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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults
Autoren: Michael Moritz
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Prolog.
    W enn Time das alljährliche Ritual begeht, die Auswahl seiner Person des Jahres bekannt zu geben, erinnert mich das unweigerlich an eine Situation vor fast 30 Jahren, als ich von der damaligen Bekanntmachung völlig überrascht wurde. Als das Jahr 1982 heraufdämmerte und ich gerade von meiner Position als Time- Korrespondent in San Francisco eine Auszeit nahm, beschlossen die Herausgeber der Zeitschrift, den Computer zur „Person“ des Jahres zu küren. Diese Ausgabe enthielt auch ein Porträt des Apple-Mitgründers Steve Jobs, an dem ich mitgeschrieben hatte. Und damit begannen meine Probleme.
    Es war schwer zu sagen, wer über den Time -Artikel mehr erbost war – Jobs oder ich. Steve nahm zu Recht Anstoß an seinem Porträt und daran, was in seinen Augen ein grober Missbrauch seines Vertrauens war. Ich war genauso irritiert darüber, wie das Material, das ich fleißig für ein Buch über Apple gesammelt hatte, von einem New Yorker Redakteur gefiltert und mit Boulevard-Klatsch vergiftet worden war. Seine Aufgabe bestand normalerweise darin, über die bunte Welt der Rockmusik zu berichten. Steve machte keinen Hehl aus seiner Wut und hinterließ auf dem Anrufbeantworter, den ich in meinem umgebauten Erdbebenbunker am Fuße des Potrero Hill in San Francisco stehen hatte, einen Sturzbach von Nachrichten. Er verbannte mich verständlicherweise aus Apple und verbot allen in seinem Umkreis, mit mir zu sprechen.
    Diese Erfahrung ließ in mir die Entscheidung reifen, nie wieder irgendwo zu arbeiten, wo ich mein Schicksal nicht weitgehend selbst unter Kontrolle habe oder wo ich pro Wort bezahlt werde. Ich beendete meinen Urlaub und veröffentlichte mein Buch „The Little Kingdom: The Private Story of Apple Computer“, von dem ich fand, dass es im Gegensatz zu dem unglückseligen Zeitschriftenartikel ein ausgewogenes Portrait des jungen Steve Jobs vorstellte. Meinen Pflichten gegenüber Time kam ich noch nach und flüchtete bei der ersten Gelegenheit, um anfänglich die halbe Belegschaft eines spezialisierten Verlagsdienstes zu werden, der viele Jahre später, lange nachdem ich in die Welt des Wagniskapitals eingestiegen war, von Dow Jones übernommen wurde.
    In den drei Jahrzehnten, die seither vergangen sind, habe ich mich manchmal nach den Winkelzügen des Schicksals gefragt, die mich mit Steve in Verbindung brachten. Wenn ich nicht in meinen Zwanzigern gewesen wäre, hätte mich Time wahrscheinlich niemals nach San Francisco geschickt, wo ich zufällig zu der gleichen Generation gehörte, die Computersoftware und Biotech-Unternehmen gründete. Hätte ich Steve nicht kennengelernt, hätte ich auch Don Valentine nicht getroffen, den Gründer von Sequoia Capital und einen der ersten Apple-Investoren. Hätte ich Don nicht kennengelernt, hätte ich nie ein Bewerbungsgespräch darüber geführt, die unterste Sprosse auf der kurzen Leiter von Sequoia Capital zu werden. Hätte ich nicht über Apple geschrieben, wo mich eine Besessenheit von der damals noch nicht erzählten Geschichte der Gründerzeit ergriff, hätte ich niemals so intensiv über die Eigenschaften und Zufälle nachgedacht, die ein Unternehmen formen. Hätte ich nicht Mitte der 1980er-Jahre das Venturecapital-Geschäft von der Pike auf gelernt, hätte ich niemals das Glück gehabt, das mir dann über den Weg lief. Und hätte ich Steve und Don nicht kennengelernt, wäre mir nie klar geworden, wieso es am besten ist, nicht so zu denken wie alle anderen.
    Ich bin sicher, als Steve ein Teenager im kalifornischen Los Altos war, hätte er sich nie träumen lassen, dass er eines Tages an der Spitze eines Unternehmens stehen würde, dessen Zentrale laut Google Maps drei Straßenecken und 1,6 Meilen vom Eingangstor seiner Highschool entfernt ist, das seit 1996 über 200 Millionen iPods, 1 Milliarde iTunes-Songs, 26 Millionen iPhones und über 60 Millionen Computer verkauft hat; oder dass sein Gesicht zwölfmal die Titelseite von Fortune zieren würde; oder dass er quasi nebenbei im Alleingang zur Finanzierung und Gestaltung von Pixar beitragen würde, einer Computeranimations-Firma, die mit zehn enorm erfolgreichen Filmen mehr als fünf Milliarden Dollar an den Kinokassen eingespielt hat. Er könnte sich auch über die Irrungen und Wirrungen wundern, die ihn zu dem gemacht haben, was er ist: dass er seine Jugendzeit in einem Gebiet verbrachte, das damals noch nicht als Silicon Valley bezeichnet wurde; dass der Apple-Mitgründer Stephen Wozniak ein
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