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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults
Autoren: Michael Moritz
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bewiesen, dass sie dank ihres Vorsprungs in den Bereichen Software und Silizium einen natürlichen Vorteil gegenüber Konsumartikelherstellern hatten, die sich bemühten, zu Computerfirmen zu werden. Steve hielt sich zwar auch dann noch bei NeXT, als schwächere Charaktere schon längst das Handtuch geworfen hätten, aber am Ende, als das Todesröcheln aus dem Unternehmen zu dringen begann, schien es, als wäre auch er dazu verurteilt, zu einer Fußnote der Geschichte zu werden.
    Heute, zwölf Jahre später, lässt sich die missliche Lage nur schwer beurteilen, in der Apple steckte, nachdem es Ende 1996 NeXT in dem verzweifelten Bemühen gekauft hatte, sich selbst wiederzubeleben. Die Zyniker im Silicon Valley machten sich darüber lustig, dass es Steve schaffte, NeXT für mehr als 400 Millionen Dollar zu verkaufen, obwohl das Unternehmen nur circa 50.000 Computer verkauft hatte. Als Steve zu Apple zurückkehrte, hatten ihn die jahrelangen geschäftlichen Widrigkeiten gestählt.
    Mit der Wiedergeburt von Apple sind viele Menschen vertraut. Weniger vertraut sind sie wohl mit der Tatsache, dass sie wenige Parallelen hat – wenn überhaupt. Wann ist je ein Gründer in das Unternehmen zurückgekehrt, aus dem er rüde hinausgeworfen worden war, und hat einen derart vollständigen und spektakulären Turnaround wie den von Apple organisiert? Turnarounds sind zwar unter jeden Umständen schwierig, aber bei einem Technologieunternehmen sind sie doppelt schwierig. Es ist keine Übertreibung, zu behaupten, dass Steve Apple nicht nur einmal, sondern zweimal gegründet hat – und beim zweiten Mal tat er es allein.
    Jedem, der einen genaueren Eindruck von Steve bekommen möchte, empfehle ich, sich auf YouTube die Eröffnungsrede anzusehen, die er im Jahr 2005 in Stanford hielt – und die wohl eine der freimütigsten und gehaltvollsten Reden ist, die je vor einer Versammlung junger Menschen gehalten wurden. Unter anderem beschwor er das Gefühl herauf, dass jeder von uns die Chance hat, Spuren zu hinterlassen, etwas Besonderes zu tun und vor allen Dingen seinen eigenen Weg zu gehen. Er schloss seinen Vortrag mit einer Ermahnung, die er der letzten Ausgabe des Whole Earth Catalog entlehnt hatte: „Stay hungry. Stay foolish.“ [etwa: „Bleib hungrig und närrisch.“] Und ich habe festgestellt, dass dies auch für jeden ein wunderbarer Rat ist, der sein Leben damit zubringen möchte, in junge Unternehmen zu investieren.
    – Michael Moritz, San Francisco, 2009

Einführung.
    Ü ber Unternehmen zu schreiben kann eine gefährliche Beschäftigung sein. Denn ebenso wie Menschen sind Unternehmen nie das, was sie zu sein scheinen. Beide haben den natürlichen Drang, sich von ihrer besten Seite zu zeigen, aber Unternehmen – insbesondere Großunternehmen – verwenden viel mehr Zeit und Geld auf den äußeren Anschein als die meisten Personen. Werbeanzeigen sind so gestaltet, dass sie das Unternehmen und seine Produkte in möglichst verführerischem Licht darstellen. Es werden PR-Agenturen beauftragt, Pressemitteilungen herauszugeben, Reporter mit Informationen zu versorgen und mit unbequemen Fragen umzugehen. Wertpapieranalysten, Banker und Broker werden emsig hofiert, um sicherzustellen, dass die Börsen den Aktien des Unternehmens auch die gebührende Aufmerksamkeit schenken.
    Unternehmen, die noch nicht in das Licht der Anlegeröffentlichkeit getreten sind, haben zudem einen besonderen Charme. Sie brauchen sich noch keine Sorgen über die strenge Kritik von Bundesbehörden oder Aktionären zu machen, die nur eine kultivierte Bekanntheit zu schätzen wissen. Ihre Gründer und Manager sprechen normalerweise weniger gehemmt als die Führungskräfte von größeren Organisationen, und sie sind nicht so ängstlich auf die Bewahrung ihrer Geheimnisse bedacht. In den ersten paar Jahren freuen sich die meisten Unternehmen über jede Publicity, die sie bekommen können. Aber die Artikel, die in großen Zeitungen und Zeitschriften erscheinen, sind durch das Thema bedingt meist kurz, und gewöhnlich beschönigen sie viele Aspekte der Fortschritte eines jungen Unternehmens, während der Reiz des Neuen die Kritik tendenziell entschärft. Aber bis zu dem Zeitpunkt, zu dem eine Unternehmenschronik in Auftrag gegeben wird, sind die Einzelheiten aus der frühen Zeit häufig bereits verloren. Es entstehen Mythen über das Leben in der guten alten Zeit, und sogar gut gemeinte Bemühungen werden vom Fakt zur Fiktion. Wie ein weiser Mann einmal gesagt
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