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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults
Autoren: Michael Moritz
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hat: Die Nostalgie ist nicht das, was sie einmal war. Also spricht vieles dafür, über ein Unternehmen zu schreiben, bevor seine Gründer und frühen Angestellten sterben oder sich die Einzelheiten in einem dunstigen Nebel verlieren.
    Solange Unternehmen noch klein sind, lassen sie sich ziemlich leicht beschreiben, doch sobald sie über eine Garage oder eine Büroflucht hinauswachsen, werden sie immer unübersichtlicher. Wenn die Mitarbeiter über Fabriken und Lagerhäuser im ganzen Land oder in Übersee verstreut sind, bleiben einem nur Eindrücke, die man wie pointillistische Tupfer und Kleckse aufzeichnen muss. Doch nicht nur die schiere Größe ist ein Hindernis, sondern es gibt auch noch technischere Hindernisse. Denn der Versuch, den Ton und die Natur eines amerikanischen Großunternehmens herauszufinden, ist ein bisschen wie die Aufzeichnung des Geschehens in Gorki 1 . Man kann zwar verbitterten Flüchtlingen ein paar Geschichten ablauschen, aber eine genauere Untersuchung ist da schon gewagter. Es ist schwierig, ein Touristenvisum zu bekommen, einfach, die offizielle Linie zu entdecken, unmöglich, sich zu bewegen, ohne verfolgt zu werden, und nur allzu leicht, ausgewiesen zu werden.
    Traurigerweise haben Kleinunternehmen in einer bestimmten Ecke von Kalifornien die irritierende Angewohnheit, sich in Großunternehmen zu verwandeln. In den vergangenen 30 Jahren wurden die Obstgärten zwischen San Jose und San Francisco niedergemäht, um Dutzenden von Unternehmen Platz zu machen, die jetzt das Silicon Valley bilden. Die meisten von ihnen verdienen mit irgendetwas Geld, das etwas mit Elektronik zu tun hat, und sie sind so schnell gewachsen, dass man leicht meinen könnte, die herabgefallenen Pflaumen und Aprikosen würden einen fruchtbaren Boden bilden. Da sich die Entwicklungen der Mikroelektronik im Laufe des vergangenen Jahrzehnts vom Raketencockpit auf den Schreibtisch verlagert haben, locken diese Unternehmen die übliche Schmarotzerherde von Politikern, Managementberatern und Journalisten an, die scharf darauf sind, eine Heilung für die Krankheiten zu entdecken, von denen andere Industrien geplagt sind.
    Bis zu einem gewissen Grad wurde das populäre Bild dieser Unternehmen aus künstlichen Illusionen geschaffen. Man nimmt an, sie würden ihre Geschäfte auf neuartige Weise betreiben. Sie gelten als ungezwungene, lockere Arbeitsplätze, an denen ungewöhnliche Geister bei Laune gehalten werden. Man nimmt an, ihre Gründer würden ihren Reichtum teilen, während Hierarchie und Bürokratie – die Flüche konventioneller Großunternehmen – irgendwie abgeschafft wären. Die Chefs dieser Unternehmen, so erzählt man uns, lassen Mitarbeiter einfach in ihre Büros hereinkommen und entlassen abgesehen von Dieben und Fanatikern nur widerstrebend jemanden. Wenn man auf die Werbeleute hört, werden diese Unternehmen von Menschen mit blühender Fantasie und einem Hang zum Risiko gegründet. Anscheinend führen sie neue Produkte mit der vorhersehbaren Gewissheit ein, mit der Henry Kaiser einst die Liberty-Frachter vom Stapel ließ, und die Entwicklung eines neuen Chips oder eines tolleren Computers wird unweigerlich als das Resultat des Laufs des Schicksals dargestellt. Selten wird über sie gesprochen, ohne dass irgendwie auf Gott, das Land oder den Pioniergeist angespielt wird.

    Für all das gibt es kein besseres Beispiel als Apple Computer, Inc., das frühreifste Kind des Silicon Valley. Innerhalb von acht Jahren ist es vom Wohnzimmer auf einen Jahresumsatz von mehr als einer Milliarde Dollar angewachsen, während der Aktienmarkt seinen Aktien einen Wert von über 2,5 Milliarden Dollar zuwies. Es ist in kürzerer Zeit unter die Fortune 500 gekommen als irgendein anderes Start-up-Unternehmen in der Geschichte dieses Indexes, und die Chancen stehen gut, dass es vor seinem zehnten Geburtstag zu den 100 größten Industrieunternehmen der Vereinigten Staaten gehören wird. Zwei seiner Aktionäre sollen zu den 400 wohlhabendsten Menschen der Vereinigten Staaten gehören, und weit über 100 seiner Angestellten sind Millionäre geworden. Nach den gängigen Kriterien stellt Apple die Leistungen aller Unternehmen, die im Silicon Valley geboren wurden, in den Schatten. Es ist größer als Unternehmen, die Jahrzehnte vor ihm gegründet wurden, es hat neue Produkte entworfen und eingeführt, und es brauchte dafür keinen Unternehmens-Sugardaddy um Hilfe zu bitten.
    Als ich erstmals darüber nachdachte, dieses Buch zu
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