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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults
Autoren: Michael Moritz
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scharf.
    Espinosa erbleichte und ging zum Geschäftlichen über. Er erzählte seinen Kollegen, dass es ihm schwerfiel, qualifizierte Redakteure einzustellen, dass seine Mitarbeiter mehr Mac-Prototypen brauchten, mit denen sie arbeiten konnten, und dass die Grafikabteilung von Apple nicht unbedingt gewillt war, einigen seiner Anfragen nachzukommen. „Wir wollen Bücher machen, die einfach wunderschön sind“, sagte er, „die man erst durchliest und sich dann ins Regal stellt, weil sie so toll aussehen.“

    Unterbrochen wurden die Arbeitssitzungen von Kaffeepausen, Spaziergängen am Strand, ein bisschen Frisbeespielen im Gras, vereinzelten Pokerpartien und einem purpurroten Sonnenuntergang. Das Abendessen wurde zwar an langen Kantinentischen serviert, aber mit Mensafutter hatte es nichts zu tun. Auf jedem Tisch stand eine Batterie aus Zinfandels, Cabernets und Chardonnays, aber die Stangenweißbrote waren schneller verschwunden. Nach dem Essen führte jemand, der aussah wie ein nüchterner Kieferorthopäde mit dünnem silbernen Haar und eulenartiger Brille, etwas auf, das in Computerkreisen als kabarettistischer Auftritt durchging. Diese Gestalt, die ein Mac-T-Shirt über einem langärmeligen Hemd trug, war Ben Rosen. Er hatte den Ruf, den er sich an der Wall Street als Elektronikanalyst, als fleißiger Herausgeber eines informativen, geistreichen Börsenbriefs und als Veranstalter jährlicher PC-Konferenzen erworben hatte, in eine Karriere als Wagniskapitalgeber transformiert. Bevor er angefangen hatte, in Computerfirmen zu investieren, waren seine Kommentare genauso begehrt gewesen wie sein Ohr.
    Für die Mac-Gruppe hatte Rosen ein informelles Skript aus Bemerkungen, schlauen Sprüchen, Tipps und Branchenklatsch ausgearbeitet. Er lieferte einen knappen Überblick über einige Konkurrenten von Apple und tat Texas Instruments als „Unternehmen für die Fallstudien von Business Schools“ ab, fügte allerdings nach kurzem Nachdenken hinzu: „Die sollen angeblich in drei Wochen ihren fast IBM-KOMPATIBLEN Computer einführen.“
    „Und der Preis?“, fragte Jobs.
    „20 Prozent unter dem Vergleichspreis“, erwiderte Rosen.
    Er sprach über preisgünstige Heimcomputer und erwähnte Commodore: „Ich habe da ein paar Notizen über Commodore, über die ich unter vier Augen sprechen kann. Je mehr man über das Unternehmen weiß, umso schwerer fällt es, Zuversicht zu entwickeln.“
    Das flapsige Geplänkel hatte teilweise ein Ende, als Rosen begann, über IBM zu sprechen, dessen Personal Computer für Apple eine ernste Konkurrenz darstellte. „Eine der Sorgen von Apple“, bemerkte Rosen, „ist IBMs Zukunft.“ Er gestand, dass er kürzlich bei einem Besuch in der PC-Abteilung von IBM in Boca Raton beeindruckt war, und er beschrieb die Pläne für drei neue Personal Computer, soweit er sie kannte. Dann blickte er sich im Raum um und sagte: „Das ist der wichtigste Teil von Apple Computer. Der Mac ist Eure offensivste und defensivste Waffe. Ich habe noch nie etwas gesehen, das man damit vergleichen könnte.“ In spöttischem Ton erwähnte er noch ein Branchengerücht: „Unter anderem kursiert an der Wall Street das Gerücht einer Fusion von IBM und Apple.“
    „IBM hat aber schon gesagt, es stünde nicht zum Verkauf “, gab Randy Wigginton, ein junger blonder Programmierer, zurück.
    Die Mitglieder der Mac-Gruppe begannen, Fragen zu stellen. Einer wollte wissen, wie sich die Apple-Aktie nach Rosens Meinung entwickeln würde. Ein anderer wollte unbedingt erfahren, wann ein PC-Softwarehersteller die Umsatzmarke von 100 Millionen Dollar erreichen würde, während ein weiterer mit eher strategischen Neigungen fragte, wie Apple dafür sorgen könnte, dass die Computerhändler in ihren immer dichter besetzten Regalen einen Platz für den Mac freiräumen würden.
    „Uns droht eine Krise“, sagte Jobs aus dem hinteren Bereich des Raums zu Rosen. „Wir müssen beschließen, wie wir den Mac nennen wollen. Wir könnten ihn ‚Mac‘ nennen, ‚Apple IV‘ oder ‚Rosen I‘. Wie gefällt Euch ‚Mac‘?‘“
    „Stecken Sie 30 Millionen Dollar in die Werbung“, sagte Rosen, „dann hört sich das toll an.“
    Rosen war das einzige Intermezzo in der Serie von Vorträgen, die alle Mac-Abteilungsleiter nacheinander hielten. Diese Vorträge boten eine kurze Besichtigungstour eines Computerunternehmens und betäubten alle mit einem Wirrwarr von Fakten. Die schwungvollen Präsentationen wurden gelegentlich von Applaus für
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