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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults
Autoren: Michael Moritz
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Worte FABRIK, LIEFERANTEN, SOFTWAREHÄUSER, VERTRIEBSMANNSCHAFT und KUNDEN. Jobs erklärte das Dreieck und wies auf die Reihenfolge der Bänder hin: „Wir haben die große Chance, auf die weitere Entwicklung von Apple Einfluss zu nehmen. An jedem Tag, der vergeht, sendet die Arbeit von 50 Leuten, die hier geleistet wird, eine gigantische Welle durch das Universum. Ich bin von der Qualität unserer Welle wirklich beeindruckt.“ Er machte eine Pause. „Ich weiß, manchmal ist es ein bisschen schwierig, mit mir auszukommen, aber noch nie in meinem Leben hat mir etwas so viel Spaß gemacht. Mir geht es total gut.“ Der Anflug eines Lächelns huschte über sein Gesicht.

Kapitel 1.0
„Boomtown by the Bay“.
    P lanierraupen und Löffelbagger ratterten durch den Steinbruch und rissen gelbbraune Narben in die Hügelflanke. Die Maschinen sandten Staubschwaden in die Luft über dem südlichen Ende der San Francisco Bay. Große hölzerne Plakatwände verkündeten, dass die Maschinen und der Steinbruch der Kaiser Cement Company gehörten. Die Erde in den Kippern sollte das Fundament der Städte bilden, die auf der Ebene unterhalb des Steinbruchs errichtet wurden. Die Lastwagen rumpelten an Stacheldrahtrollen vorüber, an Schildern, die vor einem steilen Gefälle warnten, probierten ihre Bremsen aus, rollten auf eine Landstraße und quälten sich durch die engen Kurven und die Schlaglöcher, die nach Cupertino führten, ein Dorf, das sich sehr bemühte, nicht zur Stadt zu werden. Von den Toren des Steinbruchs aus war an diesem Werktagmorgen Mitte der 1950er-Jahre die Lage der Kreuzungen, die den Mittelpunkt von Cupertino bildeten, an den zylindrischen Umrissen von lehmfarbenen Futter-und Getreidesilos zu erkennen.
    In den 1950er-Jahren war das Santa Clara Valley noch überwiegend ländlich geprägt. An manchen Stellen wurde das Grünland von Gebäudeklecksen gesprenkelt. Aus der Ferne sah das so aus, als hätte jemand kleine Müllladungen ausgeschüttet und sie dann so verteilt und verschmiert, dass sich in der Talsohle eine Reihe kleiner Städte bildete, die sich in der Ebene zwischen San Jose und San Francisco erstreckten: Los Gatos, Santa Clara, Sunnyvale, Mountain View, Los Altos, Palo Alto, Menlo Park, Redwood City, San Carlos, Hillsborough, Burlingame und South San Francisco.
    Die meisten Städtchen waren noch in Art und Stil der 1930er-Jahre gehalten. Die Gebäude waren selten mehr als zwei Stockwerke hoch. Die Autos durften noch schräg auf beiden Seiten der Hauptstraße parken. Die Straßenecken waren häufig mit einer Vertretung der State Farm Insurance, einer Tankstelle, einer Filiale der Bank of America und einer Vertretung von International Harvester geschmückt und in Städten wie Cupertino hatte es noch vor gar nicht so langer Zeit Kampagnen gegeben, um einen Zahnarzt und einen Allgemeinmediziner anzuwerben. Direkt daneben der Mittelpunkt der Welt: ein Rathaus, das im spanischen Missionsstil aus Terrakottaziegeln gebaut war und das von einer Bücherei, einem Polizeirevier, einem Spritzenhaus, einem Gericht und Palmenstümpfen flankiert wurde.
    Aber zwischen diesen Städtchen gab es allerlei Unterschiede. Jedes hatte sein eigenes Klima und es wurde umso wärmer, je weiter entfernt die Stadt von dem Nebel von San Francisco lag. Am Südende der Halbinsel war das Sommerwetter eindeutig mediterran, und ein kleines Priesterseminar, das oberhalb von Cupertino lag, hätte sich auch an den Rand eines Hügels in der Toskana schmiegen können. Die Städte hatten ihre eigenen Stadträte und Steuern, ihre eigenen Gemeindeordnungen und Eigenarten, ihre Zeitungen und Gewohnheiten. Bei den Bürgermeisterwahlen wimmelte es von Gerüchten und Unterstellungen, die aus einer Gemeinde herrührten, in der die Menschen, wenn nicht den Bürgermeister persönlich, so doch jemanden kannten, der ihn kannte. Und selbstverständlich trennten Neid und Snobismus die Städte voneinander.
    Die Rechtsanwälte und Ärzte, die sich in den Hügeln von Los Gatos Häuser bauten, behaupteten – ohne auch nur einen Hauch von Ironie – , das Gehirn von San Jose schlafe in Los Gatos. Die Menschen, die in Los Altos Hills wohnten, schauten auf die Leute in Los Altos herab, die im Flachland lebten. In Palo Alto mit seinen anmutigen Bäumen und der Stanford University herrschte ein entspanntes Lebensgefühl. Hier gab es ein paar Elektronikfirmen, die von ehemaligen Studenten gegründet worden waren. Städte wie Woodside und Burlingame, die oberhalb der
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