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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Verbrechen lohnt sich
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ebenso gut machen könnte wie sie. Schließlich ist es nicht meine Schuld, dass mein alter Herr Maurer war und mich nicht auf eine höhere Schule geschickt hat. Sonst wäre ich vielleicht im sechsten oder siebten Stock gelandet und hätte einen Schreibtisch und eine eigene Sekretärin.«
»Guten Morgen, Mr. Alexander«, grüßte Haskins, als der Direktor der Bank wortlos an ihm vorbeiging.
»Dem brauch ich keine Zeitung zu geben. Seine Sekretärin. Miss Franklyn, holt sie ihm alle, lange bevor er kommt. Mr. Alexander will Vorstandsvorsitzender werden. Wenn er es schafft, wird es hier eine Menge Änderungen geben, das ist sicher.« Er blickte zu seinem Sohn hinüber. »Du schreibst dir doch alles auf, so wie ich es dir beigebracht hab?«
»Natürlich, Dad. Mr. Parnell – 7.47. Mr. Parker – 8.09. Mr. Tudor-Jones – 8.11. Mr. Alexander – 8.23.«
»Gut gemacht, Sohn. Du lernst schnell.« Er schenkte sich eine weitere Tasse Tee ein, nahm einen Schluck und redete weiter. »Unser nächster Job ist die Post, die sich, genau wie Mr. Parnell, wieder mal verspätet hat. Also schlage ich vor …« Haskins brachte rasch seine Teetasse außer Sichtweite und rannte durchs Foyer. Er drückte auf den Knopf und hoffte, dass einer der Fahrstühle zum Parterre zurückkehren würde, ehe der Vorstandsvorsitzende das Haus betrat. Sekunden später glitt die Tür auf.
»Guten Morgen, Sir William. Ich hoffe, Sie hatten ein schönes Wochenende.«
»Ja, danke, Haskins«, antwortete der Vorstandsvorsitzende, ehe die Tür sich schloss. Haskins versperrte den Weg, damit niemand zu Sir William in den Fahrstuhl steigen konnte, sodass er eine ungestörte Fahrt bis in den vierzehnten Stock hatte.
Haskins schlurfte zum Empfang zurück und stellte fest, dass sein Sohn bereits die Morgenpost sortierte. »Der Vorstandsvorsitzende hat mir mal gesagt, dass der Fahrstuhl achtunddreißig Sekunden bis zum obersten Stock braucht, und er hat ausgerechnet, dass er im Fahrstuhl eine Woche seines Lebens verbringt, darum liest er auf der Fahrt nach oben immer den Leitartikel und auf der Fahrt herunter die Tagesordnungspunkte seines nächsten Meetings. Wenn er eine Woche da drin verbringt, verbringe ich mein halbes Leben hier.« Er holte seine Teetasse hervor und trank. Der Tee war kalt geworden. »Sobald du die Post sortiert hast, bringst du sie Mr. Parnell hinauf. Es ist sein Job, sie zu verteilen, nicht meiner. Er hat sowieso einen bequemen Posten, da sehe ich nicht ein, warum ich ihm die Arbeit abnehmen sollte.«
Ronnie nahm den Korb mit der Post und ging zum Fahrstuhl. Im ersten Stock stieg er aus, schleppte den Korb zu Mr. Parnells Schreibtisch und stellte ihn darauf.
Chris Parnell blickte auf und beobachtete, wie der Junge durch die Tür verschwand. Er starrte auf den Stoß Briefe. Wie immer waren sie nicht sortiert. Er musste mal ein ernstes Wort mit Haskins reden. Es war ja nicht so, als würde ihm die Arbeit über den Kopf wachsen, und jetzt wollte der Mann auch noch, dass sein Sohn seinen Job übernahm. Aber den bekam der Bursche nicht, solange er ein Wörtchen mitzureden hatte!
Verstand Haskins denn nicht, dass er, Chris Parnell, mit seinem Posten eine große Verantwortung hatte? Er musste für absolute Genauigkeit sorgen. Die Briefe mussten vor neun Uhr auf den richtigen Schreibtischen liegen, und bis zehn musste er eine Liste der Abwesenden zusammengestellt haben. Sobald man ihm Fehlfunktionen irgendwelcher Maschinen meldete, musste er umgehend die Reparatur veranlassen. Er musste alle Personalmeetings organisieren – und wenn er das geschafft hatte, kam auch schon die zweite Fuhre Post. Es würde zu einem schrecklichen Chaos kommen, würde er sich jemals auch nur einen einzigen Tag freinehmen. Er brauchte nur an das Durcheinander zu denken, das ihn stets nach der Rückkehr aus seinem Jahresurlaub erwartete.
Parnell starrte auf den obenauf liegenden Brief. Er war an »Mr. Roger Parker« adressiert. Für ihn war er nur »Rog«. Man hätte ihm Rogs Posten als Personalchef schon Vorjahren geben sollen; er hätte dessen Arbeit im Schlaf machen können. Seine Frau Janice erinnerte ihn immer wieder: »Er hat seinen Posten bloß deshalb bekommen, weil er mit dem Hauptkassierer in die gleiche Schule gegangen ist.« Es war einfach nicht fair!
Janice hatte Roger und seine Frau zum Dinner einladen wollen, doch Chris war von Anfang an dagegen gewesen.
»Warum nicht?«, hatte sie heftig gefragt. »Schließlich ist er ein Chelsea-Fan wie du. Hast du Angst,
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