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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults
Autoren: Michael Moritz
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Osborne Computers, dessen tragbarer Computer das Unternehmen Apple Umsätze gekostet hatte, zum Schweigen gebracht hatte. „Erzählen Sie uns, was Sie zu Adam Osborne gesagt haben“, flehte sie. Mit widerwilligem Schulterzucken wartete Jobs, bis sich etwas Spannung aufbaute, und legte dann mit der Story los: „Adam Osborne lästert immer über Apple. Er redete und redete über den Lisa und darüber, wann wir ihn liefern würden, und dann fing er an, über den Mac zu witzeln. Ich versuchte, cool zu bleiben und höflich zu sein, aber er fragte immer wieder: ‚Was ist denn jetzt mit diesem Mac, von dem wir immer hören? Gibt es den echt?‘ Er ging mir dermaßen auf die Nerven, dass ich zu ihm sagte: ‚Adam, der ist so gut, dass Du selbst dann, wenn er Deine Firma pleite gemacht hat, losgehen und ihn für Deine Kinder kaufen willst.‘”
    Die Gruppe wechselte zwischen Sitzungen drinnen und Sitzungen im Freien auf einem verdorrten Grasstreifen. Manche kramten in einem Pappkarton herum und zogen sich T-Shirts über, die den Namen des Computers in schrägen Buchstaben auf der Brust trugen. Die Klausurtagung schien eine Kreuzung aus Beichtstuhl und gruppendynamischer Sitzung zu sein. Es herrschte eine nervöse, leicht angespannte Heiterkeit, aber die alten Hasen, die schon bei früheren Klausurtagungen dabei gewesen waren, sagten, die Atmosphäre sei entspannt und unauffällig. Ein paar Programmierer murmelten, sie wären lieber zum Arbeiten in Cupertino geblieben, streckten sich auf dem Gras aus und hörten sich die Briefings von anderen Gruppenmitgliedern an.
    Manche bedienten sich an der Obstschale, knackten Walnüsse oder zerdrückten Getränkedosen, als Michael Murray, ein dunkelhaariger Marketingmensch mit Grübchen und verspiegelter Sonnenbrille, Branchenstatistiken, Absatzprognosen und Marktanteile herunterrasselte. Er zeigte, dass der Mac bei seiner Einführung zwischen den teureren Bürocomputern von Konkurrenten wie IBM, Xerox und Hewlett-Packard einerseits und den billigeren Heimcomputern von Firmen wie Atari, Texas Instruments und Commodore andererseits angesiedelt wäre. „Wir haben ein Produkt, das eigentlich 5.000 Dollar kosten müsste, aber wir haben die Zaubermacht, es unter 2.000 zu verkaufen. Wir werden die Erwartungen einer ganzen Gruppe von Menschen neu definieren.“ Er wurde gefragt, wie sich der Absatz des Mac auf Apples Bürocomputer Lisa auswirken würde. Dieser war ein ausgefeilterer Computer, der allerdings auf den gleichen Prinzipien basierte.
    „Ein Katastrophenszenario gibt es schon“, gab Murray zu. „Wir könnten sagen, dass Lisa für Apple eine tolle Übung war. Wir können das als Erfahrung verbuchen und zehn Stück verkaufen.“
    „Lisa wird unglaublich großartig“, warf Jobs mit fester Stimme ein.
    „Wir werden in den ersten sechs Monaten 12.000 Stück verkaufen, und im ersten Jahr 50.000.“
    Die Marketingleute sprachen über Tricks zur Umsatzsteigerung. Sie sprachen darüber, wie wichtig es wäre, zu versuchen, Hunderte von Macs an Universitäten mit ausgezeichnetem Renommee zu verkaufen oder sie ihnen zu spenden.
    „Warum nicht den Mac an Sekretärinnen verkaufen?“, fragte Joanna Hoffman, eine kesse Frau mit leichtem ausländischen Akzent.
    „Wir wollen nicht, dass die Unternehmen meinen, das Gerät wäre ein Textverarbeitungssystem“, erwiderte Murray.
    „Das Problem lässt sich aber lösen“, konterte Hoffman. „Wir könnten den Sekretärinnen sagen: ‚Das ist Ihre Chance, Bereichsleiterin zu werden.‘“
    Es gab eine Diskussion über die Steigerung des Auslandsabsatzes. „Wir haben die Sorte Hightech-Magnetismus, die für Japaner anziehend sein könnte“, warf Hoffman ein. „Aber die können sich unmöglich hier durchsetzen, während wir hier sind, und wir werden uns dort trotzdem durchsetzen.“
    „Bis vor Kurzem waren wir in Japan ganz groß“, bemerkte Bill Fernandez, ein spindeldürrer Techniker, in spitzem Stakkato.
    Chris Espinosa, der Chef der Redakteure, die Bedienungsanleitungen für den Computer vorbereiteten, baute sich, in seinen Sandalen schlurfend, vor der Gruppe auf. Er war gerade 21 geworden, und als er ein paar Notizen aus einem kleinen roten Rucksack zog, verkündete er: „Ihr habt alle eine tolle Party verpasst.“
    „Ich hab gehört, da gab’s Trips umsonst“, meldete sich jemand zu Wort. „Die gab’s draußen zu kaufen“, gluckste Espinosa.
    „Können wir Deine Party vielleicht jemandem verkaufen?“, fragte Jobs
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