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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults
Autoren: Michael Moritz
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aufgewachsen. Während des Zweiten Weltkriegs hatte sie in den Collegeferien als Elektrikergeselle in den Kaiser-Werften in Vancouver gearbeitet, wo sie die damaligen kleinen Flugzeugträger verkabelte, die im Dock gebaut wurden. Irgendwann hatten ihre Eltern ihre Siebensachen verkauft und waren in das warme Los Angeles gezogen. „Kalifornien“, hatte sich Margaret Wozniak gedacht, „das war der tollste Ort der Welt.“ Doch nachdem Jerrys Liebesabenteuer mit dem Unternehmertum gescheitert war und im August 1950 ihr erster Sohn Stephen zur Welt kam, wurden die Wozniaks in die Sphäre der Unternehmen zurückgezogen. Mehrere Jahre lang reisten sie durch die südkalifornische Luftfahrtindustrie, die aus den Gehversuchen der ersten Flieger entstanden war. Und wie Tausende anderer Familien setzten die Wozniaks bald Städte wie Burbank, Culver City und San Diego mit Unternehmen wie Lockheed, Hughes Aircraft, Norfolk und McDonnell Douglas gleich. Eine Zeit lang arbeitete Jerry Wozniak als Waffenkonstrukteur in San Diego, dann half er beim Bau von Autopiloten für Lear in Santa Monica. Er kaufte sein erstes Haus im San Fernando Valley, bevor die maßgeblichen Personen von Lockheed beschlossen, eine Abteilung in Sunnyvale aufzubauen.

    Während seine Kinder monatelang in Häusern spielten, die sie aus Umzugskartons gebaut hatten, gewöhnte sich Jerry Wozniak an den Rhythmus der kurzen Pendelfahrt, die ihn zu Lockheed brachte. „Ich hatte nie vor, sehr lange bei Lockheed zu bleiben. Ich hatte vor, erst in die Gegend zu ziehen und mich später endgültig niederzulassen.“ Das Unternehmen hielt sich von Familienangelegenheiten fern. Lockheed war versteckt und abgeschirmt hinter Sicherheitsgenehmigungen, Sonderausweisen, uniformierten Wachen und Stacheldrahtzäunen. Kinder huschten eigentlich nur dann durch die Tore des Unternehmens, wenn die Öffentlichkeit am Wochenende des Unabhängigkeitstages eingeladen war, die akrobatischen Flugkunststücke der Blue Angels zu beobachten. Wenn sich Jerry Wozniak am Samstagmorgen Arbeit aus dem Büro holen musste, warteten seine Kinder im Auto – umgeben von dem riesigen Parkplatz mit seinen Fischgrätenmustern. Lockheed war wie eine alte Tante, die wollte, dass die Kinder nur zum Essen erscheinen.
    Wenn Jerry Wozniak abends oder am Wochenende Arbeit mit nach Hause brachte und sich mit großen Bögen blaukariertem Millimeterpapier und mit Zeichenstiften ins Familienzimmer setzte, befasste er sich normalerweise mit Entwürfen, die die Miniaturisierung elektronischer Bauteile vollständig ausreizten. In der Raketenabteilung arbeitete Wozniak an dem Lageregelungssystem für die Polaris-Rakete und kurz danach an einem Plan zum Einsatz von Computern für die Konstruktion integrierter Schaltkreise. Noch später arbeitete er in einem Bereich namens „Special Projects“, der, wie er seinen Kindern sagte, etwas mit Satelliten zu tun hatte. In Jerry Wozniaks Position gehörte es daher zur täglichen Arbeit, Fachzeitschriften zu lesen, sich durch Konferenzprotokolle zu wühlen, Monografien durchzublättern und sich grundsätzlich über die Entwicklungen auf dem Gebiet der Elektronik auf dem Laufenden zu halten.
    Die Satelliten, die bei Lockheed entworfen wurden, waren dafür gebaut, Millionen von Meilen weit zu reisen, aber die Umlaufbahnen der Lockheed-Familien hatten einen geringeren Umfang. Die Wozniaks machten nie lange Urlaub. Normalerweise fuhren sie an Weihnachten oder an Ostern nach Südkalifornien, um die Großeltern zu besuchen. Ab und zu aßen sie im Restaurant, fuhren zum Brunchen nach Sausalito oder machten einen Ausflug zu einem Baseballspiel der San Francisco Giants, aber größtenteils lag der Mittelpunkt ihrer Welt in Sunnyvale. Mit Kriegsspielen und Sport befasste sich Jerry Wozniak genauso intensiv wie mit Elektronik. Stundenlang spielte er mit seinen Söhnen im Garten Baseball, und er wurde Trainer der Braves, einer Little-League-Mannschaft aus Sunnyvale. Aber am meisten freute er sich auf das Golf-Viererspiel, das er samstagsmorgens mit Nachbarn im nahe gelegenen Cherry Chase Country Club spielte – ein großer Name für einen Club, in dem die Golfer, wenn sie 18 Löcher spielten, zweimal um den Platz gingen. Und hier gewannen Wozniak senior und Wozniak junior ein Vater-Sohn-Golfturnier. Sonntagsnachmittags schauten sie sich im Fernsehen Footballspiele an.
    Und bei den Wozniaks war wie bei Tausenden anderen kalifornischen Familien, die ihre Kinder in den 1960er-Jahren
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