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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Verbrechen lohnt sich
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tuschelten jetzt: »Eher früher als später.« Doch Alexander musste sich noch mit persönlichen Problemen herumschlagen.
Vergangene Woche war eine weitere Forderung eingetroffen. Der verdammte Erpresser wusste offenbar genau, wie viel er jedes Mal verlangen konnte. Dabei war die Öffentlichkeit gar nicht mehr so feindselig gegenüber Homosexualität eingestellt. Aber mit einem Strichjungen? Irgendwie konnte die Presse das als viel schlimmer hinstellen, als hätte ein heterosexueller Mann sich ein Stündchen mit einer Prostituierten vergnügt. Und wie, zum Teufel, hätte er wissen sollen, dass der Knabe noch so jung war? Wie auch immer, das Gesetz war seither geändert worden – aber das kümmerte die Skandalpresse nicht.
Ein weiteres Problem war die Ernennung eines neuen stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden, jetzt, da Maurice Kington absprang. Der richtige Nachfolger war für ihn außerordentlich wichtig, denn er würde den Vorsitz führen, wenn es zur Ernennung des neuen Vorstandsvorsitzenden kam. Phillip hatte bereits einen Pakt mit Michael Butterfield geschlossen, von dem er wusste, dass er ein Verbündeter war. Außerdem hatte er damit begonnen, anderen Mitgliedern gegenüber Butterfields Qualifikationen hoch zu loben. »Wir brauchen jemanden, der gegen den russischen Kredit gestimmt hat. Jemanden, der nicht von Sir William ernannt wurde. Jemanden mit analytischem Verstand. Jemanden …«
Er wusste, dass seine Flüsterkampagne auf offene Ohren stieß, denn ein paar Vorstandsmitglieder hatten ihm gegenüber bereits erwähnt, dass sie Butterfield für den geeignetsten Kandidaten hielten. Phillip hatte ihrer klugen Entscheidung freudig zugestimmt.
Und jetzt war es so weit. Bei der morgigen Vorstandssitzung musste eine Entscheidung getroffen werden. Mit der Ernennung Butterfields zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden würde sich für ihn alles zum Besten wenden.
Das Telefon auf seinem Schreibtisch läutete wieder. Er riss den Hörer hoch und rief ungehalten: »Ich sagte, keine Anrufe durchstellen, Alison!«
»Es ist Julian Burr, Mr. Alexander.«
»Stellen Sie durch«, befahl Phillip, plötzlich leiser geworden.
»Guten Morgen, Phil. Ich dachte mir, ich ruf mal an und wünsche dir alles Gute für die morgige Vorstandssitzung.«
»Woher weißt du davon?«
»Oh, Phil, dir muss doch klar sein, dass nicht jeder in der Bank heterosexuell ist.« Der Anrufer machte eine Pause. »Und vor allem einer liebt dich gar nicht mehr!«
»Was willst du, Julian?«
»Dass du Vorstandsvorsitzender wirst, natürlich.«
»Was willst du?«, wiederholte Alexander und dehnte jedes Wort.
»Ich dachte an einen hübschen Urlaub in der Sonne, während du ein Stockwerk höher ziehst. Nizza, Monte Carlo, oder vielleicht St. Tropez …»
»Und wie viel würde das kosten?«, fragte Alexander.
»Ich nehme an, dass ich mit zehntausend über die Runden komme.«
»Zu viel!«, entgegnete Alexander.
»Das finde ich nicht«, entgegnete Julian. »Vergiss nicht, dass ich genau weiß, wie viel du verdienst. Und wenn du erst Vorstandsvorsitzender bist, wird es noch mehr. Seien wir doch realistisch, Phil, es ist viel weniger, als die News of the World mir für einen Exklusivbericht bezahlen würde. Ich sehe jetzt schon die Schlagzeilen: ›Strichjunge verbringt eine Nacht mit dem Vorstandsvorsitzenden einer Familienbank‹.«
»Das ist kriminell!«, brauste Alexander auf.
»Nein. Da ich damals, juristisch betrachtet, noch ein Kind war, bist du es gewesen, der kriminell gehandelt hat!«
»Du könntest zu weit gehen, weißt du.« Alexanders Stimme klang drohend.
»Nicht solange du Ambitionen hast, noch weiterzugehen.« Julian lachte.
»Ich brauche ein paar Tage.«
»So lange kann ich nicht warten. Ich will morgen gleich den Frühflug nach Nizza nehmen. Also sorg dafür, dass das Geld auf meinem Konto ist, ehe du morgen um elf Uhr zur Vorstandssitzung gehst. Vergiss nicht – du selbst warst es, der mir beigebracht hat, wie man Online-Überweisungen vornimmt.«
Die Verbindung wurde beendet, doch schon läutete das Telefon erneut.
»Wer ist es diesmal?«, brauste Alexander auf.
»Der Vorstandsvorsitzende auf Leitung zwei.«
»Stellen Sie ihn durch.«
»Phillip, ich brauche den neuesten Stand des RusslandKredits sowie Ihre Einschätzung des McKinsey-Reports.«
»Sie werden den neuesten Stand des Russland-Kredits spätestens in einer Stunde auf Ihrem Schreibtisch haben. Was den McKinsey-Report betrifft, gehe ich im Großen und Ganzen konform mit seinen
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