sog gedankenvoll an seiner Zigarre. »Als ich die Firma vor vier Jahren verkaufte, wollte ich zum ersten Mal seit vielen Jahren ein wenig kürzer treten, wie du weißt. Ich hatte Millie eine lange Reise nach Indien und in den Fernen Osten versprochen …« Er machte eine Pause. »Aber dazu ist es leider nicht mehr gekommen.«
Frank nickte verständnisvoll.
»Ihr Tod hat mich daran gemahnt, dass auch ich sterblich bin und vielleicht nicht mehr lange zu leben habe.«
»Nein, nein, mein Freund«, widersprach Frank. »Du hast noch viele Jahre vor dir.«
»Da magst du Recht haben.« Cornelius nickte. »Aber seltsamerweise hast gerade du mich dazu gebracht, mir ernste Gedanken über die Zukunft zu machen …«
»Ich?« Frank blickte ihn verwundert an.
»Ja. Erinnerst du dich nicht? Vor ein paar Wochen hast du in diesem Sessel hier gesessen und gemeint, dass es an der Zeit wäre, mein Testament zu ändern.«
»Ja, schon. Aber doch nur, weil du fast alles Millie vermacht hattest.«
»Das ist mir klar. Nun, es hat mir jedenfalls den nötigen Anstoß gegeben. Weißt du, ich stehe immer noch jeden Morgen um sechs Uhr auf, aber da ich kein Büro mehr habe, in das ich gehen muss, verbringe ich zu viele Stunden mit quälenden
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