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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Verbrechen lohnt sich
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deshalb würde seine Leistungsprämie wahrscheinlich nicht halb so hoch sein, wie ursprünglich erwartet. Dabei hatte er das Geld bereits ausgegeben.
Er schaute Pamela an. Nach ihrem Geständnis hatte sie nur noch gesagt, dass sie selbst noch nicht wusste, ob sie das Kind haben wollte oder nicht. Das hatte ihm gerade noch gefehlt, wo seine beiden Söhne ein Internat besuchten und seine Tochter noch unschlüssig war, ob sie ein Pony oder ein Klavier wollte, am besten beides. Ganz zu schweigen von seiner plötzlich dem Kaufrausch verfallenen Frau. Er konnte sich nicht erinnern, wann sein Bankkonto das letzte Mal nicht im Minus gewesen war. Er blickte wieder zu Pamela, als sie das Büro verließ. Eine private Abtreibung würde nicht billig kommen, doch sie war bei weitem nicht so teuer wie die Alternative.
Dabei könnte alles zum Besten für ihn sein, wäre er Direktor geworden. Er hatte auf der Liste gestanden, und wenigstens drei Vorstandsmitglieder hatten sich für ihn entschieden. Trotzdem war der Vorstand in seiner zweifelhaften Weisheit zu dem Entschluss gelangt, den Posten einem Außenseiter anzubieten. Dabei hatte er, Godfrey, es schon fast bis zur Ziellinie geschafft. Zum ersten Mal verstand er, wie es war, bei den Olympischen Spielen nur Silber zu bekommen, obwohl einem Gold zugestanden hätte. Verdammt, er war für den Posten ebenso qualifiziert wie Phillip Alexander; außerdem arbeitete er bereits seit zwölf Jahren für die Bank. Man munkelte allerdings seit einiger Zeit von einer Beförderung in den Vorstand, doch auch das konnte er sich abschminken, falls man die Sache mit Pamela herausfand.
Und was war die erste Empfehlung gewesen, die Alexander dem Vorstand unterbreitet hatte? Dass die Bank auf Teufel komm raus in Russland investieren sollte – mit der Folge, dass etwa siebzig Mitarbeiter nun ihre Jobs verloren und die Leistungsprämien gesenkt werden mussten. Und am niederträchtigsten war, dass Alexander die Schuld für seine Fehlentscheidung dem Vorstandsvorsitzenden in die Schuhe schieben wollte.
Wieder kehrten Godfreys Gedanken zu Pamela zurück. Vielleicht sollte er sie zum Lunch ausführen und sie überzeugen, dass eine Abtreibung das Vernünftigste wäre. Fr wollte gerade nach dem Telefon greifen und sie einladen, als es läutete.
Es war Pamela. »Miss Franklyn hat angerufen. Sie lässt fragen, ob Sie zu Mr. Alexander hinaufkommen könnten.«
Das war ein Trick, den Alexander oft anwandte, damit man seine Stellung ja nicht vergaß. Meistens handelte es sich um irgendeine Sache, die sich ebenso gut telefonisch hätte erledigen lassen. Der Kerl war von einem verdammten Machtkomplex befallen.
Auf dem Weg zu Alexanders Büro erinnerte Godfrey sich, dass seine Frau ihn zum Dinner hatte einladen wollen, damit sie den Mann kennen lernen konnte, der sie um einen neuen Wagen gebracht hatte.
»Er wird nicht kommen«, hatte Godfrey ihr zu erklären versucht. »Weißt du, er hält nichts von privaten Beziehungen.«
»Trotzdem kann es nicht schaden, den Versuch zu machen.« Seine Frau konnte sehr hartnäckig sein. Doch Godfrey hatte Recht behalten. »Phillip Alexander dankt Mrs. Tudor-Jones für ihre freundliche Einladung zum Dinner, bedauert jedoch, dass …«
Godfrey versuchte zu erraten, weshalb Alexander ihn sehen wollte. Er konnte unmöglich von der Sache mit Pamela gehört haben – nicht, dass es ihn überhaupt etwas anging. Schon gar nicht, wenn die Gerüchte über seine sexuellen Vorlieben stimmten. Wusste er vielleicht schon, dass Godfrey seinen Überziehungskredit bei der Bank weit überschritten hatte? Oder wollte er auch ihn in das russische Fiasko mit hineinziehen? Godfrey spürte, wie seine Handflächen schwitzten, als er an der Tür klopfte.
»Herein«, forderte eine tiefe Stimme ihn auf.
Miss Franklyn, Alexanders Sekretärin, die seinerzeit von Morgans mit ihm zu Critchleys gegangen war, deutete mit einem Nicken zum Büro ihres Chefs.
Er klopfte zum zweiten Mal. Als er das »Herein« vernahm, betrat er das Büro des Direktors. Alexander blickte auf.
»Haben Sie den McKinsey-Report gelesen?«, fragte er. Kein »Guten Morgen, Godfrey«, kein »Hatten Sie ein angenehmes Wochenende?« Nur die knappe Frage: »Haben Sie den McKinsey-Report gelesen?«
»Ja«, antwortete Godfrey, der den Report überflogen hatte und bloß mit den Absätzen vertraut war, die ihn womöglich persönlich betrafen. Abgesehen davon gehörte er nicht zu jenen, die freigesetzt werden konnten.
»Das Fazit lautet, wir
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