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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults
Autoren: Michael Moritz
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seltsame Beschaffenheit der Grenzen des Schulbezirks Cupertino: Damit ihre Kinder auf die Schulen der Stadt Cupertino gehen konnten, brauchten sie gar nicht in Cupertino zu wohnen. Der Schulbezirk umfasste auch Teile von San Jose, Los Altos und Sunnyvale, und die günstig gelegenen Häuser wurden mit Aufschlag verkauft. An manchen Stellen wurden sogar Häuser von der Grenze in zwei Teile geteilt.

    Jerry Wozniak, ein Ingenieur Mitte dreißig, war einer von Tausenden, die Ende der 1950er-Jahre von Lockheed eingestellt wurden. Er, seine Frau Margaret und ihre drei kleinen Kinder Stephen, Leslie und Mark ließen sich in einem Haus in dem ruhigen Teil von Sunnyvale nieder, der im Einzugsgebiet des Schulbezirks Cupertino lag.
    Am anderen Ende der Halbinsel, im Sunset District von San Francisco, adoptierten Paul und Clara Jobs ihr erstes Kind Steven. In den ersten fünf Lebensmonaten fuhren sie ihr Baby häufig unter den Straßenlaternen, Imitationen von Originalen aus dem 19. Jahrhundert, spazieren, über die Straßenbahnschienen und am Strand entlang, im Schatten der feuchten Strandmauer, unter dem Nebel, dem zinnfarbenen Himmel und den grauen Möwen.

Kapitel 2.0
Supergeheime Himmelsspione.
    L ockheed, ein Unternehmen von höchster Geheimhaltungsstufe, wurde zum Synonym für Sunnyvale. Als die Raketenabteilung in der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre wuchs, veränderte sie das wirtschaftliche Klima des Santa Clara Valley, verwandelte Sunnyvale mehr oder weniger in eine Firmenstadt und verlieh der Gemeinde den Hauch des Mysteriösen. Man sprach von Lockheed, als würden dort Science-Fiction-Gestalten alltäglichen Beschäftigungen nachgehen. Lockheed war in das Gewebe des nationalen Raumfahrtprogramms eingesponnen und in Sunnyvale kannte man gewisse Aspekte von Discoverer, Explorer, Mercury und Gemini bald genauso gut wie die Namen einiger Astronauten. Man hätte meinen können, H. G. Wells sei in der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit von Lockheed tätig und würde Pressemitteilungen über einen endlosen Strom von Wunderdingen veröffentlichen.
    Es gab Gerüchte über ein Labor, das Weltraumbedingungen simulieren konnte, über einen Kassettenrekorder, der so klein war, dass man ihn auf der Handfläche halten konnte, und über „Hotshot“, den stärksten Windkanal der Privatwirtschaft. Ingenieurteams von Lockheed erforschten eine spezielle Brennstoffzelle für die Energieversorgung von Raumschiffen und sie zeichneten Pläne für eine vorgefertigte, 400 Tonnen schwere bemannte Raumstation in der Form eines Glücksrads. Es gab auch eher finstere Gerüchte. Man wusste, dass einige Lockheed-Ingenieure an einer ballistischen Mittelstreckenrakete arbeiteten, die als die „supergeheime Polaris“ bekannt war, und an einem „Himmelsspion“: einem geheimen „supertollen“ Erdsatelliten, ausgerüstet mit einer Fernsehkamera, welche die Russen ausspähen konnte. Das Unternehmen ließ stolz verlauten, dass sein Weltraumkommunikationslabor sieben Minuten vom Erstflug eines Explorer-Satelliten aufgezeichnet hatte, und es brüstete sich damit, dass sein schüsselförmiges Radioteleskop 20 Satelliten gleichzeitig überwachen konnte. Anderen Berichten zufolge gab es bei Lockheed einen erstaunlichen elektronischen Computer, der angeblich die Intelligenz eines Menschen besaß, der aber auch geschickt Tic Tac Toe spielen konnte.
    Als Jerry Wozniak im Jahr 1958 bei Lockheed zu arbeiten begann, kam er also in ein Unternehmen, das große Ideen hatte – zumindest schien es der Außenwelt so. Wozniak war ein markiger Mann mit dickem Hals und starken Unterarmen und seine Kraft hatte ausgereicht, um in der Footballmannschaft des California Institute of Technology in Pasadena, wo er Elektrotechnik studiert hatte, als offensiver Tailback zu spielen. Nachdem er ein Jahr lang als Junior-Ingenieur bei einem kleinen Unternehmen in San Francisco gearbeitet hatte, kündigte er und verbrachte zusammen mit einem Partner zwölf Monate damit, eine Maschine zu konstruieren, die Rohmaterialien wie zum Beispiel Asbestplatten stapeln, verpacken und zählen konnte. Aber dem Duo war das Geld ausgegangen, bevor es einen Prototyp fertigstellen konnte, was Wozniak zu der Schlussfolgerung veranlasste: „Technisch gesehen war das wohl eine gute Idee, aber uns war nicht klar, was man braucht, um ein Unternehmen aufzuziehen.“
    Nach dem Abschluss an der Cal Tech hatte Wozniak geheiratet. Seine Frau Margaret war auf einer kleinen Farm im Bundesstaat Washington
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