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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults
Autoren: Michael Moritz
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Jugendfreund von ihm war; dass er in einem Sommer als Labortechniker bei Atari arbeitete, dem Hersteller des ersten beliebten Arcade-Videospiels Pong; dass sich der Atari-Gründer Nolan Bushnell bei Don Valentine Geld beschafft hatte; und dass Nolan zu den Leuten gehörte, die Steve in Richtung Don drängten. So sehen die Brotkrumen aus, die planlos auf dem Weg des Lebens verstreut liegen.
    Inzwischen habe ich dank der rauen Erfahrungen aus fast 25 Jahren Wagniskapitalbranche eine hoffentlich präzisere Sichtweise auf die außerordentlichen Leistungen von Steves Unternehmerleben entwickelt – demnach verdient er einen Platz unter den größten Amerikanern, den lebenden und den toten.
    Steve ist der Vorstandsvorsitzende von Apple, aber was noch wichtiger ist (auch wenn das nicht auf seiner Visitenkarte steht): Er ist einer der Gründer des Unternehmens. Wie die Geschichte von Apple zeigt, kennt der Mensch keine größere Entfernung als den einzelnen Schritt, der einen Vorstandsvorsitzenden von einem Gründer trennt. Vorstandsvorsitzende sind größtenteils Produkte des Bildungswesens und anderer Institutionen. Gründer – oder zumindest die besten unter ihnen – sind unaufhaltsame Naturkräfte, die sich nicht unterdrücken lassen. Von den vielen Gründern, die ich getroffen habe, ist Steve der fesselndste. Steve hat mehr als irgendein anderer Mensch die moderne Elektronik in Objekte der Begierde verwandelt.
    Steve besaß schon immer die Seele eines Dichters, der kritische Fragen stellt – der von uns anderen ein wenig entrückt ist und der von früher Jugend an seinen eigenen Weg geht. Wenn er in einer anderen Zeit geboren worden wäre, kann man sich leicht vorstellen, dass er auf Güterzüge aufgesprungen und seinem Stern gefolgt wäre. (Es ist kein Zufall, dass er und Apple bei der Finanzierung von Martin Scorseses „No Direction Home“, der fesselnden Filmbiografie über Bob Dylan, geholfen haben.) Steve wurde von wohlwollenden Eltern adoptiert und aufgezogen, die nie viel Geld hatten. Ihn zog das Reed College an, eine Schule, die eine außerordentliche Anziehungskraft auf intelligente, nachdenkliche Teenager ausübt, und die in den 1970er-Jahren maßgeschneidert für alle Kinder war, die wünschten, sie wären in Woodstock gewesen. Der dortige Kalligrafie-Unterricht schärfte seinen Sinn für Ästhetik – dieser Einfluss ist immer noch in allen Apple-Produkten und in der Apple-Werbung sichtbar.
    Die Kritiker von Jobs mögen sagen, er könne eigensinnig, halsstarrig, jähzornig, launisch und stur sein – aber zeigen Sie mir jemanden, der etwas Bedeutendes erreicht hat und der nicht von Zeit zu Zeit diese Eigenschaften an den Tag legt und der kein Perfektionist ist. Zu Steve gehört auch das schelmische, berechnende und misstrauische Wesen des Basars. Er ist ein beharrlicher, überzeugender und elektrisierender Verkäufer – so ziemlich der einzige Mensch, den ich kenne, der die Kühnheit besitzt, landesweit Bushaltestellen mit Werbung für ein so banales Produkt wie eine drahtlose Maus zuzupflastern. Er ist aber auch der Mann, der vor Jahrzehnten so freundlich war, einen Vorstandsvorsitzenden im Krankenhaus zu besuchen, nachdem ihn ein Schlaganfall umgeworfen hatte, und der in letzter Zeit auf gönnerhafte Art jüngeren Vorstandsvorsitzenden im Silicon Valley großzügig Ratschläge gibt.
    Etwa zu der Zeit, als ich ins Wagniskapitalgeschäft ging, warf der Verwaltungsrat von Apple Steve zugunsten eines Mannes aus dem Osten hinaus, der ein Vertreter der Konventionen war. In seiner typischen Art verkaufte Steve alle seine Aktien des Unternehmens bis auf eine, und bei Sequoia Capital schüttelten wir den Kopf, als wir zusahen, wie er ein Unternehmen formte, dass er NeXT nannte. Er beschaffte sich Geld von Investoren (einschließlich Ross Perot) zu einer hohen Bewertung, und ich erinnere mich daran, wie ich seine Unternehmenszentrale besuchte. Man konnte das drohende Fiasko förmlich sehen. Das Logo war von Paul Rand entworfen worden und in der Lobby gab es eine freitragende Treppe – Anklänge daran sieht man in den Treppen, die man heute in vielen Apple Stores antrifft.
    NeXT war für Steve ein Schritt aus seinem natürlichen Element heraus. Er versuchte, Computer an Großunternehmen zu verkaufen – und die ließen sich nicht von Produkten hinreißen, die das Bauchgefühl ansprachen. Außerdem war er dadurch zu einer Zeit dem Trubel des Verbrauchergeschäfts entrückt, als die Computerfirmen so langsam
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